Landesbund für Vogelschutz: „Wiedehopfe klopfen an bayerische Fenster“

Wiedehopf. Foto: Harald Landsrath/Pixabay
Wiedehopf

Dem LBV wurden rund 1.000 Beobachtungen von Wiedehopfen auf der Durchreise gemeldet – kuriose Begegnungen inklusive

Über 1.000 Mal wurden dem LBV in den letzten fünf Wochen Beobachtungen von Wiedehopfen gemeldet. „Wir sind von den zahlreichen Rückmeldungen und Geschichten der Melder*innen absolut begeistert. Viele Bayern haben zum ersten Mal überhaupt einen Wiedehopf gesehen oder seit Jahrzehnten endlich einmal wieder. Und das in den meisten Fällen auch noch im eigenen Garten oder auf der Terrasse“, freut sich LBV-Ornithologe Simon Niederbacher. Auch im Falle des Wiedehopfs haben die Corona-Ausgangsbeschränkungen wohl zu überraschend vielen und besonderen Begegnungen im Freistaat geführt. „Es erreichten uns viele Fotos und sogar Videos von Wiedehopfen, die direkt durch das Fenster in die Wohnzimmer ihrer Gastgeber*innen schauten und manchmal sogar dagegen klopften“, so Niederbacher.

Die meisten Wiedehopfe beobachteten Vogelfreunde am Oster-Wochenende und in der darauffolgenden Woche im Allgäu und im Raum Passau. „Wir vermuten, dass die Wiedehopfe auf ihrem Durchzug erstmal einen Stopp in Südbayern eingelegt haben, bevor sie dann weiter in nördliche Richtung gezogen sind“, sagt Niederbacher.

Wiedehopf als Fenstergucker

Bei der Standortwahl für einen Nistplatz sind Wiedehopfe relativ flexibel. Ihre natürlichen Brutplätze wie Baumhöhlen und Erdlöchern sind jedoch rar. Deshalb benutzen die etwa spechtgroßen orange-schwarzen Vögel mit der markanten Federhaube auch künstliche Behausungen zur Jungenaufzucht, wie Mauerlöcher an alten Gebäuden und Scheunen. „Es ist durchaus möglich, das Wiedehopfe auf der Suche nach einem Nistplatz auch moderne Gebäude unter die Lupe nehmen – selbst wenn sich dann herausstellt, dass es dort doch keine geeignete Höhle gibt“, erklärt der LBV-Ornithologe und ergänzt schmunzelnd: „Sitzen sie dann aber schon mal am Fensterbrett und sehen im Glas ihr Spiegelbild, dürfte sich der bunte Vogel erstmal freuen einen vermeintlichen Artgenossen oder Partner getroffen zu haben und klopft dann gerne mal ans Fenster, so wie es uns Melder in einigen Fällen geschildert haben.“

In Bayern gibt es seit über 20 Jahren keinen bekannten regelmäßigen Brutplatz der Vögel mehr, sondern nur vereinzelte Bruten. Aufgrund des zahlreichen Durchzugs der auffälligen Flieger, hoffen die Naturschützer darauf, dass es dem einen oder anderen Wiedehopf auch dauerhaft in Bayern gefällt, er nicht weiter nach Norden zieht und hier einen Partner findet. „So könnten plötzlich dort im Freistaat einzelne Brutpaare auftauchen, wo es seit längerem keine Wiedehopfe mehr gab. Voraussetzungen sind allerdings, dass der Lebensraum geeignet ist, also Streuobstwiesen nicht beseitigt werden, Waldsäume und Brachen bestehen bleiben und der Insektenschwund, der durch den Einsatz von Insektiziden in der Landwirtschaft immer dramatischer Ausmaße annimmt, endlich gestoppt werden kann“, erklärt der LBV-Artenschützer.