Sonntagsgedanken zu Pfingsten
Der Turmbau zu Babel
In der Bibel lesen wir eine merkwürdige Geschichte. Die Babylonier wollten sich Berühmtheit verschaffen, bauten einen Turm, der zum Himmel reichen sollte. Gott musste aber erst vom Himmel herabsteigen, um zu sehen, was seine Menschenkinder da unten trieben. So lächerlich ist oft unsere Großtuerei. Zur Strafe für ihren Hochmut verwirrte Gott die Sprache der Menschen, so dass sie ihr Bauprojekt nicht mehr vollenden konnten.
Die alte Legende hat sich wohl nie so zugetragen, sie ist vielmehr symbolhaft zu verstehen. „Legende“ bedeutet: das muss gelesen werden, weil es uns alle angeht. Überlegen Sie doch mal, welche babylonischen Türme Sie heute bauen und welchen Preis Sie dafür zahlen. Da kauft man sich vielleicht ein viel zu teueres Auto, nur um den Arbeitskollegen zu übertreffen. Da unterwirft man sich Hungerkuren, treibt Sport bis zum Umfallen, nur um eine so tolle Figur wie die Kollegin zu haben. So setzen wir uns selbst am meisten unter Druck.
Die Geschichte vom Turmbau zu Babel dient manchmal als Grundlage für eine Pfingstpredigt, wo wir das Wirken des Heiligen Geistes bedenken. Warum erleben wir von diesem Geist so wenig? Weil Gott uns die Freiheit lässt zu tun, was wir wollen. Das ist die Würde, aber auch die Last des Menschen. Das Tier muss tun, was sein Instinkt ihm sagt. Nur der Mensch hat die freie Wahl und so ist auch nur er schuldig. Jesus Christus hat aber die Schuld aller Menschen vor Gott gesühnt. Nehmen wir dieses Angebot an? Gott hat Zeit, kann unserem Treiben in Ruhe zuschauen. Gottes Heiliger Geist ruft uns Menschen zum Guten, zur Gemeinschaft mit den anderen. Lassen wir uns von ihm verwandeln, von ihm befreien? Oder bauen wir verbissen an unserem persönlichen Turm von Babel, der ebenso unvollendet bleiben wird wie das Original? Wir alle sind schwach und vergänglich. Ewig ist nur Gottes Liebe zu jedem von uns.
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Pfarrer Dr. Christian Fuchs, www.neustadt-aisch-evangelisch.de
Infos zu Christian Karl Fuchs:
- geb. 04.01.66 in Neustadt/Aisch
- Studium der evang. Theologie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
- Vikariat in Schornweissach-Vestenbergsgreuth 1993 – 1996
- Promotion zum Dr. theol. 1995
- Ordination zum ev. Pfarrer 1996
- Dienst in Nürnberg/St. Johannis 1996 – 1999
- seither in Neustadt/Aisch
- blind
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