GEW Bayern zeigt sich obgleich der geplanten Öffnung von FOS/BOS irritiert
GEW zur Öffnung von FOS/BOS: Wie soll das gehen ?
Die Bildungsgewerkschaft GEW zeigt sich irritiert über die Planungen zur Öffnung von Fach- und Berufsoberschulen. Wie hier der Schutz der Lehrkräfte und Schüler*innen sichergestellt werden soll, bleibt derzeit offen. Eine „Maskenpflicht“ im Unterricht ist nicht geplant.
Die sukzessive Schulöffnung ab dem 27. April hat für die Fach- und Berufsoberschulen besondere Auswirkungen, da hier sehr viele Schüler*innen in den Abschlussklassen sitzen. Aktuell planen viele FOSBOSen für nächste Woche und scheitern teilweise schon am Raummangel, denn die großen Klassen müssen geteilt werden. Da außerdem nur noch die Prüfungsfächer unterrichtet werden, müssen die Lehrkräfte in Doppelschichten arbeiten, vormittags die eine Hälfte, nachmittags die andere Hälfte der Klassen. Gleichzeitig sollen weiterhin die 11. Klassen virtuell unterrichtet werden.
Im Hinblick auf die für nach Pfingsten geplanten Abschlussprüfungen erläutert Anna Forstner, Mitglied im Landesvorstand der GEW: „Große Schulen haben 800 bis 900 Schüler*innen in den 12. und 13. Klassen. Es ist an vielen Schulen unklar, wie mit so vielen Menschen ein „Corona“-Fachabitur bzw. Abitur geschrieben werden kann. Wie will man Kolleg*innen und Schüler*innen vor dem Infektionsrisiko schützen?“ Das Kultusministerium schlägt hier möglichst viele Prüfungsräume vor. Forstner dazu: „Nur, wo sollen die Kolleg*innen herkommen, die in Dutzenden Räumen Aufsicht führen?“
Jörg Nellen, Lehrer an einer FOS/BOS, begrüßt die Streichung zusätzlicher Leistungserhebungen im Halbjahr vor den Abschlussprüfungen. „Plötzlich geht etwas, was die GEW seit langen fordert: Weg von der Notenselektion hin zur Persönlichkeitsbildung.“ Das stelle das gegliederte Schulsystem mit seiner Selektion von vermeintlichen Begabungen an den Pranger.
Die Gewerkschaft fragt nach einem Plan B für den Fall, dass sich viele Kolleg*innen oder auch Schüler*innen in den nächsten paar Wochen infizieren. Auch in Corona-„Hotspots“ wie Straubing, Weiden oder Rosenheim werden die Schulen geöffnet. GEW-Landesvorsitzender Anton Salzbrunn warnt in diesem Zusammenhang vor einem Anstieg der Infektionszahlen: „In den Klassenzimmern schlägt das Ministerium keine Maskenpflicht vor. Das halten wir für grob fahrlässig. Besser wäre es, wenn der Unterricht erst beginnen würde, wenn die angekündigten Masken auch tatsächlich zur Verfügung stehen würden.“
Salzbrunn hebt aber positiv hervor, dass das Ministerium den FOSBOSen einen „Hybrid-Unterricht“ ermöglicht: Lehrkräfte können auch in den Abschlussklassen den Online-Unterricht weiterführen: „Viele Kolleg*innen haben damit sehr gute Erfahrungen gemacht. Warum sollte ein 62-jähriger Kollege nicht auch künftig im Online-Chat mit der Klasse Arbeiten besprechen? Oder warum sollte eine Asthma-Patientin nicht von zu Hause aus weiter ihre Klasse betreuen und alte Prüfungsaufgaben mit ihr bearbeiten?“
Die GEW fordert in diesem Zusammenhang die gesetzlich geregelte Einbeziehung der Personalratsebenen bei der Ausarbeitung von Konzepten ein. Der GEW-Landesvorsitzende begrüßt, dass Herr Piazolo nun Gewerkschaft und alle Verbände zu einem Runden Tisch einladen will.
Die GEW Bayern befürchtet, dass es zu massiven Protesten von Seiten der Schüler*innen kommen wird, berechtigterweise. „Wir plädieren nach wie vor für eine Streichung der Prüfung. Das zweite Halbjahr hätte mit den noch fehlenden Leistungsnachweisen mit Anstand (und Abstand) beendet werden können. Diese Chance wird hier vertan.“
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