Die genauen Ergebnisse lauten:
Andreas Starke (SPD) 35,9 %
Jonas Glüsenkamp (Grünes Bamberg) 24,6 %
Dr. Christian Lange (CSU) 21,9 %
Analyse
Noch bei einer repräsentativen Umfrage, die von infranken.de/Fränkischer Tag Ende Januar bei einem wissenschaftlichen Institut in Auftrag gegeben wurde, lagen die Ergebnisse eklatant anders: Starke 48%, Glüsenkamp und Lange je 17%.
Noch beeindruckender ist das Ergebnis angesichts der Tatsache, dass Jonas Glüsenkamp mit 32 Jahren noch recht jung, kein Mitglied im Bamberger Stadtrat ist und gegen einen mit 18 Jahren Amtszeit erfahrenen Amtsinhaber antritt. Zudem ist Glüsenkamp kein gebürtiger Bamberger und nicht selten hörte man schon den halbwitzig gemeinten Einwand: „Bamberger OB mit dem Namen? Des gehd ned!“ Doch viele Bamberger Wähler*innen haben sich von solchen Einwänden nicht beirren lassen und ebenso mutig wie zukunftsorientiert gewählt.
Nimmt man die Januar-Umfrage als Momentaufnahme aus der Zeit zu Beginn des Wahlkampfs hat Glüsenkamp sein Wählerpotential in wenigen Wochen massiv ausgebaut.
Er konnte sich im Laufe des Wahlkampfs als überlegter Politiker präsentieren, der gute Konzepte vertritt und diese auch überzeugend darstellen kann. Und er konnte mit seiner Persönlichkeit punkten, mit Leidenschaft in der Sache und unaufgeregtem Umgang im Zwischenmenschlichen.
Einordnung
Dass das Glüsenkampsche Ergebnis nicht einfach nur einem allgemeinen grünen Hype zu verdanken ist, sondern wesentlich mit seiner Person zu tun hat, zeigt sich auch im bayernweiten Vergleich. Nur in zwei weiteren kreisfreien Städten schafften es grüne Kandidat*innen in die OB-Stichwahl: Sigi Hagl (ehemalige bayerische Landesvorsitzende) in Landshut, und Franz Opperer in Rosenheim. Doch bei beiden ist der Stimmenabstand zum Amtsinhaber ein wesentlich größerer als in Bamberg (Landshut 45,5% zu 22,5%, Rosenheim 45,6% zu 22,5%). In Bamberg hat Amtsinhaber Andreas Starke mit knapp 36% ein erstaunlich schlechtes Ergebnis, vom Abschneiden des Zweiten Bürgermeisters Christian Lange (Kaniddat der ehemaligen absoluten Mehrheitspartei CSU) ganz zu schweigen.
Fazit: Zeit für einen echten Wechsel
Dass die Wähler*innen den sonst überall zu beobachtenden großen Amtsinhaber-Bonus nicht auch in Bamberg umsetzten, deutet klar darauf hin, dass in großen Bevölkerungsteilen ein Politik-Wechsel gewünscht ist. Dass Christian Lange trotz hartnäckigen Bemühens im Wahlkampf diesen Wechsel nicht verkörpern konnte, war erwartbar und demonstrierte sich nun an der Wahlurne.
Stichwahl und wie weiter?
Der Stichwahlkampf in Zeiten von Corona wird etwas nie Dagewesenes sein für das politische Bamberg. Für uns Grüne und für Jonas Glüsenkamp ist klar: An erster Stelle steht die Gesundheit und die Sicherheit der Bevölkerung. Gefährdungslagen sind einzudämmen wo möglich – und das gilt natürlich auch für den Wahlkampf.
Wir stehen voll hinter den Krisen-Maßnahmen der Stadtspitze und der Stadtverwaltung und werden diese nach Kräften unterstützen. Auch in die Stadtgesellschaft, die mit ehrenamtlichen Hilfsplattformen und Nachbarschaftshilfe nun Solidarität organisiert, werden wir uns individuell und tatkräftig einbringen. Corona ist kein Wahlkampfthema – hier müssen alle an einem Strang ziehen.
Dennoch wird sich Jonas Glüsenkamp mit grünen Politikzielen bis zur Stichtwahl am 29.3. weiter positionieren. Über das Internet, Medien und Presse werden wir versuchen, die unterschiedlichen Standpunkte zwischen einem echten Wechsel und einem Weiter-So in allen politischen Bereichen deutlich zu machen.
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