Bad Windsheim: Verlängerung der Ausstellung Wolfskinder im Fränkischen Freilandmuseum – berührende Schicksale elternloser Kinder
Wegen der großen Resonanz verlängert das Fränkische Freilandmuseum des Bezirks Mittelfranken die Fotoausstellung „Wolfskinder –Verlassen zwischen Ostpreußen und Litauen“.Die Ausstellung wird noch bis zum 13. September im Obergeschoss der Ausstellungsscheune Betzmannsdorf zu sehen sein.Während des Zweiten Weltkrieges versuchten elternlose Kinder auf der Flucht vor Krieg, sowjetischer Macht, Gewalt, Hunger und Kälte in der freien Natur des Baltikums zu überleben. Die Sonderausstellung dokumentiert in nie zuvor gezeigten Bildern und Textzeugnissen den Weg diesersogenann-ten „Wolfskinder“von den unsäglichen Schreckensmomenten des Krieges bis heute. Die Ausstellung basiert auf einem Zeitzeugenprojektder Fotografin Claudia Heinermann und den Interviews der Journalistin Sonya Winterberg. Lebensgroße Fotoporträts, knappe Hintergrundinfos und zahlreiche autobiografischen Zitate ermöglichen eine intensive Begegnung mit den Schicksalen der Wolfskinder. Gleichermaßen berührt verlassen Zeitzeugen der Nachkriegszeit genauso wie junge Menschen den Ausstellungsraum. Begegnung mit den Schicksalen der Wolfskinder in lebensgroßen Porträts, Ausstellung im Fränkischen Freilandmuseum.
1941 war Ostpreußen ein Aufmarschgebiet für den Angriff auf die Sowjetunion. Ende 1944 stand die Rote Armee ihrerseits an der ostpreußischen Grenze. Hunderttausende flohen, um befürchteter Rache und Vergeltung zu entgehen. Immer wieder gingen Kinder auf der Flucht verloren oder erlebten den Tod der eigenen Familie. In der nunmehr besetzten Provinz mussten Kinderund Jugendliche ohnmächtig mit ansehen, wie ihre Geschwister verhungerten, die Großeltern aus Schwäche starben oder die Mutter einer Epidemie erlag. Auf sich allein gestellt, versuchten diese Kinder in der freien Natur zu überleben. Gegen Hunger, Kälte und sowjetische Willkür führten sie einen Kampf um Leben und Tod. Einige fanden Unterschlupf jenseits der Memel bei litauischen Bauern, die sie heimlich aufnahmen und notdürftig versorgten. Im Gegenzug arbeiteten die Kinder auf den Höfen. Eine Schulbildung blieb den meisten verwehrt, ein Großteil kann bis heute weder lesen noch schreiben. In der Regel erhielten die Kinder eine neue Identität und litauische Namen, um ihr Herkunft zu verschleiern. So blieben sie Jahrzehnte hinter dem Eisernen Vorhang, ohne dass ihr Schicksal einer größeren Öffentlichkeit bekannt war. Seit dem Zerfall der Sowjetunion Anfang der neunziger Jahre veränderte sich auch das Leben der jetzt so bezeichneten Wolfskinder. Mit der Ausstellung werden ihre bewegenden Schicksale dem Vergessen entrissen und öffnen sich zu einem vielschichtigen Panorama der Zeitgeschichte.
Täglich geöffnet bis Oktober von 9 bis 18 Uhr,Eintritt 7 €, ermäßigt 6 €, Familien 17 €, Teilfamilien 10 €, Kinder unter 6 Jahren sind frei.Zurzeit sind aus hygienischen Gründen nicht alle Häuser geöffnet. Die drei aktuellenSonderausstellungen sind geöffnet:
•„Pfarrerssohn, Maler, Lebenskünstler: Johann Christian Reinhart (1761-1847) Ein Deutschrömer aus Hof. Radierungen aus der Sammlung Heinz Schuster“ in der Spitalkirche im Museum Kirche in Franken
•„Wolfskinder. Verlassen zwischen Ostpreußen und Litauen“Fotoausstellung inder Ausstellungsscheune Betzmannsdorf im Obergeschoß
•„Sauberkeit zu jeder Zeit! Hygiene auf dem Land“große Jahresausstellung im Erdgeschoß der Ausstellungsscheunemit einem Teilbe-reich„Schwitzen, Schröpfen und Kurieren –Bader in Franken
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