Oberfranken: Corona sorgt für heftigen Einbruch der Handwerkskonjunktur
Große Unsicherheit beim Blick in die Zukunft–Umfrageder Handwerkskammer für Oberfrankenunter 405 Betrieben mit 5.699 Beschäftigten Oberfranken. Die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie treffen die Handwerkskonjunktur in Oberfranken ganz empfindlich. Der Geschäftsklimaindex fällt im I. Quartal 2020 um 24 Punkte auf einen Wert von 90. „Die Auswirkungen der Pandemie durch die Allgemeinverfügung bekommen unsere Mitgliedsbetriebe bitter zu spüren“, sagt Thomas Zimmer, Präsident der Handwerkskammer für Oberfranken. „Einen derart heftigen Einbruch hates nicht einmal zur Zeit der Finanz-oder Eurokrise gegeben.“ Ein Lichtblick sei allerdings, dass trotz der Corona-Krise immerhin gut zwei Drittel der befragten Handwerkerinnen und Handwerker mit ihrer Geschäftslage dennoch zufrieden seien. Thomas Zimmer:„Der Baustellenbetrieb konnte recht stabil weiterlaufen. Das stützt die Handwerkskonjunktur.“Trotz recht deutlicher Umsatz-und Auftragsrückgänge, sieht Thomas Koller, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer, das oberfränkische Handwerk in seinen Strukturen noch stabil: „Gut ist, dass nach aktuellem Stand die Beschäftigenzahlen noch nicht merklich zurückgegangen sind. Das Handwerk hält an seinen Mitarbeitern fest!
Der erleichterte Zugang zum Kurzarbeitergeld war dafür ein wichtiger Schritt.“ Zudem sei die aktuelle Lage aufgrund der Situation sehr schwierig zu beurteilen: „Die aktuelle Umfrage ist eine Momentaufnahme zu Beginn einer Krise, deren Ende wir jetzt noch nicht absehen können“, so Koller weiter. Entscheidend sei dabei vor allem, wielange die aktuellen Beschränkungendes wirtschaftlichen Lebens noch greifen würden. Die Lage sei auch deshalb schwer einzuschätzen, da sich die Konjunktur in den einzelnen Gewerken sehr heterogen darstellt. „Friseure und Kosmetiker wurden aufgrund der angeordneten Schließungen mit voller Härte von der Krise getroffen. Auch die Lebensmittelhandwerke und Betriebe, die auf Laufkundschaft angewiesen sind, haben extrem mit dem Lockdown zu kämpfen“, erklärt Thomas Zimmer. Sehr dankbar sei man deshalb für die umfangreichen Soforthilfen, die die unmittelbare Insolvenzgefahr vieler Betriebe abgefedert hätte. „Diese Gefahr ist aber lange nicht gebannt! Wir brauchen weitere Unterstützungsmaßnahmen, dass es mittelfristignichtzu zahlreichen Schließungen von Handwerksbetrieben kommt.“Auch Thomas Koller sieht die dringende Notwendigkeit eines marktwirtschaftlich orientierten Konjunkturprogramms, um die Nachfrage nach Handwerksleistungen wieder zu erhöhen und den Verbraucherinnen und Verbrauchern die Unsicherheit zu nehmen. Thomas Koller: „Neben der Senkung von Steuern und Abgaben, brauchen wir Maßnahmen, die die Ertragskraft der Betriebe wieder stärken, die Liquidität erhöhen und auch die Bildung von Eigenkapital fördern. Nur so kann den Betrieben aus der Krise geholfen werden, damit das Handwerk ein konjunktureller Stabilitätsanker bleibt.“Zuletzt richtet Thomas Zimmer aber auch an einen Appell an Kunden und Verbraucher. Jetztsei es wichtiger denn je auch als Kunde vor Ort die regionalen Betriebe zu unterstützen.
Daher der Aufruf des Präsidenten: „Nutzen Sie jetzt die freien Kapazitäten unserer Handwerksbetriebe vor Ort, um Ihre Arbeiten und Pläne mit den Betrieben umsetzen!“Zentrale Forderungen des oberfränkischen Handwerks im Rahmen einer Exit-Strategie: Liquidität der Unternehmen verbessern: Vorfälligkeit von Sozialversicherungsbeiträgen muss rückgängig gemacht werden. Kleinere und mittlere Unternehmen bei öffentlichen Ausschreibungen verstärkt berücksichtigen. Im Bereich der Mittelstandsförderung muss in den kommenden Jahren die Sicherung bestehender Unternehmen im Mittelpunkt stehen Senkungen von Steuern und Abgaben, insbesondere eine Absenkung des Einkommensteuertarifs sowie die Begradigung des sog. Mittelstandsbauchs. Schneller und vollständiger Abbau des Solidaritätszuschlags. Dies stärkt nicht nur die Konsumneigung der Verbraucher, sondern senkt ebenfalls die Last vieler Handwerkerinnen und Handwerker. Einschätzungen aus einzelnen Handwerkszweigen:Die Bauhandwerke sind von der Corona-Krise bisher nur unmerklich betroffen. 86 % sind mit ihrer Geschäftslage weiterhin zufrieden. Ein gutes Drittel der Ausbauhandwerke berichtet allerdings von einer schlechten Geschäftslage. Dennoch ist der Auftragsbestand dieser Betriebe überdurchschnittlich hoch (8,1 Wochen).Zulieferer und Betriebe des gewerblichen Bedarfsspüren die Auswirkungen der Krise bisher noch weniger stark als erwartet. Fast 70 % sind trotz Rückgängen in der Industrie mit den Geschäften noch zufrieden.Das Kfz-Handwerkhaben die Auswirkungen der Corona-Pandemie schwer getroffen, insbesondere durch die Untersagung des Kfz-Handels im Rahmen der Allgemeinverfügung. Nur 7 % sprechen von einer guten, 35,5 % von einer befriedigenden Geschäftslage.Die Nahrungsmittelhandwerkekonnten die Auswirkungen der Ausgangsbeschränkungen nur teilweise kompensieren. Dennoch ist bei über der Hälfte der Betriebe die Geschäftslage im I. Quartal mindestens befriedigend gewesen. Sehr viel deutlicher haben sich die Corona-Maßnahmen auf die Gesundheitshandwerke ausgewirkt. Nur noch 43 % der befragten Inhaberinnen und Inhaber waren mit den Geschäften zum Jahresbeginn zufrieden. Friseure und Kosmetikertreffen die Beschränkungen über alle Branchen am härtesten, da deren Betriebe im Rahmen der Allgemeinverfügung vollständig schließen mussten. Dementsprechend berichten fast 60 % von einer schlechten Geschäftslage. Insgesamt ist die Geschäftslage im oberfränkischen Handwerk aber noch mehrheitlich zufriedenstellend, was aber v.a. auf die nach wie vor starke Konjunktur im Bauhauptgewerbe zurückzuführen ist.
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