Das Egloffsteiner Freibad bleibt im Juni noch geschlossen

Das Einhalten der Infektionsschutzauflagen würde den Besuchern jeglichen Badespaß nehmen und stünde zudem in einem krassen Missverhältnis zwischen Aufwand des Betreibers zum Nutzen für die Besucher – nun hofft man auf Lockerungen der Beschränkungen im Laufe des Sommers.

Freibad Egloffstein in Zeiten "BC - Before Corona". Foto: Gemeinde Egloffstein

Freibad Egloffstein in Zeiten „BC – Before Corona“. Foto: Gemeinde Egloffstein

Nach der Ankündigung der Staatsregierung, dass ab 08. Juni die ersten Freibäder in Bayern wieder öffnen dürfen, freute man sich auch in Egloffstein auf einen möglichst entspannten und fröhlich-vergnügten Badesommer im idyllisch gelegenen Freibad. Der Markt Egloffstein wartete zunächst die infektionsschutzrechtlichen Vorgaben der staatlichen Stellen ab. Unter Zugrundelegung der „5. Bayerischen Infektionsschutzmaßnahmenverordnung“, des Bayerischen Gesundheitsministeriums, des „Rahmenhygienekonzeptes Sport“ des Innenministeriums sowie eines vom Verband kommunaler Unternehmen, dem Bayerischen Gemeindetag und dem Landesamt für Gesundheit entwickelten Eckpunktepapiers wurde ein für das hiesige Freibad erforderliche, standortspezifisches Infektionsschutz- und Hygienekonzept und eine Ergänzung der Badeordnung erstellt. Parallel dazu liefen die Vorbereitungsarbeiten zur Wiederinbetriebnahme des Bades an.

Die zwingend einzuhaltenden Regelungen hinsichtlich der Anzahl der gleichzeitig anwesenden Gäste, der Abstandsregelungen in allen öffentlich zugänglichen Flächen des Bades und auch in den Bade- und Schwimmbecken ließen die Hoffnungen auf einen entspannten Badesommer schnell schwinden. Bei der Vorstellung der Schutzmaßnahmen im Marktgemeinderat verglich Bürgermeister Förtsch den diesjährigen Freibadbesuch eher mit einem „Hofgang innerhalb einer Justizvollzugsanstalt unter Anwendung von Chlorwasser“ als mit den gewohnten Badevergnügen der Vorjahre.

So müssten gem. des Infektionsschutzkonzeptes alle Besucher des Bades für eine evtl. Kontaktverfolgung im Falle einer Infizierung mit dem Corona-Virus namentlich erfasst werden, das Schwimmerbecken würde in Bahnen unterteilt, in welchen „Einbahn-Verkehr“ herrscht. Der gesamte Beckenbereich könnte zur Aufrechterhaltung der Abstandsregeln nur von einer Seite betreten werden und müsste an einer anderen Stelle wieder verlassen werden. Im rund 42 m langen Schwimmerbecken dürften sich nur immer 25 Personen gleichzeitig aufhalten, die angehalten worden wären, die Bahnen im Rahmen ihrer Schwimmfähigkeiten zügig zu durchschwimmen. Auf dem gesamten Gelände des Bades würden die allgemeinen Abstandsgebote und Kontaktbeschränkungen gelten und somit auch überwacht werden. Für das Kleinkinder- bzw. Planschbecken sieht das aktuelle Infektionsschutzkonzept die Nutzung von drei Personen gleichzeitig vor – hier müssten die Erziehungs- bzw. Sorgeberechtigten auf den Mindestabstand der Kinder achten. Kinder unter 14 Jahren dürfen das Bad nur in Begleitung durch eine aufsichtsberechtigte erwachsene Person betreten.

Für das Einhalten des Schutzkonzeptes ist der Betreiber, also der Markt Egloffstein verantwortlich. Die Überwachung dieser Auflagen sowie der zusätzliche Reinigungs- und Desinfektionsaufwand führt nach einer Aufstellung des Bürgermeisters zu einem zusätzlichen Personalaufwand von 210 Mannstunden pro Woche (3 Personen bei 10 h täglichem Betrieb an 7 Tagen in der Woche) Der Marktgemeinderat führte in seiner Sitzung vom 02.06. eine kontroverse Diskussion über das Für und Wider des Badebetriebes. Auch die Verantwortung der Gemeinde als Teil des Staates, den Bürgern nach einer langen Zeit mit Entbehrungen und Beschränkungen diese Form der Freizeitbeschäftigung zurückzugeben, wurde angesprochen. Die nicht unerhebliche Steigerung des bereits im Regelbetrieb zu Buche schlagenden jährlichen Defizits von rund 80.000 € schreckte einige Räte auf. Aber auch hinsichtlich des Tourismus im Trubachtal solle man den Gästen das Freibad zur Verfügung stellen, so die Meinung einiger Räte. Die grundsätzliche Entscheidung, ob das Freibad unter diesen Bedingungen überhaupt geöffnet werden solle, wollte das Gremium an diesem Abend nicht treffen. Vielmehr sollte mit Vertretern von maßgeblichen Zielgruppen des Bades und den Vereinen das Gespräch dahingehend gesucht werden, wie deren Ansicht ist und ob der Markt Egloffstein auf eine tatkräftige Unterstützung seitens ehrenamtlicher beim Umsetzen der Auflagen zählen kann. Gleichwohl wurde das Infektions- und Hygieneschutzkonzept sowie die Ergänzung der Badeordnung einstimmig verabschiedet.

Im Gedankenaustausch am Mittwoch dieser Woche der drei Egloffsteiner Bürgermeister mit den Vereinsvertretern kam auch seitens der Ehrenamtlichen immer mehr die Ansicht durch, eine Öffnung des Bades mache unter diesen strengen Auflagen nur wenig Sinn. Weder die Familien könnten den Freibadbesuch genießen, noch die sportlich ambitionierten Schwimmer adäquat trainieren. Der enorme Aufwand im Betrieb stehe in keinem vernünftigen Verhältnis zur erlaubten Nutzung, so auch die mehrheitliche Meinung der Vereinsvertreter. Schweren Herzens kam man überein, das Bad zumindest im Juni noch geschlossen zu lassen. Eventuell ergeben sich in den nächsten 4 Wochen weitere Lockerungen bei den staatlichen Auflagen, die einen Betreib des Bades unter günstigeren Umständen ermöglichen. Noch will man die Badesaison 2020 in Egloffstein nicht komplett abschreiben. Anfang Juli will man sich erneut treffen, um dann die Lage neu zu beurteilen. Auch in Hinblick auf die Sommerferien und den Aspekt „Urlaub zu Hause“ hofft man auf weitere Lockerungen. Die finale Entscheidung über die Öffnung trifft der Marktgemeinderat in seiner Sitzung am 09. Juni.