Agentur für Arbeit Bamberg-Coburg berichtet über verspätet eingesetzte Frühjahrsbelebung im Juli 2020
Der Arbeitsmarkt im Juli 2020
Corona zum Trotz – Nur üblicher Anstieg
der Jugendarbeitslosigkeit zum Ausbildungs- und Schuljahresende
Die durch die Corona Krise erst mit Verzögerung eingesetzte Frühjahrsbelebung kam im Juli im gesamten Bezirk der Agentur für Arbeit Bamberg – Coburg nahezu zum Abschluss. In der Gastronomie und dem Baugewerbe stehen lediglich noch ein paar Wiedereinstellungen aus. Der Anstieg der Arbeitslosigkeit, der im Juni bereits deutlich an Dynamik (+134 Personen) verlor, setzte sich auch im vergangenen Monat mit geringer Intensität fort. Die hohe Inanspruchnahme von Kurzarbeit, durch die Entlassungen vermieden werden, spielt hierbei eine zentrale Rolle. Die Zahl der Arbeitslosen erhöhte sich im Juli nur um 1,1 Prozent (+140 Personen) auf 13 342 Menschen. Das ist für Juli ein saisonüblicher Anstieg. Vor drei Monaten, im April betrug die Steigerung das 10,5 -fache (April: +1 471 Personen, Mai: +591 Personen). Der Anstieg im Juli resultiert zu 70,7 Prozent aus der größeren Zahl an Arbeitslosmeldungen von jungen Menschen bis 25 Jahre. Ihr Bestand erhöhte sich in den letzten vier Wochen um 99 (+6,6 Prozent).
Die Zahl der Arbeitslosen liegt um 35,1 Prozent bzw. 3 469 Menschen über dem Vorjahreswert. Vor einem Monat waren es noch plus 39,7 Prozent bzw. 3 755 Personen gewesen. Es wurden 1 266 Frauen und Männer entlassen. Das waren 13,1 Prozent (-191) weniger als in 2019. 924 Menschen fanden eine neue Beschäftigung, 2,7 Prozent mehr (+24) als im Vorjahr.
Die Arbeitslosenquote beträgt wie im Juni 3,8 Prozent. Vor einem Jahr zählte sie 2,8 Prozent.
Arbeitsmarktentwicklung
Leichte Entspannung – Erstes Durchatmen erlaubt
Brigitte Glos, Leiterin der Agentur für Arbeit Bamberg-Coburg, zur aktuellen Lage am Arbeitsmarkt:
„Die angespannte Situation am Arbeitsmarkt lässt seit einigen Wochen spürbar nach, auch wenn von Entwarnung noch nicht die Rede sein kann. Der Abwärtstrend scheint zum Stillstand gekommen zu sein. Die Neueinstellungen und Entlassungen bewegten sich im Juli wieder auf Vorkrisenniveau, und wir hatten einen saisonüblichen leichten Anstieg der Arbeitslosigkeit. Die Betriebe meldeten wieder rege neue Stellenangebote.
Die meisten Arbeitsaufnahmen gab es im Juni in Produktionsberufen (231, 14,1 Prozent weniger als 2019). Im kaufmännischen Bereich waren es 188 Einstellungen, so viele wie 2019, Verkehr- und Logistik waren es 149, 11,3 Prozent weniger als im Vorjahr. Im Gastronomie und Lebensmittelbereich wurden 87 Personen eingestellt, 58,2 Prozent mehr als im Vorjahr. In Gesundheitsberufen waren es 71 Menschen, 44,9 Prozent mehr als letztes Jahr und in Reinigungsberufen 34 Personen, 17,2 Prozent mehr als im Vorjahr.
Bisher gab es seit Beginn der Corona Krise im Agenturbezirk Bamberg – Coburg lediglich Zahlen über die Anzeigen, d.h. voraussichtlich maximale geplante Kurzarbeit, jedoch nicht über die tatsächlich in Anspruch genommene. Diese liegen uns jetzt erstmals für den Monat März vor. In jenem Monat waren im Agenturbezirk insgesamt 2 374 Betriebe mit 19 284 (-936 als ursprünglich angezeigt) Arbeitskräften in Kurzarbeit. Im Februar waren lediglich 71 Unternehmen mit 2 328 Arbeitnehmern betroffen.
Der Verkauf sowie die Gastronomie, die in den letzten Monaten sehr zurückhaltend waren, fahren seit einigen Wochen zusehends die Kurzarbeit herunter und stellen wieder ein. Die Nachfrage an Weiterbildungsangeboten steigt in den Betrieben. Sie nutzen die durch Krise bedingt vorübergehende geringere Auslastung, um ihre Mitarbeiter mit der Unterstützung der Agentur für Arbeit zu qualifizieren.
Uns fällt auf, dass sich zunehmend Absolventen, die vom Betrieb noch keine oder lediglich eine mündliche Zusage auf Weiterbeschäftigung haben, vorsorglich bei der Arbeitsagentur melden. Jugendliche, bei denen die direkte Übernahme im Ausbildungsbetrieb nicht möglich ist, nutzen ab Herbst die Chance auf eine zweite Ausbildung. Da sich auch Schulabgänger sowie Studienabsolventen über die Sommermonate vorübergehend bei uns melden, rechne ich auch im August mit einem leichten Anstieg der Arbeitslosigkeit.“
Anstieg der Arbeitslosigkeit im Juli größtenteils ausgebremst
Der Arbeitsmarkt der Agentur Bamberg-Coburg umfasst folgende Gebietskörperschaften: Stadt und Landkreis Bamberg, Stadt und Landkreis Coburg sowie die Landkreise Forchheim, Kronach und Lichtenfels.
Auch im Juli waren die Folgen der Corona Krise im gesamten Agenturbezirk spürbar. Der Anstieg der Arbeitslosigkeit flaute jedoch deutlich ab. In Forchheim erhöhte sie sich um 3,4 Prozent, im Landkreis Bamberg um 2,1 Prozent sowie in der Stadt Bamberg um 2,0 Prozent. In der Stadt Coburg (+0,1 Prozent, +1 Person) und dem Landkreis Coburg (+0,2 Prozent, +4 Personen) stagnierte sie. Die Landkreise Lichtenfels und Kronach verbuchten sogar erstmals seit April jeweils einen leichten Rückgang um 0,8 Prozent.
Im Vergleich zum Vorjahr fällt die Steigerung der Zahl der Arbeitslosen agenturbezirksweit absolut im dreistelligen und prozentual im zweistelligen Bereich aus. Das Bamberger Land (+47,3 Prozent) hat die größte Erhöhung, gefolgt vom Landkreis Coburg (+38,6 Prozent), dem Landkreis Lichtenfels (+36,5 Prozent), Forchheim (+36,4 Prozent) sowie den Städten Bamberg und Coburg mit jeweils einem Plus von 32,4 Prozent. Kronach verzeichnet mit 18,2 Prozent den kleinsten Anstieg.
Die niedrigsten Arbeitslosenquoten und weiterhin Vollbeschäftigung haben die Landkreise Bamberg mit 2,8 Prozent und Forchheim (3,0 Prozent), während sie in der Stadt Coburg mit 6,3 Prozent am höchsten ist.
Stellenmarkt
Erste Lichtblicke – Größter Stellenzugang seit Beginn der Corona Krise
„Der Stellenmarkt legte im Juli den dritten Monat in Folge zu. Nach der Atempause zu Beginn der Krise bis Ende April war der Nachholbedarf in den vergangenen Wochen so groß, dass die Neumeldungen in einigen Bereichen sogar den Vorjahreswert übertrafen,“ sagt Glos. Im Juli bekam der Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit Bamberg-Coburg 1 245 sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsangebote gemeldet, 7,0 Prozent (-93) weniger als im letzten Jahr. Der Rückgang geht komplett auf einen geringeren Bedarf in der Zeitarbeit zurück, die 201 (-36,7 Prozent) weniger Stellen neu zu besetzen hatte wie vor einem Jahr. Im Gegensatz dazu stieg im Vorjahresvergleich der Zugang im verarbeitenden Gewerbe (+63 Stellen), dem Baubereich (+21) sowie im Gastgewerbe (+19) wieder.
Der Stellenbestand stieg bis Ende Juli leicht an. Er liegt um 42 Angebote über dem Juni Wert. Im letzten Jahr war er um 1 696 Stellen (+22,2 Prozent) größer gewesen. Der Vorjahresabstand reduzierte sich in den vergangenen vier Wochen jedoch um 113 Stellen. Auf 100 gemeldete Arbeitsplatzangebote kommen rein statistisch nur 225 Arbeitslose.
Der Stellenrückgang betrifft größtenteils den Bereich Produktion und Fertigung mit einem Minus von 36,9 Prozent auf 1 729 Jobangebote. Der Handel, Tourismus und Dienstleistungssektor nahm um 21,9 Prozent auf insgesamt 622 Stellenangebote ab. Die Nachfrage aus dem Bereich Verkehr, Logistik, Schutz und Sicherheit reduzierte sich im Vorjahresvergleich um 20,6 Prozent auf insgesamt 1 184 Stellen. Im Baubereich reduzierte sich der Bestand seit dem Vorjahr um 9,5 Prozent auf 699. Im Gesundheitswesen liegt das Angebot mit 954 Vakanzen ungefähr auf dem Vorjahresniveau (-1,5 Prozent). Die Zeitarbeit verzeichnet das größte Minus. Mit
1 524 gemeldeten Offerten Ende Juli, waren es 38,9 Prozent weniger als in 2019.
Arbeitslosigkeit sinkt im Juli in allen 7 Jobcentern
Seit Beginn der Krise sank im Juli erstmalig in allen sieben Jobcentern des Agenturbezirks wieder die Zahl der Arbeitslosen. Sie ging insgesamt um 126 Personen
(-2,6 Prozent) auf 4 667 zurück. Die Arbeitslosenzahl lag Ende des Monats um 719 Personen bzw. 18,2 Prozent über dem Vorjahresniveau. Die Erhöhung der Arbeitslosigkeit entfiel im Juli somit komplett auf den Versichertenbereich des SGB III. Erfahrungsgemäß wirkt sich der für Juli übliche Anstieg der Jugendarbeitslosigkeit wegen Schul- und Ausbildungsende größtenteils auf den SGB III Bereich aus, der von saisonal bedingten Schwankungen mehr betroffen ist. Es wächst aufgrund des Arbeitslosengeldanspruchs die Zahl der Arbeitslosen wegen der Corona Krise derzeit intensiver im Versichertenbereich des SGB III. Dort kletterte sie im Vergleich zu 2019 um 46,4 Prozent (+2 750 Personen) auf 8 675.
Arbeitsmarktentwicklung in den Regionen
Stadt Coburg
In Coburg kam der durch die Folgen der Pandemie ausgelöste Anstieg der Arbeitslosigkeit der letzten drei Monate im Juli zum Stillstand, und die Zahl der Arbeitslosen stagnierte. Die Arbeitslosigkeit nahm lediglich um eine Person auf 1 458 zu. Vor einem Jahr war sie um 357 Menschen oder 32,4 Prozent niedriger gewesen.
Es verloren genauso viele Personen ihre Beschäftigung wie im letzten Jahr. Gleichzeitig fanden 16,3 Prozent weniger einen neuen Arbeitsplatz. Lediglich die Jugendarbeitslosigkeit (unter 25 Jahre) stieg im letzten Monat um 20 Personen oder 10,2 Prozent auf 217. Im Sommermonat Juli kommt es regelmäßig zu häufigeren Arbeitslosmeldungen von jungen Menschen, die nach Abschluss der Berufsausbildung nicht übernommen wurden oder Abgänger von allgemein- und berufsbildenden Schulen waren. Die Arbeitslosenquote beträgt wie im Juni unverändert 6,3 Prozent. Vor einem Jahr lag sie bei 4,8 Prozent.
Der Arbeitgeberservice bekam im Juli 179 Stellen gemeldet. Das waren 13 (+7,8 Prozent) mehr als vor einem Jahr. Im Bestand sind aktuell 707 Jobangebote, 113 (-13,8 Prozent) weniger als in 2019.
Landkreis Coburg
Auch im Landkreis Coburg ebbte der Corona bedingte Anstieg der Arbeitslosigkeit in den vergangenen vier Wochen allmählich ab. Die Zahl der Arbeitslosen legte im Juli nur noch um vier Personen (+0,2 Prozent) auf 2 010 zu. Vor einem Jahr waren 560 Menschen (-38,6 Prozent) weniger arbeitslos gemeldet. Es verloren genauso viele Frauen und Männer ihre Beschäftigung wie vor einem Jahr. Gleichzeitig fanden lediglich vier Personen weniger einen neuen Arbeitsplatz. Die Zahl der arbeitslosen Jugendlichen und jungen Erwachsenen unter 25 Jahren stieg im letzten Monat um 9 oder 3,6 Prozent auf 258. Im Sommermonat Juli kommt es regelmäßig zu vermehrten Arbeitslosmeldungen von jungen Menschen, die nach Abschluss der Berufsausbildung nicht übernommen wurden oder Abgänger von allgemein- und berufsbildenden Schulen waren. Die Arbeitslosenquote beträgt wie in den beiden Monaten zuvor unverändert 4,0 Prozent (Vorjahr 2,9 Prozent).
Im Juli meldeten die Arbeitgeber aus dem Landkreis Coburg 167 sozialversicherungspflichtige Stellen, so viele wie vor einem Jahr. Im Pool sind aktuell 754 Beschäftigungsangebote, 330 (-30,4 Prozent) weniger als vor einem Jahr.
Landkreis Kronach
Seit dem Beginn der Corona Krise verzeichnete der Landkreis Kronach im Juli erstmals einen leichten Rückgang der Arbeitslosenzahl. Aktuell sind 1 548 Personen arbeitslos gemeldet, 13 weniger (-0,8 Prozent) als im Juni. Vor einem Jahr waren es 238 weniger gewesen (-18,2 Prozent). Es verloren 222 Menschen bzw. 63,6 Prozent weniger ihre Beschäftigung als in 2019. Der starke Rückgang der Arbeitslosmeldungen hat jedoch keine konjunkturellen Gründe, sondern liegt an der Insolvenz der Firma Loewe vor einem Jahr und der damals damit verbundenen sofortigen Freistellung der Mitarbeiter. Gleichzeitig fanden so viele Personen eine neue Beschäftigung wie vor einem Jahr. Die Jugendarbeitslosigkeit (unter 25 Jahre) stieg im vergangenen Monat um 7 oder 3,8 Prozent auf 193. Im Sommermonat Juli kommt es regelmäßig zu vermehrten Arbeitslosmeldungen von jungen Menschen, die nach Abschluss der Berufsausbildung nicht übernommen wurden oder Abgänger von allgemein- und berufsbildenden Schulen waren. Die Arbeitslosenquote liegt jetzt seit einem Quartal gleichbleibend bei 4,0 Prozent (Vorjahr 3,4 Prozent).
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