Universität Bayreuth: Versuche mit der seltenen „Dicken Trespe“
In einem von der Oberfrankenstiftung geförderten Forschungsprojekt arbeiten die Universität Bayreuth, das Bezirkslehrgut Bayreuth und die Firma IREKS (Kulmbach) eng zusammen. Im Mittelpunkt steht die Dicke Trespe. Diese zu den Gräsern gehörige Art wird vermehrt und erstmalig auf Back- und Bierbraueigenschaften untersucht.
„Zu unseren Landwirtschaftlichen Lehranstalten in Bayreuth gehört auch das Bezirkslehrgut. Hier werden Maschinen und Produktionsverfahren erprobt und Versuche in Zusammenarbeit mit anderen Institutionen durchgeführt. Alle Beteiligten profitieren von dieser Kooperation, die einen Austausch über Praxis und Wissen bietet. Auf einer unserer Flächen läuft derzeit der Versuch mit der Dicken Trespe“, so Bezirkstagspräsident Henry Schramm.
Die Dicke Trespe (Bromus grossus) ist eine uralte, schon in der Steinzeit kultivierte Grasart. Ähnlich wie beim Roggen entwickelte sich die Dicke Trespe aus einer Wildart durch die Jahrtausende lange Inkulturnahme und unbewusste Auslese durch den Menschen. „Die Dicke Trespe hat es fast zu einem Getreide ´geschafft´, indem sie sich an die besonderen Bedingungen des Ackerbaus und der nachfolgenden Ernte angepasst hat. Außerdem erreicht die Körnergröße die von Getreidearten“, erklärt Dr. Pedro Gerstberger vom Lehrstuhl Pflanzenökologie der Universität Bayreuth, der verantwortlich für das Forschungsprojekt ist.
Die Körner fallen nämlich nach der Reife nicht aus der Rispe, wie bei Wildgräsern, sondern verbleiben an der Pflanze und können so ohne Verluste geerntet werden. Zudem erfolgt die Keimung rasch und die Keimungsrate ist sehr hoch.
Das Besondere an der Dicken Trespe ist, dass sie im 20. Jahrhundert infolge der modernen Reinigung des Getreide-Saatgutes nahezu völlig verschwunden war und einheimische Vorkommen sehr selten sind. Es ist zu befürchten, dass sie gänzlich ausstirbt. Durch das Washingtoner Artenschutzabkommen und durch die Bundesartenschutzverordnung ist die Dicke Trespe streng geschützt. Erhaltungskulturen, wie am Bayreuther Bezirkslehrgut, sind jedoch erlaubt. Das Saatgut für die Studie kam aus Erhaltungskulturen von Botanischen Gärten. Ziel der Studie ist es, das seltene Gras ackerbaulich zu vermehren und Back-Versuche mit steigendem Anteil des Trespenmehls durchzuführen. Aufgrund des hohen Proteingehalts der Körner wäre auch die Herstellung von Nudelwaren möglich. Diese Untersuchungen werden von der Firma IREKS in Kulmbach durchgeführt. Darüber hinaus werden im Lehrstuhl für Bioprozesstechnik an der Universität Bayreuth Biersorten gebraut und geschmacklich bewertet, mit unterschiedlichen Anteilen des Trespenmalzes zum Gerstenmalz.
Gleichzeitig laufen auf der produktionsbiologischen Seite auch Züchtungsanstrengungen, die zum Ziel haben, die Körnerzahl pro Pflanze zu erhöhen.
Damit können letztlich Erkenntnisse gewonnen und Nutzungsmöglichkeiten erkundet werden, um die Dicke Trespe vor dem völligen Aussterben zu bewahren.
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