Neue Bayreuther Forschungsprojekte: Feinstaub aus dem Straßenverkehr: eine Bedrohung für Pflanzen und Tiere?
Hohe Feinstaubkonzentrationen in einigen Städten Deutschlands haben in den letzten Jahren erhebliche Besorgnisse ausgelöst. Hauptursache dieses Feinstaubs ist der Straßenverkehr. Während gesundheitliche Schäden für Menschen nachgewiesen wurden, sind jedoch die Auswirkungen auf Pflanzen oder Tiere bisher kaum untersucht worden. Diese Lücke schließt nun ein interdisziplinäres Forschungsteam der Universität Bayreuth im Rahmen des neuen, vom Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz geförderten Projektverbunds „BayÖkotox – Ökotoxikologie in Bayern“. Die Universität Bayreuth erhält daraus in den nächsten drei Jahren insgesamt 685.000 Euro.
Der Projektverbund „BayÖkotox – Ökotoxikologie in Bayern“ hat zum Ziel, die Wirkung von Umweltschadstoffen auf terrestrische Ökosysteme genauer aufzuklären. Zwei der sieben am Projektverbund beteiligten Projekte sind an der Universität Bayreuth angesiedelt. Hier untersuchen fünf Forschungsgruppen der Biologie und der Ingenieurwissenschaften sowie das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) gemeinsam, welche Auswirkungen verkehrsbedingter Feinstaub auf Pflanzen und Insekten hat. Erstmals wird diese bisher weitgehend vernachlässigte Thematik jetzt in interdisziplinärer Zusammenarbeit systematisch erforscht. Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber gab heute den Startschuss für den Projektverbund: „Der neue Projektverbund soll zeigen, ob und wie bestimmte Stoffe sich auf die Umwelt auswirken. Ich freue mich, dass mit der Universität Bayreuth ein höchst kompetenter Projektpartner gewonnen werden konnte. Hier wird in ganz neuer Form die vorhandene fachliche Expertise verknüpft.“
Als „Feinstaub“ werden Partikel bezeichnet, die kleiner als zehn Mikrometer im Durchmesser sind. Je nach Herkunft ist die chemische Zusammensetzung der Partikel sehr unterschiedlich. Im Straßenverkehr werden sie insbesondere durch Bremsvorgänge oder motorische Verbrennungsprozesse freigesetzt. Ihre schädlichen Wirkungen auf lebende Organismen können einerseits durch ihre geringe Größe, andererseits durch ihre chemische Zusammensetzung bedingt sein. Feinstaub-Partikel werden nicht nur mit der Nahrung oder über die Atemorgane aufgenommen, sondern können auch in die Gewebe eindringen und dort schädliche Reaktionen auslösen. Feinstaub könnte damit auch eine Ursache für den massiven Rückgang der Anzahl und Artenvielfalt von Insekten sein, das sogenannte „Insektensterben“.
Die an der Universität Bayreuth bearbeiteten Forschungsprojekte werden dazu beitragen, die Effekte von Feinstaubemissionen auf Pflanzen und Insekten zu verstehen. Sie werden darüber hinaus Impulse zur Weiterentwicklung umweltverträglicher technischer Lösungen geben. Entscheidend ist dabei die enge interdisziplinäre Zusammenarbeit auf dem Bayreuther Campus: Die Ingenieurwissenschaftler*innen um Prof. Dr.-Ing. Dieter Brüggemann und Prof. Dr.-Ing. Walter Krenkel können Feinstaubpartikel über motorische Verbrennungsprozesse und Bremsvorgänge im Labor erzeugen und diese hinsichtlich ihrer Größe und chemischen Zusammensetzung charakterisieren. Die Auswirkungen der Feinstaubpartikel auf Pflanzen und Tiere werden dann von den Biolog*innen um Prof. Dr. Stephan Clemens, Prof. Dr. Christian Laforsch und Prof. Dr. Heike Feldhaar zunächst unter Laborbedingungen untersucht. Weitere Charakterisierungen der Partikel werden am LfU vorgenommen.
Das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) richtete am 11. Mai 2020 COVID-19-bedingt die Auftaktveranstaltung des Projektverbunds per Videokonferenz aus. Bayerns Staatsminister für Umwelt und Verbraucherschutz, Thorsten Glauber, eröffnete mit seinem Grußwort den neuen Projektverbund offiziell.
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