Sonntagsgedanken: Wir ziehen hinauf nach Jerusalem
Evangelium nach Lukas Kap. 18 V. 31 – 43, Teil III
Die Jünger mussten schmerzhaft umlernen, mussten sich ihre Vorurteile, ihre Wertmaßstäbe und Pläne von Christus korrigieren lassen. Das war ihnen möglich, weil sie viel Zeit mit Jesus verbrachten, weil sie auf ihn hörten, auf ihn schauten. Darum ist es heute so wichtig, regelmäßig in der Bibel zu lesen, intensiv zu beten, damit wir wegkommen vom ewigen Kreisen um uns selbst, weg von der ständigen Konzentration auf das eigene kleine Ich, was heute so beliebt ist.
Da ziehen sie mit ihrem Meister hinauf nach Jerusalem, malen sich in hellsten Farben aus, wie Jesus das Gottesreich auf Erden baut, verteilen schon im Geist die Ministerposten, spekulieren, wie er mit den Feinden Israels abrechnet.
Doch allein Jesus weiß, wohin die Reise geht: damals wie heute. Mit dem leidenden Messias konnten seine Jünger ebenso wenig etwas anfangen wie die meisten von uns. Der Erfolg bildet immer den Maßstab, ob man jemanden als Helden verehrt, den Jugendlichen als Vorbild hinstellt oder ihn bestenfalls bemitleidet. Jesus dagegen stellt diese Bewertung durch seinen schrecklichen Kreuzestod auf den Kopf. Er hat so leiden müssen zum Zeichen dafür, dass auch der schlimmste, scheinbar sinnloseste Tod uns nicht von Gott trennen kann. Wäre er freilich am Ostermorgen nicht auferstanden, hätte er nicht seine göttliche Herrlichkeit unter Beweis gestellt, dann wäre auch er nur eines der vielen Opfer menschlicher Gewalt, staatlicher Willkür, eine zu vernachlässigende Fußnote der Geschichte. So ist das Osterwunder, das wir zwar nicht verstehen können, worauf wir uns aber unbedingt verlassen dürfen, das Fundament unseres persönlichen Lebens als Christen, das Fundament der ganzen Kirche.
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