Theater in Bayreuth: „Skandale und Randale“
Ein Bayreuth-Brevier in acht Spielszenen im Heckentheater der Wilhelminenaue
Kreativität ist in Corona-Zeiten auch beim Brandenburger Kulturstadl gefragt. „Wir werden in diesem Jahr nicht mehr im Kulturstadl an der Brandenburger Straße spielen, sondern weichen in das Heckentheater in der Wilhelminenaue aus“, sagt Kulturstadl-Sprecher Stephan Müller.
„Skandale und Randale“ heißt das Stück, in dem es sich ausschließlich um „Bayreuther Gschichdla“, einem „Bayreuth-Brevier“ in acht Spielszenen dreht.
„Eine Insel der Seligen ist Bayreuth nie gewesen. Natürlich nicht. Aber ein beschauliches Städtchen schon. In dem es sich recht friedlich und gediegen leben lässt. Kleine Skandale inklusive. Dann und wann auch ein wenig Randale. Wie das halt so ist, wenn Menschen dicht an dicht wohnen und Toleranz gepredigt, jedoch nicht immer gelebt wird.
Insgesamt ist das Stück an drei Samstagen (15., 22. und 29. August) insgesamt neunmal (jeweils zu 14, 16 und 18 Uhr) zu sehen.
Der Eintritt ist frei, die Anzahl der Stühle aufgrund der Abstandsregelungen begrenzt.
Das spiegelt sich auch in den Bayreuther „Gschichdla“ wieder, die vor einigen Jahren in einer eigenen Produktion des Kulturstadl in Zusammenarbeit mit der BMTG Teil einer lustigen Stadtführung war. Einer historischen Stadtführung, bei der es einmal nicht um Wilhelmine, Jean Paul, Richard Wagner oder Franz Liszt ging, sondern in erster Linie um das Volk.
Streit war an der Tagesordnung, in der städtischen Gerüchteküche brodelte es wild und beständig und auch am markgräflichen Hof ging es oft hoch her. Es wurde gelebt, geliebt und betrogen, mancher bezahlte dafür mit seinem Leben; geblieben ist ein bunter vergnüglicher Strauß an Geschichten und Anekdoten, die einerseits schnell erzählt sind, anderseits zum Schmunzeln einladen.
Da sind die zwei Bissgurken, zwei Marktweiber, die sich in die Haare gekriegt habe und sich aufs Übelste beschimpfen, da sind zwei Handwerker, die sich als „Klugscheißer“ herausstellen und da ist der Baron von Krohnemann, der eine Magd zur Eile antreibt. Wasser soll sie herbeischaffen! „Sieht sie denn nicht, dass es brennt, dass das Laboratorium in Gefahr ist!“ Aus dieser Szene erfahren die Zuschauer nicht nur etwas über den Umgang mit den Dienstboten, sondern dass es Krohnemann natürlich nicht gelang, Gold zu machen. Silber habe er dann aber hergestellt: Aus gestohlenen Silber schmolz er neue Münzen. Die Geschichte endet am Galgen. Trotz Begnadigung des Barons. Aber der Bote mit dem Gnadenbrief kam nicht mehr rechtzeitig.
Stephan Müller, der seit vielen Jahren Gästeführer ist, hatte die Idee und zahlreiche Vorschläge, Gordian Beck schrieb die Textfassung und führt zusammen mit Claudia Zwerenz Regie. „Natürlich wäre es schöner, wenn wir unsere Episoden im Rahmen einer Stadtführung in der historischen Innenstadt mit einem Gästeführer zeigen könnten“, sagt Claudia Zwerenz, kann sich aber auch über die Umsetzung im Heckentheater wirklich begeistern, zumal Gordian Beck mit Franziska Ramschütz, Rainer Jahn und Shawn Hentes drei Darsteller gefunden hat, die mit Witz und Esprit von Szene zu Szene überleiten.
Claudia Zwerenz freut sich über die große Begeisterung im Ensemble. Mit Simone Leykauf, Martin Ebner, Andreas Kießling, Franziska Niemeyer, Alexandra Voit, Reinhard Frank, Sonja Vogtmann, Andreas Vogtmann, Anna Seidler, Stefanie Walther, Ruby Tanner, Christian Doser, Nina Müller, Nelly Richter, Marco Marino und den drei „Erzählern“ werden nicht weniger als 19 Schauspielerinnen und Schauspieler aus dem Kulturstadl mitspielen. „Zum einem weil wirklich viele mitspielen wollen“, erzählt Stephan Müller, „und sie sich dann zwischen den Szenen auch nicht umziehen müssen.“ Dazu musste zwar noch das ein oder andere Kostüm angefertigt werden, aber „diesen Aufwand“, sagt Gordian Beck, „haben wir gerne auf uns genommen!“
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