Klimaschonende Strom- und Wärmeversorgung für Neubaugebiete im Landkreis Forchheim

Die Kommunen und Abwasserzweckverbände im Energieeffizienznetzwerk des Landkreises informierten sich über nachhaltige „Arealnetze“ zur Strom- und Wärmeversorgung für Wohnquartiere.

Herr Ingo Endres vom IfE (Institut für Energietechnik) begrüßte die Teilnehmer und ging in seinem Vortrag näher auf die aktuellen energietechnischen Projekte im Rahmen des Netzwerkes und aktuelle energetische Förderprogramme ein. Die Kommunen im Netzwerk arbeiten jeweils zusammen mit einem energietechnischen Berater an Detailprojekten in den Gemeinden.

Als Einstieg in den fachlichen Teil des Netzwerktreffens referierte Frau Pia Meiller vom IfE über die gesetzlichen Unterschiede bei Kundenanlagen und geschlossenen Verteilernetzen. Kundenanlagen im klassischen Sinn betreffen die Energieversorgung einer kleineren Einheit, wie beispielsweise ein Mehrfamilienhaus. Diese Anlagen können aber auch auf größere Areale ausgeweitet werden und werden damit zur sogenannten „Quartiersversorgung“. Wichtig hierfür ist der Betrieb von dezentralen Stromerzeugungsanlagen (z. B. Photovoltaikanlagen), eine hohe Stromabnahmedichte und eine hohe Stromeigennutzungsquote. Als Projektbeispiel nannte Frau Meiller die Quartierslösung im oberbayerischen Freilassing. Für das Quartier in Freilassing wertete das Institut für Energietechnik zunächst den Strom- sowie Wärmebedarf aus. Daraus wurde dann ein sinnvoller Strom- & Wärmeverbund mit der Mittelschule, der Grundschule und dem Schwimmbad Badylon in Freilassing beschlossen. Durch das Zusammenspiel der PV-Anlagen und des BHKWs in der Energiezentrale am Klärwerk wird ein sehr hoher Autarkiegrad von ca. 90 % in diesem Areal in Freilassing erreicht, worauf die Stadt zur Recht sehr stolz sein kann. Des Weiteren entsteht ein deutlicher Kostenvorteil bei den Stromkosten, denn im Arealnetz fallen viele Gebühren und Abgaben nicht an, der Strom ist etwa 1/3 günstiger für die Verbraucher.

Im Rahmen des zweiten Fachvortrags präsentierte Herr Bernhard Bedenk von der Überlandszentrale Mainfranken zum Thema “Kaltwärme eine Erfolgsgeschichte – Quartierslösung mit Erdwärme im ländlichen Raum”. Bei der Planung von Nahwärmenetzen sind laut Herrn Bedenk bei einer Wärmebelegungsdichte unter 1.000 kWh/Meter Wärmenetz*Jahr dezentrale Wärmeerzeuger die richtige Wahl. In jedem Fall sind in Neubaugebieten aufgrund der geringen Bedarfsmengen die Verluste alleine durch die Wärmenetze erheblich. Um diese Leitungsverluste umgehen zu können, würden sich dezentrale Wärmeerzeuger eignen. Als dezentrale Wärmeerzeuger können unter anderem Sole-Wasser-Wärmepumpen mit Erdsonden, welche neben der Beheizung in den Wintermonaten auch zur Kühlung des Wohnraums in den Sommermonaten dienen, eingesetzt werden. Bei der Wärmepumpe wird die Wärme anteilig durch 80 % Geothermie und 20 % Strom erzeugt. In den dargestellten Beispielen aus Unterfranken kooperieren die Gemeinden und der Energieversorger bei der Erschließung von Neubaugebieten. Diese werden großflächig für Geothermie erschlossen, so dass die Gemeinden die Erdwärmesonden zusammen mit dem Grundstück veräußern. Durch das gesamtheitliche Vorgehen können die Kosten der Nahwärmeerschließung für den späteren Hauseigentümer um 25% gesenkt werden. Die Kommunen können so schon einen wichtigen Beitrag zur klimaschonenden Wärmversorgung liefern.

Hintergrund zum Energieeffizienz-Netzwerk

Die beiden Energieeffizienz-Netzwerke Lkr. Forchheim 1 und 2 werden seit Juni 2018 vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle BAFA gefördert. Die Netzwerkarbeit setzt sich aus regelmäßigen moderierten Netzwerktreffen zu aktuellen energierelevanten Themen und einer kommunenspezifischen individuellen energietechnischen Beratung durch die Mitarbeiter des IfE zusammen.

Bis 2021 wird einmal jährlich ein Netzwerktreffen im gesamten Plenum stattfinden, um die Fortschritte unter den Teilnehmern auszutauschen und das weitere Vorgehen zu planen, drei weitere Netzwerktreffen finden in den Arbeitsgruppen 1 und 2 statt.

Teilnehmende Kommunen an den Netzwerken 1 und 2 sind die Gemeinden Obertrubach, Weißenohe, Effeltrich, Hallerndorf, Heroldsbach, die Märkte Egloffstein, Hiltpoltstein, Igensdorf, Eggolsheim, Neunkirchen am Brand sowie die Städte Gräfenberg und Ebermannstadt Netzwerkteilnehmer. Daneben nehmen auch die Zweckverbände zur Abwasserbeseitigung im Trubachtal und Obere Schwabach am Netzwerk teil. Aus der umliegenden Nachbarschaft sind auch die Gemeinden Simmelsdorf, Altendorf, Röttenbach und Uttenreuth dem Energieeffizienznetzwerk beigetreten.