Forchheim: Freddy sagt zum Abschluss leise servus

Mit Freddy Winkler verliert die Forchheimer Kneipen-Szene eine Institution / Foto: Alexander Hitschfel

Nach fast 40 Jahren Kneipenbewirtschaftung sperrt Freddy Winkler nun seine Bar am Annafest zu. Bereits vor einigen Jahren hat er bereits die Traditionskneipe „Schlawiner“ geschlossen. Mit dem 63jährige verlässt eine weitere Institution die Forchheimer Kneipen-Szene.

„Es ist mir nicht leichtgefallen“, gibt der 63jährige Freddy Winkler offen zu. Schweren Herzens hat er sich entschieden nach über 35 Jahren Selbstständigkeit als Kneipenwirt sein Gewerbe aufzugeben. Mit dem 63jährigen geht nicht „irgendein Kneipenwirt“ in den Ruhestand, sondern eine Institution, die nicht nur in Stadt und Landkreis Forchheim, sondern weit über die Landkreisgrenzen hinaus bekannt und geschätzt war. Winkler hat sich im Jahre 1984 entschlossen in die Selbstständigkeit zu gehen. Er gründete den „Schlawiner“ in Forchheim, eine Kneipe, die sich schnell zu einer Szenen-Lokalität entwickelte. Von 1984 bis 1995 war der Schlawiner in der Eisenbahnstraße „beheimatet“. Dann zog man von 1996 bis 2013 in die Wallgasse um. Von 1985 bis 2020 unterhielt Winkler dann während des Annafestes noch „Freddys Bar“, eine kleine 30 Quadratmeter Ausschankhütte mit Freifläche, gleich gegenüber dem Hoffmannskeller. „Im letzten Jahr habe ich eine neue Hüfte bekommen, jetzt schmerzt das Knie; man wird halt nicht jünger“, erzählt Winkler. Die körperlichen Beschwerden sind auch der Grund warum der 63jährige jetzt auch aufhört. „Eigentlich wollte ich ja schon vor zwei Jahren aufhören, doch dann bin ich nochmals überredet worden weiter zu machen“, so Winkler. Eigentlich hätte es am diesjährigen letzten Annafest-Tag eine große Abschiedsparty für die Mitarbeiter, Stammgäste und Geschäftspartner geben sollen; doch Corona hat diesem Ansinnen den sprichwörtlichen „Strich durch die Rechnung“ gemacht.

Kneipeninventar wird für einen guten Erlös verkauft / Foto: Alexander Hitschfel

„Das bedauere ich schon sehr, dass ich mich nicht von meinen Kunden und Mitarbeitern persönlich verabschieden kann“, sagt der 63jährige, der in Hausen wohnt. Noch ein letztes Mal geht läuft er über „seinen“ kleinen Keller; man merkt es förmlich, dass ihm der Abschied nicht leichtfällt. Das noch vorhandene Inventar seiner Kneipe verkauft Freddy an interessierte Personen. Bereits am letzten Samstag war der erste „Flohmarkt“ angesetzt. Dort gingen Red Bull- und Coca-Cola-Kühlschränke, Leuchtreklame und andere Kneipenausstattung über die Theke. Mit jedem verkauften Teil geht auch ein die eine oder andere Erinnerung verloren, Erinnerungen an schöne Zeiten, die Freddy Winkler nicht missen möchte. Gerne denkt er an die „Hoch-Zeiten“ des Schlawiners von 1984 bis 1991 und die damit verbundenen legendären Strandpartys zurück. „Da haben wir dann immer ein 3000-Liter-Pool im Schlawiner aufgestellt und die Gäste mussten in Badekleidung kommen“, erinnert sich der 63jährige mit einem Lächeln im Gesicht an die wohl schönsten Zeiten seines Gewerbebetriebes zurück.

„Damals hatten wir Gäste, die sind extra aus Nürnberg und aus Bamberg in den Schlawiner gekommen.“ Doch es gab nicht immer einfache Zeiten. Der 63jährige erinnert sich auch daran, als das Rauchverbot in Kneipen aufkam und er den Schlawiner kurzerhand in einen Raucherclub umwandeln musste um überhaupt noch weitermachen zu dürfen. Mit Polizei, Lebensmittelüberwachung und Ordnungsamt hatte Winkler immer ein gutes Auskommen. „Es gab keinerlei Probleme“, sagt der 63jährige und ist darauf zurecht stolz. Aber auch am Annafest hatte Winkler in seiner Bar seine Stammgäste. „Die kamen teilweise jedes Jahr aus Frankfurt und aus München aufs Annafest und kamen nur wegen dem Flair in der Annafest-Bar“. Dankbar ist er den Pächtern des Hoffmanns-Kellers, die ihm in den letzten Jahren auch immer die Toilettenanlagen mit zur Verfügung gestellt hatten. „Die Zusammenarbeit war immer fair und korrekt“, so Winkler. Einen Teil des Erlöses aus dem verkauften Inventar will der 63jährige spenden.

„Der Teilerlös wird an das Forchheimer Tierheim gehen“, kündigt Winkler an. Ein letztes Mal greift Freddy Winkler zu seiner Tischglocke und läutet die Glocke, wie er Jahr für Jahr die allabendliche „letzte Getränkerunde“ am Annafest eingeläutet hat. Mit einem lauten Klingeln hat er jetzt für sich die letzte Runde eingeläutet. „Danke Freddy für über fast 40 Jahre treue Kneipendienste“.