Bamberger Stadtwerke rüsten um: die Zeit ist reif für den E-Bus

Bayerische Kooperation von sechs Verkehrsbetrieben soll Elektromobilität im ÖPNV auch aufs Land bringen

Vorstellung der E-Bus-Studie im Busdepot an der Georgenstraße: Heinz Kuntke, Aufsichtsrat der Stadtwerke Bamberg, Peter Scheuenstuhl, Bereichsleiter Mobilität und Bäder, Oberbürgermeister Andreas Starke und Dr. Michael Fiedeldey, Geschäftsführer der Stadtwerke Bamberg. Foto: Stadtwerke Bamberg

Vorstellung der E-Bus-Studie im Busdepot an der Georgenstraße: Heinz Kuntke, Aufsichtsrat der Stadtwerke Bamberg, Peter Scheuenstuhl, Bereichsleiter Mobilität und Bäder, Oberbürgermeister Andreas Starke und Dr. Michael Fiedeldey, Geschäftsführer der Stadtwerke Bamberg. Foto: Stadtwerke Bamberg

Der Bamberger Öffentliche Personen-Nahverkehr wird wieder elektrisch: Rund 100 Jahre nach der letzten Fahrt der Bamberger Straßenbahn haben die Stadtwerke ihre Busflotte um drei effiziente und klimaschonende Hybridbusse ergänzt, drei weitere kommen bis zum Jahresende. Zusätzlich sollen in den kommenden beiden Jahren in Bamberg sechs voll elektrische Busse ihren Betrieb aufnehmen. Hierfür wird die Buswerkstatt an der Georgenstraße umgebaut und mit speziellen Ladesäulen ausgestattet. Allein bis zum Jahr 2022 investieren die Stadtwerke 4,8 Millionen Euro in klimaschonende Antriebstechnologien für den heimischen ÖPNV. Das Investitionsprogramm ist das Ergebnis einer umfassenden Machbarkeitsstudie, mit der die Stadtwerke Bamberg den Einsatz von Elektrobussen in Bamberg analysiert haben.

Sechs Hybride in diesem Jahr, sechs reine E-Busse bis zum Jahr 2022 – und geht es nach Peter Scheuenstuhl, ist das erst der Anfang: Langfristig will der Bereichsleiter für Mobilität und Bäder den größten Teil der heutigen Flotte mit 63 Fahrzeugen auf den emissionsfreien Elektroantrieb umstellen. Heute schon zählt die Busflotte von der Bamberger Georgenstraße zu den ökologischsten in ganz Bayern – der Großteil der Fahrzeuge erfüllt die Abgasnorm EEV und Euro VI.

Doch die technologischen Entwicklungen bei den Fahrzeugakkus läuten auch auf dem Betriebshof an der Georgenstraße das Ende des Diesels ein: Im kommenden Jahr werden von den Busherstellern Akkus mit festem Elektrolyten angeboten werden. Im Gegensatz zu den heute verbauten Akkus mit flüssigem Elektrolyt haben die neuen Festkörperbatterien eine viel größere Ladekapazität: „Diese Technik ermöglicht ganz andere Einsatzszenarien für den ÖPNV in Bamberg als bisher“, sagt Peter Scheuenstuhl.

Seit vielen Jahren beobachten die Stadtwerke Bamberg den Markt für Elektrobusse, mehrere Male hatten sie für ein, zwei Wochen Testfahrzeuge im Einsatz. Für den Dauerbetrieb waren die Fahrzeuge nicht geeignet. Zum einen, weil die Fahrzeuge mit einer Höhe von 3 Meter 40 nicht durch Unterführungen wie an der Zollnerstraße passten. Zum anderen, weil die Leistung der aktuelle Flüssigbatterien zu gering ist für die vielen Kilometer, die die meisten Fahrzeuge Tag für Tag in Bamberg unterwegs sind. „Was nutzt ein emissionsfreier Bus, wenn tagsüber der Akku leer ist?“, fragt Scheuenstuhl schmunzelnd.

Machbarkeitsstudie zum Einsatz von E-Bussen in Bamberg

Um das genau zu analysieren haben die Stadtwerke Bamberg eine umfassende Studie zum Einsatz von Elektrobussen auf den sieben Hügeln in Auftrag gegeben. Dabei wurden die Fahrpläne der einzelnen Linien, die Umläufe der Fahrzeuge, die benötigten Busgrößen und örtliche Gegebenheiten wie die Bamberger Topografie oder Durchfahrtshöhen von Unterführungen analysiert und die Energiebedarfe mit der Speicherkapazität der Akkus verglichen: Hierbei hätte in 85 Prozent der Fälle die Batterieleistung nicht für den Tagesbedarf des Busses ausgereicht. Die Akkus hätte tagsüber einbis zweimal für mindestens eine Stunde aufgeladen werden müssen. Nur bei acht von 53 Umläufen wären die Busse bis zum Abend ohne Zwischenbetankung ausgekommen.

Anders bei den neuen Feststoff-Akkus, die rund 60 Prozent höhere Kapazität haben: Laut Studie sind mit ihnen nahezu alle Fahrten in Bambergs Linienverkehr elektrisch machbar – nur in sieben von 53 Fällen reicht auch die Leistung der neuen Batteriegeneration noch nicht aus. In diesen Fällen sollen dauerhaft die Hybridbusse zum Einsatz kommen.

Zusatzinformationen:

  • Im Bamberger ÖPNV werden jährlich rund 10 Millionen Fahrgäste komfortablen und ökologisch in 63 Fahrzeugen chauffiert. Die Solound Gelenkbusse haben eine tägliche Fahrleistung von bis zu 290 Kilometern und waren im vergangenen Jahr insgesamt mehr als 2,7 Millionen Kilometer unterwegs. Auf dieser Strecke haben sie über 1,1 Millionen Liter Diesel verbraucht. Das Liniennetz der Stadtwerke Bamberg reicht von Bischberg im Westen bis Kremmeldorf östlich von Bamberg und von im Norden Gundelsheim bis Pettstadt im Süden. Es umfasst 28 Buslinien mit 416 Haltestellen.
  • Bei der Elektromobilität im ÖPNV kooperieren die Stadtwerke Bamberg mit fünf weiteren kleinen und mittleren bayerischen Verkehrsbetrieben aus Aschaffenburg, Bad Reichenhall, Coburg, Landshut und Passau. Mit der Kooperation werden nicht nur Synergien beim Einkauf und bei der Erprobung der Technologie gehoben. Zugleich sollen die Interessen kleiner und mittlerer Verkehrsbetriebe im Bereich der Elektromobilität besser vertreten werden. Scheuenstuhl: „Wir möchten Strategien und Herangehensweisen entwickeln, um die E-Mobilität im ÖPNV auch außerhalb der Ballungsräume auf die Straße zu bringen.“
  • Mit 580.000 Euro ist ein Elektrobus mehr als doppelt so teuer als ein vergleichbarer Dieselbus (250.000 Euro). Für die ersten sechs E-Busse der Stadtwerke summieren sich diese Mehrkosten auf rund zwei Millionen Euro, die weitestgehend aus Fördermitteln des Bundes und des Freistaats bestritten werden. Zusätzliche Kosten entstehen bei der Schaffung der Ladeinfrastruktur, des Umbaus der Werkstatt sowie der Schulung des Personals.
  • Bei den sechs effizienten und klimaschonenden Hybridbussen wird der sparsame Dieselmotor durch die zusätzliche Antriebskraft eines kompakten Hybrid-Moduls unterstützt. Das 14-kW-Modul generiert beim Ausrollen und Bremsen Energie und unterstützt den Motor beim Anfahren. So reduziert sich der Kraftstoffverbrauch um bis zu 8,5 Prozent. Mit den neuen Bussen werden jährlich zusätzlich 36.000 Kilogramm Kohlendioxid eingespart.