Stellungnahme des Forstbetriebs Ebrach: „BUND Naturschutz widerspricht eigenen Zielen“

zu „Ebrach: Bund Naturschutz und Freundeskreis zum Tag des Baumes – Lasst die dicken Buchen leben!“ in DER NEUE WIESENTBOTE vom 24.4.2020

Zum Tag des Baumes appellieren der Bund Naturschutz und der Freundeskreise Nationalpark Steigerwald an die Staatsregierung und die Bayerischen Staatsforsten, das Fällen der dicken Bäume in der Nationalpark-Kulisse im Nordsteigerwald zu stoppen.

Die Nationalparkkulisse, welche die beiden Verbände vorschlagen, beträgt stattliche 11.000 Hektar. Sollte auf einer derart großen Fläche die Waldnutzung eingestellt werden, würde dies den Großteil aller Eichen- und Buchenwälder im Steigerwald betreffen. Es wäre das Ende der Laubwaldnutzung und würde die vielen kleinen und mittelständischen Holzverarbeiter in der Region in ihrer Existenz gefährden. Das Prinzip „Holz der kurzen Wege“ und regionale Wirtschaftssysteme – eine langjährige Forderung des Bund Naturschutz – würden aufgegeben. Gerade Krisenzeiten zeigen die Anfälligkeit der großindustriellen Produktion.

Auszüge aus einem Plakat des BUND Naturschutz für die stärkere Nutzung von rotkernigem Buchenholz

Auszüge aus einem Plakat des BUND Naturschutz für die stärkere Nutzung von
rotkernigem Buchenholz

Auch mit der Forderung, keine dicken Bäume zu nutzen, widerspricht der Bund Naturschutz seiner eigenen „Rotkern-Kampagne“. Diese Kampagne fordert von den Förstern und Waldbesitzern, Buchen dicker werden zu lassen. Der BUND Naturschutz wirbt dabei für die Nutzung älterer Buchen, auch wenn deren Stamminneres rot verfärbt ist. Auch das Holz rotkerniger Buche kann zu hochwertiger Brettware verarbeitet und daraus haltbare und langlebiger Produkte wie Möbel und Holzparkett hergestellt werden. Würde auf die Nutzung von dicken Bäumen verzichtet, entstünde genau das Gegenteil dessen, was der BUND Naturschutz beabsichtigt: Bäume würden weit vor ihrer natürlichen Lebensdauer als sog. Schwachholz genutzt. Es käme zu einer Art Plantagenwirtschaft mit Kahlschlag. Diese Form der Waldwirtschaft wurde jedoch schon vor Jahrzehnten im Steigerwald beendet. Buchen durften wieder dicker werden, Wälder wieder naturnäher.

Grafik: Inventurergebnisse bei der Baumart Buche im Forstbetrieb Ebrach: die grünen Säulen aus dem Jahr 2016 zeigen eine deutliche Zunahme von Bäume zwischen 60 bis 80 cm im Vergleich zum Jahr 2010. Dicke Bäume nehmen zu - trotz Nutzung.

Grafik: Inventurergebnisse bei der Baumart Buche im Forstbetrieb Ebrach: die grünen Säulen aus dem Jahr 2016 zeigen eine deutliche Zunahme von Bäume zwischen 60 bis 80 cm im Vergleich zum Jahr 2010. Dicke Bäume nehmen zu – trotz Nutzung.

Dem Laien wird suggeriert, dass die Anzahl dicker Bäume durch die Nutzung weniger würde. Das ist jedoch nicht der Fall, weil immer wieder dicke Buchen nachwachsen. Das kann der Forstbetrieb auch mit Inventurzahlen belegen. Die nebenstehende Grafik zeigt, dass bei der Inventur 2016 deutlich mehr dicke Buchen vorhanden waren als sechs Jahre zuvor. Und das trotzdem jedes Jahr dicke Buchen genutzt wurden. Der Grund: eine mittelstarke Buche von 50 cm hat jedes Jahr einen Dickenzuwachs von 1 – 1,5 cm. In zehn Jahren ist sie deshalb schon weit über 60 cm dick.

Die schonende Nutzung durch den Forstbetrieb und das Belassen von Biotop- und Methusalembäumen in den genutzten Waldorten, ist die Erklärung, warum dicke Bäume nicht weniger werden, obwohl ein Teil davon immer wieder für eine ökologisch sinnvolle Holznutzung geerntet werden.

Völlig falsch liegen BUND Naturschutz und Freundeskreis mit der Annahme, eine Waldstilllegung im Steigerwald würde zu einer höheren Artenvielfalt führen. Das Gegenteil ist der Fall. Die Auswertungen in den Naturwaldreservaten zeigen, dass die Eiche in der Waldverjüngung keine Chance hat. Die schattenertragende Buche überwächst die lichtbedürftige Eiche. Auch mittelalte Eichen haben Probleme mit der massiven Konkurrenz durch die Buche, wenn der Mensch nicht steuernd eingreift und die Buchen zugunsten der Eiche fällt. Wenn jedoch die Eiche langfristig verschwindet, geht auch ein Großteil der Artenvielfalt verloren. Erst vor wenigen Tage hat der BUND Naturschutz im Zusammenhang mit seiner Kritik an den Gifteinsätzen gegen den Schwammspinner auf den immensen Artenreichtum der Eiche hingewiesen: „Die Eiche weist von allen Baumarten den mit Abstand höchsten natürlichen Insektenreichtum auf. Vor allem bei pflanzenfressenden Gliederfüßler-Arten ist die Vielfalt enorm: 305 Schmetterlingsarten, 208 Käferarten, 45 Gallwespen, 39 Wanzen, u.a.m.. Insgesamt sind es in Deutschland 699 Arten [1], die durch ein Fraßgift wie Mimic besonders bedroht sein können.“ (Zitiert nach „Der neue Wiesentbote, 26.4.2020). In den Wäldern des Forstbetriebs Ebrach, die Nationalparkbefürworter stilllegen wollen, gibt es über 20 Prozent Eiche sowie eine bunte Mischung andere Baumarten. Diese Vielfalt würde bei Aufgabe der Waldbewirtschaftung einer Eintönigkeit reiner Buchenwälder weichen.

Die Pressemitteilung von BUND Naturschutz und Freundeskreis Nationalpark verschweigt, dass die Bayerischen Staatsforsten im Bereich des Forstbetriebs Ebrach bereits ein umfangreiches Naturschutzkonzept umsetzen:

  • Es wurde die Zahl der Naturwaldreservate durch Neuausweisung auf sechs erhöht. Im Böhlgrund bei Zell am Ebersberg wurde das größte Naturwaldreservat außerhalb der Alpen geschaffen
  • Es wurden über 200 Kleinflächen als nutzungsfreie „Trittsteinflächen“ ausgewiesen und dauerhaft aus der Nutzung genommen
  • Damit stehen über 1.200 Hektar ausschließlich für eine natürliche Waldentwicklung zur Verfügung
  • Weit über 100.000 Bäume im bewirtschafteten Bereich bleiben als Biotopbäume stehen und dürfen nach ihrem natürlichen Absterben im Wald verrotten
  • Wenn Bäume genutzt werden, bleibt der obere Stammteil im Wald liegen, was zu hohen Totholzmengen mit durchschnittlich über 20 Festmeter pro Hektar führt

Die Kombination dieser Naturschutzmaßnahmen mit einer vorsichtigen Holzernte ist ein gutes Beispiel für die Vereinbarkeit von ökologischen Zielen mit den berechtigten Bedürfnissen des Menschen. Der Steigerwald in seiner jetzigen Form ist dafür ein Beispiel, welches weit über die Grenzen Deutschlands hinaus hohe Anerkennung und Nachahmung findet. Dieses Konzept sollte nicht ohne Not aufs Spiel gesetzt werden.

Ulrich Mergner
Forstbetriebsleiter