Sonntagsgedanken: Exaudi!
Diesen lateinischen Namen trägt der Sonntag zwischen Christi Himmelfahrt und Pfingsten, auf Deutsch: Höre! Wir hören ja täglich so viel, eine wahre Sintflut aus Musik und Nachrichten auf unzähligen Radio- und Fernsehkanälen, in diesen Wochen vor allem Erschütterndes über die Folgen von Corona. Kein Wunder, dass wir bei dieser Dauerberieselung, bei diesem Krach den Ruf Gottes an uns oft überhören, dass viele in die Irre gehen, falschen Hirten nachlaufen. Millionen lassen sich absurde Verschwörungstheorien einreden oder hören auf Sektierer und Hassprediger. Viele von uns fühlen sich heute wie Fritzchen in folgender Geschichte: Der Lehrer fragt die Schüler: „Gott ist der Schöpfer der Welt, und was sind wir Menschen?“ Der Bub meldet sich und erklärt: „Wir sind die Erschöpften!“
Der heutige Sonntag trifft unsere menschliche Grundsituation: Jesus Christus ist seit Himmelfahrt nicht mehr sichtbar unter uns und sein Heiliger Geist wird erst an Pfingsten offenkundig. Scheinbar regieren hier auf Erden andere Mächte und wir tappen so oft im Dunkeln. Doch das Licht des Evangeliums will unsere Herzen, ja die ganze Gesellschaft hell und warm machen. Wir müssen es nur zulassen. Der Gott, der den so jämmerlich am Karfreitag Zugrundegegangenen zum Herrn des Universums gemacht hat, er wird auch uns die Kraft und die Weisheit schenken, um die aktuelle und alle anderen Krisen zu meistern. Unsere Politiker und die allermeisten Menschen verhalten sich einsichtig. Gerade viele Jugendliche engagieren sich in der Nachbarschaftshilfe. Hier zeigt sich das geheimnisvolle, so leicht übersehene Wirken des Heiligen Geistes unter uns. Der Geist Gottes, versinnbildlicht in einer zarten, friedfertigen Taube, drängt sich niemanden auf und ruft doch jeden von uns geduldig zum Guten, zur Verantwortung.
Der Apostel Paulus schreibt im Römerbrief, dass schwere Zeiten uns zum Segen werden können. Wir spüren in dieser Pandemie , wie schwach wir tatsächlich sind, wie angewiesen auf Zusammenarbeit und Rücksichtnahme im Dorf und weltweit. Möge diese Einsicht auch dann anhalten, wenn Corona abgezogen ist, und schätzen wir zukunftig die Arbeit der Ärzte, Altenpfleger und Krankenschwestern mehr, die sich tagtäglich für Hilfsbedürftige aufopfern!
Weitere Sonntagsgedanken
Pfarrer Dr. Christian Fuchs, www.neustadt-aisch-evangelisch.de
Infos zu Christian Karl Fuchs:
- geb. 04.01.66 in Neustadt/Aisch
- Studium der evang. Theologie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
- Vikariat in Schornweissach-Vestenbergsgreuth 1993 – 1996
- Promotion zum Dr. theol. 1995
- Ordination zum ev. Pfarrer 1996
- Dienst in Nürnberg/St. Johannis 1996 – 1999
- seither in Neustadt/Aisch
- blind
Neueste Kommentare