Neues Positionspapier: Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV) – Bezahlbar und gut ausgebaut

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) Mittelfranken, die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di Mittelfranken und die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) Nürnberg verabschieden ein gemeinsames Positionspapier zum Thema „Öffentlicher Personennahverkehr – Bezahlbar und gut ausgebaut

Im Nürnberger Stadtrat steht am 17.6.2020 eine intensive Debatte an zur Frage: „Wie teuer darf öffentlicher Personennahverkehr sein und soll ein 365-Euro-Ticket für alle eingeführt werden?“. Dieses Thema betrifft sowohl Unternehmen im Organisationsbereich der Gewerkschaft ver.di als auch der EVG und den Beschäftigten. Gemeinsam mit dem DGB wurde deshalb ein gemeinsames Positionspapier beschlossen.

Das Positionspapier ist dieser Pressemitteilung beigelegt und zur Veröffentlichung freigegeben.

Matthias Birkmann, Geschäftsstellenleiter EVG Nürnberg:

„Wir brauchen Investitionen in die Infrastruktur, in die Fahrzeuge und in Personal. Nur so kann der ÖPNV eine echte Alternative zum Individualverkehr werden. Und man muss wissen, der ÖPNV ist vielleicht für Nutzer*innen kostenlos – aber er wird immer Geld kosten. Hier sehen wir in erster Linie die öffentliche Hand in der Pflicht, aber auch Unternehmen oder Beherbergungsbetriebe sollten sich an der Finanzierung beteiligen.

Aus Sicht der EVG müssen die heutigen Arbeitsplätze im Vertrieb und im Zugbegleitdienst erhalten bleiben. Denn die Aufgaben zur Beratung und Betreuung der Reisenden werden bleiben. Außerdem ist die Begleitung der Züge durch ausgebildetes Personal für die Sicherheit der Fahrgäste und die Zuverlässigkeit des Eisenbahnbetriebs notwendig.“

Stephan Doll, Geschäftsführer DGB Mittelfranken:

„Ein 365 € Ticket kann nur eine Übergangslösung sein. Langfristig sollte die Nutzung des ÖPNV für die Kund*innen kostenlos sein. Dafür muss aber aus Sicht des DGB das Angebot zuerst flächendeckend ausgebaut werden, sowohl auf dem Land, als auch in der Stadt. Alleine durch den Ausbau des ÖPNV werden viele neue Arbeitsplätze geschaffen. Vor dem Hintergrund einer Abschwächung der Exportwirtschaft stellt der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur nicht nur Investitionen in die Zukunft der Mobilität, sondern auch in die Stärkung der Binnennachfrage dar.

Wir sind der Meinung, dass guter und gut ausgebauter ÖPNV durch die Erhöhung der Mobilität auch einen wichtigen Beitrag zur Entspannung der Wohnraumknappheit in Nürnberg beitragen kann. Von positiven Effekten für das Klima durch eine Senkung des CO2–Ausstoßes ganz zu schweigen. Der Ausbau des ÖPNV ist eine wichtige Herausforderung für die ganze Region und muss jetzt endlich mit den Beschäftigten gemeinsam angegangen werden.“

Rita Wittmann, Geschäftsführerin ver.di Mittelfranken:

„Was bei der ganzen Diskussion um ein 365 € Ticket oder den kostenlosen ÖPNV untergeht, ist die Situation der Beschäftigten in diesem Bereich. Nur durch gute und gutbezahlte Arbeitsplätze sowie einer hochwertigen Ausbildung des eigenen Fachkräftenachwuchses durch die Unternehmen, können die Herausforderungen des steigenden Fahrgastaufkommens gemeistert werden.

Wir benötigen in diesem Bereich auch endlich faire Bedingungen. Kommunale Vergabeordnungen oder besser noch ein bayerisches Tariftreue- und Vergabegesetz können dafür sorgen, dass zukünftig keine Schmutzkonkurrenz zwischen Anbietern mehr herrscht. Tarifverträge und betriebliche Mitbestimmung der Arbeitnehmer sind für uns auch im ÖPNV unerlässlich.“