Wasserstoff-Modellregion Fichtelgebirge: Großes Interesse beim Kick-Off
„Die Sonne kocht auch nur mit Wasserstoff“ oder „Ohne Wasserstoff sind Hopfen und Malz verloren“ – mit diesen Sprüchen wirbt die Wasserstoff-Modellregion Fichtelgebirge ab sofort für sich und Ihre Ideen. Denn das Potential der Nutzung von grünem Wasserstoff, wie sie im Fichtelgebirge geplant ist, ist noch zu wenig bekannt, aber offenbar in großem Maße vorhanden.
Diese Einschätzung haben bei der Kick-Off Veranstaltung auch hochkarätige Experten bestätigt. Unter strengen Corona-Auflagen waren die rund 50 Teilnehmer in der Fichtelgebirgshalle und dem Landratsamt zusammengekommen; ein Teilnehmerfeld bestehend aus interessierten Unternehmern aus der Region, Fachleuten der NOW GmbH aus Berlin, Vertretern der Partner der Wasserstoff-Modellregion Fichtelgebirge (darunter SWW Wunsiedel, Endura Kommunal, Siemens oder Riessner Gase) aber auch von Forschungseinrichtungen wie dem Fraunhofer Institut, der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg sowie der Hochschule Hof.
„Die Ideen, an denen man im Fichtelgebirge arbeitet, sind wegweisend für andere Regionen in Deutschland“, sagte Philipp Braunsdorf, Programm Manager der NOW GmbH, der per Video aus Berlin zugeschaltet war. Die NOW GmbH (Nationale Organisation Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie) koordiniert und steuert unter anderem das Nationale Innovationsprogramm Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie (NIP) und ist somit die bundesweite Instanz, wenn es um das Thema Wasserstoff geht. Der Landkreis Wunsiedel i. Fichtelgebirge biete geeignete Rahmenbedingungen für die Umsetzung einer regionalen Wasserstoffwirtschaft, so Braunsdorf. Auch das Interesse auf internationaler Ebene sei riesig, weshalb er sich gut vorstellen könne, mit Besuchsdelegationen ins Fichtelgebirge zu kommen.
Eine Einschätzung, die Marco Krasser, Geschäftsführer der SWW teilt. „Wir arbeiten seit 2001 hier in Wunsiedel am Thema Energiewende und haben schon viel erreicht. Nun möchten wir hier im Fichtelgebirge gemeinsam den nächsten Schritt gehen und zeigen, wie und dass grüner Wasserstoff Einzug in die Mobilität halten kann. Denn bislang stammen 95 Prozent des in Deutschland produzierten Wasserstoffs aus fossilen Quellen. Dies kann nicht die Zukunft sein. Unser Ziel muss sein, auf mittlere Sicht hier CO2-neutral zu werden.“
Professor Michael Sterner von der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg war ebenfalls einer der Fachredner und unterstrich damit auch das große Interesse der Hochschulen an der Arbeit der Wasserstoff-Modellregion. Er mahnte zur Eile. Nach den Jahren der Forschung müsse es jetzt an die Umsetzung gehen, sagte er.
Dass Wasserstoff eine Rolle in der Mobilität spielen kann zeigte schließlich ein Beispiel aus der Schweiz. Jörg Ackermann, der ebenfalls virtuell zugeschaltet war, ist der Präsident des Fördervereins H2-Mobilität und arbeitet derzeit zusammen mit der Firma COOP und anderen Unternehmen an der Umstellung ihrer LKW-Flotten. Der Konzern plant bis zum Jahr 2023 rund 1600 wasserstoffbetriebene LKWs in der Schweiz auf die Straßen zu bringen.
„Das sind Beispiele, die Mut machen“, findet auch Landrat Peter Berek. „Spätestens nach dem heutigen Tag werden wir auch weit über die Landkreisgrenzen hinaus als eine von deutschlandweit 13 Wasserstoff-Modellregionen wahrgenommen. Dieses Thema vereint das für uns wichtige Thema Klimaschutz mit dem Aspekt der Wirtschaftsförderung. Die Wasserstoffproduktion und Nutzung wird zu einer echten Wertschöpfung in der Region führen.“
Die nächsten Treffen sind bereits geplant. Zunächst gilt es nun mit den regionalen Unternehmen noch intensiver ins Gespräch zu kommen und sie vom Potential des grünen Wasserstoffs noch weiter zu überzeugen. Ihre Anforderungen sollen mit in die weitere Entwicklung im Fichtelgebirge einfließen.
Hintergrund:
Am Standort Landkreis Wunsiedel i. Fichtelgebirge wird die deutschlandweit größte Produktion von grünem Wasserstoff auf der Basis der Elektrolyse entstehen. Der entsprechende Vertrag ist am 24.09.2020 unterzeichnet worden. Geplant ist diesen, aus regenerativen Quellen gewonnenen Wasserstoff, in der Mobilität oder auch in den regionalen Firmen zu nutzen. Bis Ende nächsten Jahres wird man ein konkretes Konzept erarbeiten, wie die Wasserstoffproduktion und -nutzung im Landkreis in der Praxis aussehen wird. Kann die Region mit diesem Konzept im Bundesverkehrsministerium erneut überzeugen, eröffnet das, als sogenannter HyPerformer anerkannt zu werden, was im Idealfall Investitionen von bis zu 100 Millionen Euro ermöglichen könnte. Denkbar sind hier der Bau von Anlagen zur Produktion und Speicherung, aber auch Tankstellen oder die Umrüstung ganzer Fahrzeugflotten in Betrieben, auf der Straße oder der Schiene.
Infos unter www.wasserstoff-modellregion-fichtelgebirge.de
Weiterführende Informationen zum Thema „Grüner Wasserstoff“ finden Sie beispielsweise auch auf den Seiten des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie:
https://www.bmwi-energiewende.de/EWD/Redaktion/Newsletter/2020/07/Meldung/direkt-erklaert.html
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