Neuer Knotenpunkt im Bamberger Stromnetz
Bayernwerk nimmt Umspannwerk Unterhaid offiziell in Betrieb – Kunden wollen Strom in Zukunft vor Ort erzeugen und verbrauchen
Nach rund zweijähriger Bauzeit ist am Donnerstag, 9. Juli, das neue Umspannwerk Unterhaid im Landkreis Bamberg offiziell in Betrieb genommen worden. Dr. Egon Westphal, Technik-Vorstand der Bayernwerk AG, Bürgermeister umliegender Kommunen, Gäste und Projektverantwortliche feierten das neue Umspannwerk südwestlich von Unterhaid als wichtigen Knotenpunkt im regionalen Stromnetz, um zukünftig der zunehmenden Erzeugungsleistung dezentraler Anlagen gewachsen zu sein. Rund 2,9 Millionen Euro hat die Bayernwerk Netz GmbH (Bayernwerk) zur Verbesserung der Energieinfrastruktur in Teilen der Landkreise Bamberg und Haßberge aufgewendet.
„Das Stromnetz der Region hat ein neues Herzstück“, betonte Dr. Egon Westphal, Technischer Vorstand des Bayernwerks, bei der offiziellen Inbetriebnahme des Umspannwerks Unterhaid. Das neue Umspannwerk sei notwendig geworden, um dem seit Jahren anhaltenden Photovoltaik-Boom Rechnung zu tragen. Die technische Freiluft-Anlage im Gemeindegebiet von Oberhaid sei das Bindeglied zwischen dem Hoch- und dem Mittelspannungsnetz. Über das neue Umspannwerk werde einerseits die nötige Energie in die Landkreise Bamberg und Haßberge geleitet, sollte die dezentrale Erzeugung den zeitgleichen Verbrauch nicht decken können. Andererseits schafft das Bayernwerk ausreichend Kapazitäten für die Einspeisung aus Erneuerbarer Energie, um jederzeit die sichere Versorgung der Bürgerinnen und Bürger in der Region zu gewährleisten.
Photovoltaik-Boom
„Mit dem neuen Umspannwerk Unterhaid stärkt das Bayernwerk vorausschauend die Versorgungssicherheit der Region“, sagte Technik-Vorstand Dr. Egon Westphal. Seit 2010 hat sich die installierte Leistung von Photovoltaik-Anlagen im Umland der oberfränkischen Gemeinde von rund 10.000 Kilowatt auf fast 20.000 Kilowatt verdoppelt. „Setzt sich dieser Trend fort“, erklärte Dr. Egon Westphal, „wären die zulässigen Spannungsverhältnisse im örtlichen Stromnetz ab dem kommenden Jahr überschritten worden.“ Für das neue Umspannwerk und die erforderliche Anbindung an das Hoch- und Mittelspannungsnetz hat Bayerns größter Verteilnetzbetreiber rund 2,9 Millionen Euro aufgewendet. Das Umspannwerk Unterhaid versorgt die Gemeinden Oberhaid, Bischberg, Lisberg, Oberaurach, Priesendorf, Viereth-Trunstadt und Walsdorf und ist an die Hochspannungsleitung „Bamberg Nord – Eltmann“ angebunden.
„Das neue Umspannwerk ist ein wichtiger Baustein zur Umsetzung der Energiewende in der Region Bamberg. Bereits jetzt decken wir knapp 80 Prozent unseres Energiebedarfs über erneuerbare Energien ab und reduzieren so unseren CO2-Ausstoß um mehr als 220.000 Tonnen“, so Johann Kalb, Landrat des Landkreises Bamberg bei der Inbetriebnahme. Auch Carsten Joneitis, Bürgermeister Gemeinde Oberhaid, sieht im Bau des Umspannwerks eine Aufwertung der Region: „Ich bin beeindruckt von der Technik und die dahinterstehende Leistung des neu errichteten Umspannwerks. Es freut mich, dass die Energieversorgung regional erfolgt. Die viel diskutierten Stromtrassen sind ja umstritten und ich hoffe, dass es den Bürgern klar ist, dass mit dem Ausstieg aus dem Atomstrom die Stromsicherheit nicht mehr automatisch gewährleistet ist. Das neue Umspannwerk bedeutet daher eine Investition in die Zukunft.“
Im gesamten Bayernwerk-Netzgebiet speisen nahezu 300.000 dezentrale Energieanlagen ins Netz ein. Die steigende Zahl der Anlagen und die wachsende Einspeisemenge sind eine große Herausforderung für den Netzbetrieb. Insbesondere der hohe PV-Anteil im regionalen Verteilnetz des Bayernwerks führt bei starkem Sonnenschein dazu, dass die eingespeisten Strommengen den örtlichen Strombedarf deutlich übersteigen. Wenn in diesen Momenten die Kapazität im regionalen Verteilnetz zur Aufnahme des PV-Stroms nicht ausreicht, muss überschüssiger Strom in die höhere Transportnetzebene abgegeben werden. Dazu sind leistungsstarke Umspannwerke als Schnittpunkte zwischen den unterschiedlichen Spannungsebenen erforderlich. Der letzte Einspeiserekord im Bayernwerk-Netz wurde Anfang Mai dieses Jahres gemessen. Mehr als 5.000 Megawatt Strom – das entspricht der Leistung von etwa sechs konventionellen Kraftwerken – sind im Verteilnetz aufgenommen worden. Rund die Hälfte konnte regional nicht verteilt und musste zum Transport in das nationale und internationale Übertragungsnetz abgegeben werden.
Hintergrund
Die Stromversorgung in Deutschland erfolgt über vier Netzebenen: die Höchst-, Hoch-, Mittel- und Niederspannung. Die Höchstspannungsebene (380 Kilovolt) wird in weiten Teilen Bayerns durch die in Bayreuth (Oberfranken) ansässige TenneT betrieben. Das Bayernwerk ist für das sogenannte Verteilnetz verantwortlich und betreibt die Hoch- (110 Kilovolt), Mittel- (20 Kilovolt) und Niederspannungsebenen. Die vier Netzebenen sind mit dem Straßenverkehr vergleichbar: Die Höchstspannung gleicht dabei der Autobahn (TenneT), die Hochspannung der Bundesstraße, die Mittelspannung der Landstraße und die Niederspannung der Gemeindestraße, die bis zum Haushalt und Betrieb führt (Bayernwerk). Ein Umspannwerk ist in diesem Bild die Ab- und Zufahrt zu zwei verschiedenen Netzebenen. Die Umspannwerke des Bayernwerks verbinden in der Regel die Hoch- und Mittelspannungsebene. Von der Mittel- zur Niederspannungsebene erfolgt die Verbindung mittels Trafostationen.
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