DLRG Mittelfranken: „Mindestens 192 Ertrunkene seit Jahresbeginn in Deutschland“

DLRG-Mitglieder bei der Schwimmausbildung. Foto: DLRG
DLRG-Mitglieder bei der Schwimmausbildung. Foto: DLRG

Bayern nach wie vor trauriger Spitzenreiter – aber nur 1 Fall in Mittelfranken

In den ersten sieben Monaten des Jahres 2020 sind in deutschen Gewässern mindestens 192 Menschen ertrunken. Das sind erfreulicherweise 63 weniger als im Jahr davor. Diese Zahlen gab die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) am Donnerstag bekannt. „Man kann es nicht oft genug sagen: Die Zahl der Ertrunkenen ist nun sehr wetterabhängig. Der Frühling und die ersten Sommermonate in diesem Jahr waren bislang doch eher verhalten und das spiegelt sich in den erfassten Zahlen wider“, erklärte Achim Wiese, Pressesprecher der DLRG Bundesverband. Von den 192 deutschlandweit ertrunkenen Personen sind im Ländervergleich in Bayern mit 35 Fällen (-32 im Vergleich zum Vorjahr) die meisten Opfer zu beklagen, gefolgt von Nordrhein-Westfalen mit 26 (-15) und Niedersachsen mit 24 (-4). Im bayernweiten Vergleich kommt Mittelfranken mit einem tödlichen Unglücksfall im Großraum Erlangen noch ganz gut weg.

Keine Veränderung gibt es hingegen bei den Orten, an denen Menschen zumeist ertrinken. So ereignen sich die meisten Unfälle noch immer im Binnenland – insbesondere an ungesicherten Badestellen. Mindestens 90 Prozent kamen dort ums Leben. 76 von ihnen starben in Flüssen, 75 in Seen und Teichen, neun in einem Bach, fünf in einem Graben, vier in einem Kanal und drei in Hafenbecken. Hinzu kommen zwei Todesfälle in Pools und vier in sonstigen Gewässern wie z.B. Rückhaltebecken.

„An Flüssen, Seen und Teichen sind in den wenigsten Fällen Rettungsschwimmer im Einsatz. Wir betonen immer wieder unsere Bereitschaft, mit Kommunen oder Landkreisen zusammenzuarbeiten. Ein simples Badeverbotsschild reicht eben nicht aus, um Menschen vor dem Sprung ins unbewachte und vor allem unbekannte Gewässer abzuhalten“, mahnt Wiese. In Schwimmbädern fanden mit vier Badegästen vergleichsweise wenige den nassen Tod.

Aus diesem Grund hat der SPD-Fraktionssprecher Arif Taşdelen eine Aufklärungskampagne von der bayerischen Regierung gefordert. „Der Großteil der Badeunfälle passiert an ungesicherten Badestellen. Der Freistaat muss hier die notwendigen finanziellen Mittel zur Verfügung stellen und die DLRG unterstützen, damit an den heißen Tagen möglichst alle Badegewässer beaufsichtigt werden können“, so Taşdelen in seiner Presseerklärung vom 06.08.2020.

Die meisten Ertrinkungsunfälle können jedoch durch eine fundierte Schwimmausbildung vorgebeugt werden. Hierfür braucht es jedoch geöffnete und entsprechend ausgestattete Schwimmbäder. Seit dem 08.06.2020 dürfen in Bayern die Freibäder wieder ihre Türen öffnen, am 22.06.2020 erhielten die Hallenbäder die Erlaubnis zur Öffnung seitens der bayerischen Regierung.

Leider hat sich dies in der Realität nicht umsetzen lassen, denn nur knapp die Hälfte der mittelfränkischen Gliederungen konnte bisher ihren Trainingsbetrieb wieder aufnehmen.

Die Hallenbäder inkl. Lehrschwimmbecken sind aus wirtschaftlichen Gründen nahezu komplett geschlossen, die Freibäder zwar geöffnet, aber nicht überall ist auch die Bereitschaft seitens der Badbetreiber vorhanden, Wasserfläche für die Vereine zur Verfügung zu stellen. Dort wo unsere Gliederungen ein Aktiventraining abhalten können, geschieht dies meist zu später Stunde, wenn die öffentlichen Badegäste die Badeanstalt bereits verlassen haben. Darüber hinaus wurden aufgrund der Doppelbahnregelung die Wasserfläche halbiert und eine Personenbeschränkung festgesetzt.

Ein Ausbildungsbetrieb im Anfängerschwimmen fand bisher aufgrund der geschlossenen Lehrschwimmbecken und der Kontaktbeschränkungen gar nicht statt. Dies zieht eine Vielzahl Kinder ohne Schwimmkenntnisse nach sich, die vermutlich nicht mehr aufgeholt werden kann. Die DLRG Bayern arbeitet zwar an einem Konzept zur Wiederaufnahme des Ausbildungsbetriebes, aber dies setzt eben geöffnete Schwimmbäder voraus.

Eine eindringliche Bitte geht daher an alle Badbetreiber ihre Schwimmhallen inkl. Lehrschwimmbecken nach den Sommerferien wieder für die Vereine und die Schwimmausbildung zu öffnen.

Über die DLRG in Mittelfranken

Der Bezirksverband Mittelfranken vertritt alle 17 mittelfränkischen DLRG Gliederungen bei der Bezirksregierung Mittelfranken und beim DLRG LV Bayern. Neben der Vertretungs- und Verwaltungsaufgabe kümmert er sich ebenfalls um Ausbildungen, welche nicht in einzelnen Ortsverbänden stattfinden können.

Mehr Informationen unter bez-mittelfranken.dlrg.de