Universität Bamberg eröffnet Hightech-Labor für Schmerz- und Demenzforschung
Bamberger Living Lab Demenz hilft Wissenschaftlern, Schmerzen und Emotionen älterer Menschen erkennbar zu machen
Demenzpatienten fällt es im Krankheitsverlauf zunehmend schwer, sich sprachlich auszudrücken. Wenn das Empfinden unverstanden bleibt, belastet das Betroffene und Angehörige im Alltag und geht oft mit großem Leid einher: Nicht nur bleiben Gefühle unausgesprochen, Medizinern und Pflegekräften fällt es zudem häufig schwer, Schmerzen zu erkennen. Dem möchte ein interdisziplinäres Forschungsteam der Bamberger Psychologie und Informatik entgegenwirken: Ein Living Lab mit moderner Sensortechnik ermöglicht es ab Frühjahr 2020, alltägliches Schmerzverhalten bei Menschen mit und ohne Demenz kontrolliert und detailliert zu erfassen.
Im Bamberger Living Lab Demenz (BamLiD), das alltägliche Situationen in einer normalen Wohnumgebung mit Ess-, Wohn- und Schlafbereich simuliert, messen unter anderem 12 Kameras, fünf Mikrofone, einige Körpersensoren und ein mit Sensoren ausgestatteter Boden Gesichtsausdruck, Lautäußerung, Körperbewegung sowie vegetative Parameter wie Herzrate oder Blutdruck der Testperson. Die Daten geben dann beispielsweise Aufschluss darüber, ob die Testperson akute Schmerzen bei bestimmten Bewegungsabläufen wie dem Aufstehen aus dem Bett oder dem Umheben von schweren Gegenständen hat oder welche Alltagssituationen Unsicherheiten oder Ängste auslösen. „Im Bereich der Schmerz- und Kognitionsforschung sind wir mit dieser Einrichtung weltweit Vorreiter“, so Initiator Dr. Stefan Lautenbacher, Professor für Physiologische Psychologie. „Wir können dort unsere langjährige Erfahrung in der psychologischen Schmerzforschung bei Demenzpatienten mit einer anwendungsnahen Informatik, insbesondere mit Künstlicher Intelligenz und Multisensoren-Messung, effizient verbinden.“
Finanziert wird das Labor von der Universität Bamberg. Entwickelt wurde die Einrichtung im Rahmen des vom Bayerischen Gesundheitsministerium geförderten Forschungsprojekt „Schmerz und Alltagspraxis bei Menschen mit Demenz“. Diese Studie wird als eine der ersten Projekte vom Living Lab profitieren. Maßgeblich beteiligt an Konzeption und Nutzung sind – neben Stefan Lautenbacher und Miriam Kunz – Dr. Ute Schmid, Professorin für Angewandte Informatik, insbesondere Kognitive Systeme, sowie Prof. Dr. Daniela Nicklas, Inhaberin des Lehrstuhls für Informatik, insbesondere Mobile Softwaresysteme/Mobilität.
Weitere Informationen unter: www.uni-bamberg.de/physiolpsych/living-lab
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