Leserbrief: Stärkung der Bamberger Park & Ride-Häuser kein Allheilmittel

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Sehr geehrte Damen und Herren!
Als großen Wurf in Richtung Verbesserung des Öffentlichen Personennahverkehrs preisen Stadt Bamberg, Stadtwerke und politische Mehrheit derzeit an, dass ab Anfang März, zufällig (?!!!?) zwei Wochen vor den Kommunalwahlen, für die Benutzung der Park & Ride-Häuser an Kronacher Straße und Heinrichsdamm einschließlich des Bustransfers in die Innenstadt kein Entgelt mehr zu zahlen ist.
Was aber bedeutet P&R am Stadtrand?
Die Besucher der Stadt fahren den Großteil ihres Wegs mit dem eigenen Kraftfahrzeug. Lediglich für die wenigen letzten Kilometer steigen sie auf den Bus um. Zugegeben – für das städtische Straßennetz kann das zu einer gewissen Entlastung führen. Die aber darf, solange gute Chancen bestehen, einen innenstadtnahen Parkplatz zu finden, nicht überschätzt werden. Mit Ausnahme der Adventssonntage aber sind in Bambergs Mitte immer freie Plätz in den Parkhäusern vorhanden.
Für die ökologische Bilanz des gesamten Wegs bedeutet P&R am Stadtrand – oder gar, wie es die neue, die innenstadtnahen Parkhäuser zusätzlich zur ohnehin bestehenden Busanbindung erschließende Ringbuslinie explizit fördert, in direkter Nachbarschaft des Zentrums – allenfalls eine minimale Änderung, die wenig ins Gewicht fällt. Dennoch erfordert sie mit der Bereitstellung der Stellflächen einschließlich Zufahrtsstraßen und Busanbindung in dichtem Takt hohen Aufwand. Die hierfür aufgewandten Mittel fehlen dort, wo spürbare Verbesserungen der ÖPNV-Anbindung dringendst vonnöten sind.
Der Verzicht auf die – ohnehin nicht kostendeckenden – Einnahmen vergrößert das Defizit der Stadtwerke, ohne der großen Mehrheit der Fahrgäste zu Gute zu kommen. Ringbuslinie sowie kostenloses P&R stärken letztlich nur das auf motorisierten Individualverkehr gestützte Verkehrssystem.
Ökologisch von Vorteil wäre, Park & Ride dezentral in der Fläche anzubieten, an wichtigen Knoten- und Umsteigepunkten von Bahn und Bus im Landkreis. Die derzeitigen, wohl in hohem Maße der aktuellen Klimadebatte und den anstehenden Wahlen geschuldeten Versprechen des Landkreises, das Angebot des öffentlichen Personennahverkehrs deutlich verbessern zu wollen, sind zwar mit Vorsicht zu genießen. Die Verantwortlichen haben sich in der Vergangenheit wahrlich nicht mit Ruhm bekleckert, so daß dem vorgeblichen Sinneswandel mit einer gewissen Skepsis begegnet werden sollte. Das Bamberger Umsonst-Paket aber sabotiert selbst zarteste Ansätze schon im Keim.
Vordringlicher für Fahrgäste, Klima, Gesundheit und Umwelt wäre, die seit vielen Jahren bekannten und wiederholt vorgetragenen Defizite des Busnetzes anzugehen: Schließung örtlicher und zeitlicher Angebotslücken, miteinander verträgliche Fahrplantakte, Querverbindungen abseits der Innenstadt, Verminderung vermeidbarer Umsteigezwänge, attraktive und verlässliche Verknüpfung mit dem Fahrrad (bedarfsgerechte Abstellmöglichkeiten an allen wichtigen Haltepunkten, verbesserte Mitnahmemöglichkeiten), Ausstattung der Haltepunkte, Fahrgastinformationen … . Auf Verbundebene kommen unter anderem eine bessere Bahnanbindung vor allem nach Süden (Forchheim / Erlangen / Nürnberg) sowie ein leicht verständliches Tarifsystem hinzu. Doch zu diesen Punkten halten sich die meisten (kommunalen) Verkehrspolitiker bedeckt.
Es ist an der Zeit, die Weichen in Richtung Zukunftsfähigkeit zu stellen, statt viel Energie in offensichtliche Fehlentwicklungen zu investieren.
Mit freundlichen Grüßen
Wolfgang Bönig
Bamberg-Gaustadt, 18. Februar 2020