GEW Bayern fordert von Bildungsminister Piazolo Verzicht auf Abschlussprüfungen – Die Chancenungleichheit darf nicht noch weiter verschärft werden!
Abschlussprüfungen aller Schularten müssen entfallen und stattdessen aus den bisher erbrachten Leistungen eine Abschlussnote gebildet werden. Freiwillige Prüfungen zur Notenverbesserung und Prüfungen für externe Prüflinge sollen ggf. zu einem späteren Zeitpunkt stattfinden können. Alle Bundesländer müssen alle Abschlüsse gegenseitig anerkennen. Den Schüler*innen darf durch die momentane Situation kein Nachteil entstehen.
Es ist sehr fraglich, ob in der momentanen, für die Schüler*innen sehr belastenden Situation, überhaupt Prüfungsergebnisse zu erzielen sind, die einen Vergleich mit anderen Prüfungsjahrgängen zulassen.
Zudem sind durch den digitalen Unterricht der letzten Wochen ungleiche Voraussetzungen geschaffen worden: Die Erfahrung der Kolleg*innen zeigt, dass nicht alle Schüler*innen eine ausreichende digitale Ausstattung zur Verfügung hatten, um die Angebote gewinnbringend nutzen zu können. Außerdem spielte auch die soziale Situation der Familie eine Rolle. Sind die Wohnverhältnisse beengt, kleine Geschwister zu betreuen oder die psychische Situation zu Hause belastend, verstärkt sich die Bildungsungerechtigkeit, der in der Schule entgegengewirkt werden kann.
Schüler*innen mit Vorerkrankungen und solchen, die mit Personen der Risikogruppe in einem Haushalt leben, ist es nicht zuzumuten, sich den gesundheitlichen Gefahren eines Präsenzunterrichtes auszusetzen.
Durch die oben genannten Faktoren wird die Ungleichheit weiter verschärft. Zudem birgt der Präsenzunterricht, auch unter Einhaltung der vom Kultusministerium in den Raum gestellten Schutzmaßnahmen, gesundheitliche Risiken für Lehrer*innen und Schüler*innen.
Der Erfahrung der Lehrkräfte nach weichen die Prüfungsergebnisse in der Regel nur wenig von den Vorleistungen ab. Deshalb wäre es auf jeden Fall vertretbar, aufgrund der bisher erbrachten Leistungen Abschlussnoten zu ermitteln. Steht ein*e Schüler*in zwischen zwei Notenstufen, müsste die bessere Note gegeben werden. Andere Länder wie die Niederlande, Großbritannien, Spanien oder Portugal haben sich schon für dieses Modell entschieden.
Martina Borgendale, stellvertretende Landesvorsitzende der GEW Bayern, kritisiert: „Der Schulstart am 27. 4. für die Abschlussklassen mit Unterricht in allen Fächern setzt sowohl Schüler*innen als auch Lehrer*innen enorm unter Druck. Man muss jetzt zumindest überlegen, in den Nicht-Prüfungsfächern auf die bisher erbrachten Leistungen zur Bildung einer Abschlussnote zurück zu greifen.“
„Das Coronavirus darf nicht dazu führen, dass die bestehende Ungleichheit bei den Bildungschancen der Schüler*innen noch weiter verschärft wird“, mahnt Anton Salzbrunn, Landesvorsitzender der GEW Bayern.
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