VGN verzeichnet leichtes Wachstum im Geschäftsjahr 2019
Die Fahrgastzahlen im Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN) haben sich im vergangenen Geschäftsjahr 2019 um 0,2 Prozent auf 248 Millionen leicht erhöht. Starken Einfluss auf das Ergebnis hatte der weitere Rückgang von Fahrten im Ausbildungsverkehr. Zuwächse gab es im Bartarif mit Einzel- und Mehrfahrtenkarten sowie TagesTickets und bei den Zeitkarten. Erfreulich war vor allem die Entwicklung bei den Stammkunden. Insbesondere mit FirmenAbos und dem 9-Uhr- JahresAbo waren mehr Fahrgäste unterwegs. „Generell zeigen die Veränderungen in unserer Verkaufsstatistik, dass die Fahrgäste ihre Ticketwahl verstärkt nach ihren individuellen Mobilitätsbedürfnissen ausgerichtet und optimiert haben. Dabei haben sie die Vorteile unseres gut abgestuften Sortiments genutzt und sind zum für sie geeignetsten und günstigsten Ticket gewechselt“, berichtet VGN-Geschäftsführer Jürgen Haasler.
Deutliche Zunahmen gab es bei den Stadtverkehren: In der Preisstufe A (Nürnberg-Fürth) erhöhte sich die Zahl der Fahrten um 2,5 Prozent. Einen positiven Einfluss auf die Verkaufsentwicklung in der Preisstufe A dürfte die Neuordnung der Tarifzonen im Landkreis Fürth gehabt haben. Durch sie wurde die Tarifstufe A um die Stadtgebiete Oberasbach und Zirndorf erweitert. In den weiteren Stadtpreisstufen B bis F und bei der Kurzstrecke erhöhte sich die Zahl der Fahrten um durchschnittlich 2,1 Prozent. Anders dagegen im Regionalverkehr, hier gab es einen Rückgang um 2,8 Prozent. Dies liegt vor allem an der rückläufigen Entwicklung des Schülerverkehrs, der im ländlichen Raum einen bedeutsamen Anteil am Fahrgastaufkommen hat.
Zeitkarten: Abos im Aufwind
Die Fahrten mit Zeitkarten nahmen durchschnittlich um 0,3 Prozent zu, allerdings mit erheblichen Unterschieden innerhalb des Sortiments. Rund fünf Prozent mehr Fahrten haben die VGN-Kunden mit einem Abo zurückgelegt. Den stärksten Anstieg verzeichnete dabei das FirmenAbo, mit einem Plus von 9,8 Prozent. Die erleichterten Zugangsbedingungen beim JahresAbo ab 5 für kleine Unternehmen wurden sehr gut angenommen. Unter den rund 250 Firmenpartnern finden sich derzeit 150 kleine Unternehmen.
Weiter im Aufwind befand sich das preislich stark reduzierte 9-Uhr- JahresAbo mit einem Plus von 8,7 Prozent. Dieses zusätzlich vergünstigte Abo war bislang in den Städten Nürnberg und Fürth erhältlich, seit Jahresbeginn 2020 ist es auch für Erlangen zu haben. Ab 1. August wird es die Fahrkarte im gesamten VGN-Gebiet und für alle Tarifstufen geben. Dieses neue Angebot wird im Rahmen des VGN-Innovationspakets von Freistaat, kreisfreien Städten und Landkreisen finanziert.
Insbesondere durch den Wechsel von Fahrgästen zu den JahresAbos verringerte sich die Nachfrage nach den MobiCards und der Solo 31. Der Rückgang bei der Solo 31 lag bei 7,4 Prozent, bei den MobiCards im Durchschnitt bei 4,9 Prozent. Die MobiCards wurden weiterhin von Fahrgästen gewählt, die die Vorteile der Mitnahme weiterer Personen sowie der Übertragbarkeit nutzen wollten.
Bartarif: Onlinekauf immer beliebter
Um knapp drei Prozent stieg die Zahl der Fahrten mit einer Einzelfahrkarte für Erwachsene, sie ist das Schwergewicht im Gelegenheitsverkehr. Die verstärkte Nachfrage stand in Zusammenhang mit dem Rabatt, den die Kunden beim Onlinekauf erhalten. Hier hat sich der Ab-satz nahezu verdoppelt. Insgesamt kauften die Fahrgäste mehr als 3,3 Millionen Einzelfahrkarten und Tagesticket online, das entspricht einem Anteil von 16 Prozent. Zum Beispiel kostete in Preisstufe A (Nürnberg-Fürth) die Einzelfahrtkarte beim Kauf am Automaten oder beim Busfahrer 3,20 Euro, als Handyticket 2,75 Euro. Im Rahmen des VGN-Innovationspakets soll ab 1. August 2020 ein einheitlicher Rabatt von sieben Prozent auf Onlinetickets im Regionalverkehr eingeführt werden. Für Fahrgäste mit mehreren Wegen an einem Tag lohnte sich ein Tages-Ticket Solo oder Plus. Sie wiesen Zuwachsraten von 0,9 Prozent beziehungsweise 6,3 Prozent auf. Im Gegenzug verringerte sich die Nutzung der 10er-Streifenkarte um rund zehn Prozent.
Ausbildungsverkehr: Hohe Akzeptanz des Semestertickets
Der Rückgang von 0,7 Prozent bei den Fahrgästen im Ausbildungsverkehr drückte das Gesamtergebnis deutlich. Mehr als eine Million Fahrten mit Schülermonatsmarken fehlten im Vergleich zum Vorjahr in der Bilanz. Diese Entwicklung beschränkte sich nicht wie bisher nur auf den ländlichen Raum, sondern war mittlerweile auch in der Städteachse Nürnberg-Fürth-Erlangen für die Verkehrsunternehmen spürbar.
Sehr positiv machte sich dagegen die weiter gestiegene Akzeptanz des Semestertickets bemerkbar. Die Studentinnen und Studenten am Hochschulstandort Erlangen-Nürnberg waren nochmals häufiger mit ihrem Semesterticket unterwegs. Zwar verringerte sich die Zahl der Studierenden im Vergleich zum Wintersemester 2018/19 um rund 2.000, jedoch entschied sich im Wintersemester 2019/20 ein höherer Anteil für den Kauf der Zusatzkarte, die eine uneingeschränkte Mobilität im gesamten VGN-Gebiet ermöglicht. Dadurch nahm in der Summe die Zahl der Fahrten mit dem Semesterticket um 1,8 Prozent zu. Im Wintersemester 2019/20 überschritt die Kaufquote der Zusatzkarte mit 50,28 Prozent erstmals die 50-Prozent-Marke. Das heißt, mehr als die Hälfte aller Studierenden erwarb auch die Zusatzkarte. Ein Jahr zuvor lag der Wert bei 46,78 Prozent, beim Start des Angebots im Wintersemester 2015/16 bei 36,9 Prozent.
Ausblick
„So positiv viele der Ergebnisse und Trends des vergangenen Geschäftsjahres waren, darf man nicht vergessen, dass die Fahrgeldeinnahmen nur zu 45,5 Prozent zur Finanzierung des Verkehrsangebots beigetragen haben. Angesichts der Corona-Pandemie wird es zudem zu gravierenden Brüchen in der weiteren Entwicklung des ÖPNV kommen. Wie in allen anderen Branchen auch, lassen sich die Folgen der Krise derzeit noch gar nicht abschätzen. Sicher ist, dass auch die Verkehrsunternehmen finanzielle Hilfen benötigen werden“, erklärt Jürgen Haasler. Für belastbare Prognosen fehlen derzeit noch die Datengrundlagen. Anhand von groben Annahmen hat die Verbundgesellschaft erste Szenarien für die weitere Geschäftsentwicklung unter-sucht. Diese unterstellen verschiedene Einschätzungen zum Zeitpunkt und der Geschwindigkeit einer Rückkehr zur Normalität. Befürchtet werden Ausfälle bei den Fahrgeldeinnahmen bis Jahresende in einer Bandbreite beginnend bei 65 Millionen Euro bis in den dreistelligen Be-reich. Wirklich belastbar können diese Prognosen beim derzeitigen Stand allerdings nicht sein, das wird sich erst mit einer verbesserten Datenlage und konkreteren Aussichten auf die weitere Entwicklung er-geben.
Betroffen sind alle der über 130 Unternehmen im VGN. Bei den kommunalen Verkehrsunternehmen sind höhere Defizite zu erwarten, die letztlich von den Kommunen getragen werden müssen. Im Regional-verkehr trifft es die Unternehmen und Aufgabenträger, sprich für den Regionalbusverkehr die Landkreise und die erlösverantwortlichen Busunternehmen, für den Schienenverkehr den Freistaat Bayern sowie die erlösverantwortlichen Eisenbahnverkehrsunternehmen. In ihrer Existenz bedroht sind die vielen privaten Verkehrsunternehmen, bei denen mit dem Reise- und Charterverkehr ein wirtschaftliches Standbein komplett weggebrochen ist. „Dennoch arbeiten alle Verantwortlichen daran, im Moment das ÖPNV-Angebot aufrecht zu erhalten und mit einer Besserung der Lage mit den verfügbaren Ressourcen möglichst schnell wieder zum Regelangebot zurückzukehren“, so der VGN-Geschäftsführer.
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