Spektakulärer Oldtimer-Neuzugang im Fränkischen Freilandmuseum
Ein Blitz mit Säge!
Er sollte nicht einfach an einen Händler verkauft werden; lieber schenkte Familie Martin-Birkmeyer aus Schonung-Hausen ihren Oldtimer-Lastwagen mit mobilem Sägewerk aus den Dreißigerjahren dem Fränkischen Freilandmuseum des Bezirks Mittelfranken. Die Augen von Museumsleiter Dr. Herbert May leuchteten, als Museumshandwerker Ende Mai den betagten Lastwagen ins Museum brachten. Dreißig Jahre lang fuhr Kurt Birkmeyer mit dem Lastwagen der Marke Opel Blitz, zu dem er selbst einen Sägeaufsatz gebaut hatte, zu seinen Kunden. Dort zersägte er vor Ort Brennholz in ofengerechte Stücke. Ab jetzt ist der Opel Blitz in der Scheune aus Weiltingen in der Ausstellung zur Landtechnik zu bewundern. Sobald er restauriert ist, soll er auch bei Techniktagen und dem Herbstfest vorgeführt werden.
Der Opel Blitz lief vermutlich in den späteren 1930er Jahren vom Band. Die Blitz-Laster kamen für Sach- und Personentransporte, als Feuerwehr- und Krankenwagen und beim Militär zum Einsatz. Und in unserem Spezialfall gar als mobile Säge!
Christian Birkmeyer aus Sennfeld im Landkreis Schweinfurt verdiente seinen Unterhalt mit dem Zuschnitt von Bau- und Brennholz. Zunächst besaß er eine mobile Bandsäge, die seine Kundschaft mit dem Schlepper zum Einsatzort ziehen musste. Um flexibler zu werden, kaufte er 1941 einen gebrauchten Opel Blitz und installierte auf der Ladefläche eine Bandsäge.
In der zweiten Hälfte der 1960er Jahre geriet das Fahrzeug in Brand, ein neues musste her.
Christian Birkmeyers Sohn Kurt (*1914 – † 1997) suchte wieder einen Blitz, die passende Technik für den Umbau war ja vorhanden. Fündig wurde er in Würzburg: Hier war ein Berliner Pärchen auf dem Weg nach Paris mit einem Motorschaden liegengeblieben. Birkmeyer holte das zu dieser Zeit bunt bemalte Fahrzeug ab, verpasste ihm einen dunklen Anstrich, baute einen Güldner-Motor ein und die Säge wieder auf.
So fuhr Kurt Birkmeyer mit dem Blitz tagein, tagaus durch Sennfeld und die umliegenden Dörfer. Mit seinem geselligen Wesen und dem schon damals altertümlich anmutenden Fahrzeug gehörte er zum Ortsbild. Um 1980 sank die Nachfrage spürbar – viele Haushalte hatten auf Zentralheizungen umgestellt, die mit Öl oder Gas befeuert wurden.
Der Opel Blitz war ein so erfolgreiches Modell, dass seit 1964 ein liegender Blitz das Logo der Firma Opel ziert. Das Freilandmuseum freut sich besonders, ein Gerät mit einer derart kreativen Nutzungsgeschichte seinen Besuchern präsentieren zu können.
Info:
Das Freilandmuseum ist täglich geöffnet bis Oktober von 9 bis 18 Uhr,
Eintritt 7 €, ermäßigt 6 €, Familien 17 €, Teilfamilien 10 €, Kinder unter 6 Jahren sind frei.
Zurzeit sind coronabedingt nicht alle Häuser geöffnet.
Die drei aktuellen Sonderausstellungen sind geöffnet:
- „Sauberkeit zu jeder Zeit! Hygiene auf dem Land“ große Jahresausstellung im Erdgeschoß der Ausstellungsscheune mit einem Teilbereich „Schwitzen, Schröpfen und Kurieren – Bader in Franken“
- „Wolfskinder. Verlassen zwischen Ostpreußen und Litauen“ Fotoausstellung in der Ausstellungsscheune Betzmannsdorf im Obergeschoß
- „Pfarrerssohn, Maler, Lebenskünstler: Johann Christian Reinhart (1761−1847) Ein Deutschrömer aus Hof. Radierungen aus der Sammlung Heinz Schuster“ in der Spitalkirche im Museum Kirche in Franken
Es gibt tägliche mehrere Aktionen, meist 13.30 – 15.30 Uhr, „Hier tut sich was“ (täglich Schafe unterwegs, tagesaktuell je nach Saison z. B. Vorführung historischem Waschen, Spinnen, Schmieden, Holzschuhherstellung, Backen, Korbflechten; Starten eines Lanz-Bulldogs, Gespräch mit dem Gärtner, Imker oder Bauern, im Flachsbrechhaus, beim Wasserschöpfrad …).
Führungen und alle Aktionsprogramme können (mit den aktuellen Sicherheitsauflagen) gebucht
werden.
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