Diesjährige Freibadsaison in Egloffstein steht vor dem Aus
Zu den coronabedingten Auflagen kommen größere technische Probleme hinzu. Das eingesparte Defizit soll für die anstehende Sanierung zurückgelegt werden. Bis dahin wird das Grundstück der Öffentlichkeit als Freizeit- und Erholungsfläche zur Verfügung gestellt.
Bis zuletzt hatte man in Egloffstein auf eine Öffnung des Freibades gehofft. Anfang Juni hatte der Gemeinderat ein umfangreiches Hygienekonzept verabschiedet, das unter anderem die Einbindung von Ehrenamtlichen in der Aufsicht vorsah und eine eventuelle Öffnung im Juli in Aussicht stellte. Das Hygienekonzept wurde an die sich ständig verändernden Auflagen angepasst und fortgeschrieben, auch die Egloffsteiner Vereine machten sich auf die Suche nach freiwilligen Helfern. Nach aktuellem Stand des Hygienekonzeptes hätten zumindest 50 Personen gleichzeitig ins große Becken und 6 Personen gleichzeitig ins Planschbecken gedurft – unter Einhalten des Mindestabstandes und mit „Einbahnverkehr“ im großen Becken wäre man trotzdem immer noch weit von einem vergnügten und entspannten Freibadsommer entfernt. Doch das rund 80 Jahre alte Freibad stellte den Markt Egloffstein auch noch vor andere große Herausforderungen. Bereits seit Jahren musste man einen von Jahr zu Jahr größer werdenden Wasserverlust durch die poröse Beckenfolie und das an vielen Stellen undichte Leitungssystem hinnehmen. Da das ständig frisch zugeführte Quellwasser chemisch aufbereitet und aufgeheizt werden muss, verzeichnete man zuletzt ein Defizit von rund 120.000 € pro Saison.
Bei den Vorbereitungsarbeiten für die diesjährige Saison musste man feststellen, dass der Wasserverlust bei rund 18.000 Litern pro Stunde liegt. Das Wasser bahnt sich unterirdisch seinen Weg und fließt über Drainageleitungen in die nahegelegene Trubach. Der Bauausschuss des Marktes Egloffstein machte sich Mitte Juni ein Bild über die Situation und ordnete einen „letzten Rettungsversuch“ an: Der gemeindeeigene Bauhof wurde beauftragt, in den Drainageleitungen pneumatische Rohrverschlüsse anzubringen, um das Wasser zu stoppen. Man erhoffte sich davon, das Wasser innerhalb des Beckens und des Leitungsnetzes zurückhalten zu können. Doch innerhalb kürzester Zeit suchte sich das Wasser einen neuen Weg und flutete die tiefergelegene Liegewiese, nach rund 24 h Einsatz der Druckluftverschlüsse war sogar schon der neben dem Freibad liegende Wanderweg überschwemmt.
Neben dem wirtschaftlichen Aufwand der Aufbereitung und Erwärmens des Wassers käme bei einem Betrieb mit diesem ständigen und enormen Wasserverlust noch die ökologischen Unwägbarkeiten hinzu: man kann es sich schon rein aus Naturschutzgründen nicht erlauben, gechlortes und erwärmtes Wasser in die Trubach zu leiten.
Eine Reparatur bzw. ein Austausch des kompletten Leitungskreislaufes und der Beckenfolie würde eine größere sechsstellige Summe verursachen. Eine enorme Summe für eine Saison.
Denn das Egloffsteiner Freibad soll – wie bereits berichtet – im nächsten Jahr grundlegend saniert werden. Eine eventuell etwas kostengünstigere und provisorische Reparatur wäre bei einer „normalen Saison“ vielleicht noch vertretbar gewesen, allerdings lohnt sich die Ausgabe beim besten Willen nicht, wenn dann in diesem Sommer eh nur unter strengen Hygieneauflagen geöffnet werden dürfte. All diese Punkte besprach Bürgermeister Förtsch mit seinen beiden Stellvertretern Niki Thäter und Günter Polster sowie den Beschäftigten in Verwaltung und Bauhof. Aufgrund der wirtschaftlichen und ökologischen Unwägbarkeiten wurde dringend von einer Öffnung abgeraten. Schweren Herzens und mit Bedauern in Hinblick auf die Sommerferien und den Aspekt „Urlaub zu Hause“ werden die drei Bürgermeister dem Ratsgremium vorschlagen, das Bad in dieser Saison nicht zu öffnen. Die weitläufige Liegewiese, das Beachvolleyballfeld und die Toilettenanlage können in diesem Sommer der Allgemeinheit als Freizeitgrundstück dienen, so die Meinung der Bürgermeister.
Parallel sollen die Planungen für die Sanierung vorangetrieben werden und das in 2020 eingesparte Defizit in die Rücklage für die Sanierung gelegt werden. Laut aktueller Kostenschätzung des beauftragten Ingenieurbüros wird die Sanierung und der Umbau des Egloffsteiner Bades rund 2 Mio. € kosten. Das Bundesinnenministerium in Berlin hat bereits eine Förderung zugesagt, derzeit werden vom Ingenieurbüro und dem Markt Egloffstein die möglichen Fördertatbestände von bayerischer Seite eruiert, so dass man noch im Juli den Förderantrag stellen kann. Hier hofft man auf tatkräftige Unterstützung seitens der Bundesund Landespolitik. Alle örtlichen Vertreterinnen und Vertreter der beiden Regierungskoalitionen in Berlin und München, nämlich die Bundestagsabgeordneten Dr.
Silke Launert (CSU) und Anette Kramme (SPD) sowie die beiden Landtagsabgeordneten Michael Hofmann (CSU) und Thorsten Glauber (FW) haben sich bereits vom Reiz des Egloffsteiner Freibades überzeugen können und ihre Hilfe zugesagt.
Neueste Kommentare