Bamberg: Neuer Teilnahmerekord bei der dritten Kidical Mass – Kinder eroberten wieder die Straßen
Am gestrigen Sonntag eroberten bei der „Kidical Mass“ bereits zum dritten Mal nach 2018 und 2019 die Kinder die Bamberger Straßen. Dutzende Familien folgten dem Aufruf der Initiatoren Matthias Werner und Timm Schulze von der Initiative Radentscheid Bamberg und unterstützen die Forderungen der Kinder-Fahrraddemo: angstfreies Radfahren für alle Menschen, sichere Schulradwegenetze und Tempo 30 für sicheren Straßenverkehr innerorts. Die Veranstalter zählten rund 160 Teilnehmende – für Bamberg ein neuer Rekord bei der Kidical Mass und einer Fahrraddemo. Auch die Bundestagsabgeordnete Lisa Badum und die Stadträte Christian Hader und Andreas Eichenseher radelten mit.
Nach der Kundgebung am Spielplatz im Harmoniegarten bewegte sich die radelnde und klingelnde Menge durch die Stadt. Dabei nutzen die Teilnehmenden die gesamte Fahrbahnbreite. Ungewohnt für viele Radfahrende: Sonst werden sie vom Autoverkehr meist an den Fahrbahnrand gedrängt. Die Route führte durch die Lange Straße und zweimal über den Innenstadtring (via Königstraße und Luitpold-/ Willy-Lessing-Straße). Die Teilnehmenden der Raddemo ließen sich einiges einfallen: Kinderlieder über Lautsprecher und eine Seifenblasenmaschine sorgten für gute Stimmung. Das Tempo wurde dabei von den Kindern bestimmt, die auf Lauf- und Kinderrädern hinter der Polizei voranfuhren. Einige Eltern kamen mit dem Nachwuchs auch in Lastenrädern oder Kinderanhängern sowie einem Rollstuhlanhänger.
Trotz der ausgelassenen und fröhlichen Stimmung bei schönstem Sonnenschein hat die Kidical Mass einen ernsten Hintergrund. Die Unfallstatistik für 2019 zeigt zum wiederholten Mal: Die Anzahl der Verkehrstoten insgesamt geht zurück. Gegen diesen Trend ist die Anzahl der getöteten Radfahrenden erneut gestiegen. Bei Unfällen zwischen PKW und Fahrrad mit Personenschaden hatten die Radfahrenden nur in 23,4 Prozent der Fälle die Hauptschuld (Quelle: Statistisches Bundesamt[1]). Matthias Werner vom Organisationsteam stellt fest: „Die Gefahr geht überwiegend von zu schnellen Autos aus. Breite Straßen gibt es genug, aber breite Fuß- und Radwege nicht. Wenn doch, dann sind sie leider immer wieder zugeparkt.“ Werner fordert: „Die Stadtpolitik muss ihre Versprechen einhalten und dringend etwas verändern.“
Die Infrastruktur hat mit dem stetig wachsenden Radverkehrsanteil nicht mitgehalten. Noch immer wird der Verkehr in der Stadt zu sehr aus der Perspektive des Autos und nicht der Perspektive von Menschen geplant. Daraus folgen Konflikte und Unfälle. Timm Schulze vom Organisationsteam ist überzeugt: „Ob mit dem Fahrrad oder zu Fuß: Die verletzlichsten Verkehrsteilnehmenden müssen besser geschützt werden. Unsere Kinder haben ein Recht auf selbständige und sichere Mobilität.“
Die Initiatoren sind sich darin einig, dass es nur weniger Verkehrsunfälle geben wird, wenn der Hindernislauf für Menschen auf dem Rad und zu Fuß beendet wird. Sie brauchen dazu deutlich mehr Flächen. Der Autoverkehr muss auf ein notwendiges Maß beschränkt werden und in der Innenstadt ein Tempolimit von 30 km/h eingeführt werden.
Das Besondere im Jahr 2020: Die Kidical Mass Bamberg war Teil einer bundesweiten Aktion. In über 100 deutschen und europäischen Städten fanden am Wochenende 19./20.09. unter dem Motto „Platz da für die nächste Generation“ solche Fahrraddemonstrationen statt. Die Kidical Mass wurde in Bamberg unterstützt von einem breiten Bündnis aus Initiative Radentscheid Bamberg, ADFC Bamberg, VCD Bamberg, dem Familienbeirat der Stadt Bamberg, Change e.V., Greenpeace Bamberg, BUND Bamberg, DJK Gaustadt Triathlonabteilung, Erlöserkirche, USI – Unabhänige Studierendeninitiative und vielen mehr.
Matthias Werner und Timm Schulze sind zufrieden. So soll es auch im kommenden Jahr wieder eine Kidical Mass in Bamberg geben.
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