Bayreuth: Medizincampus Oberfranken soll Ärztenachwuchs anlocken
Bayreuth. Jeder dritte Hausarzt in Bayern ist über 60 Jahre alt. Das heißt: in jeder dritten Hausarztpraxis im Freistaat wird in fünf bis zehn Jahren händeringend ein Nachfolger gesucht. Hier setzt der Medizincampus Oberfranken an. „Der Campus wird unserer Region gut tun, wenn es um den Ärztenachwuchs geht“, sagte die bayerische Gesundheitsministerin Melanie Huml bei einer gemeinsamen Veranstaltung des CSU-Kreisverbandes Bayreuth-Stadt und des gesundheitspolitischen Arbeitskreises der örtlichen CSU.
„Mit dem Medizincampus haben wir einen echten Coup gelandet, sagte Huml. Damit seien die Medizinstudenten erst einmal in der Region und sie sei sich sicher, dass auch einige hierbleiben werden. Das Konzept sieht vor, dass pro Jahr 100 junge Leute ihr Medizinstudium an der Friedrich-AlexanderUniversität Erlangen beginnen und sie nach dem 4. Semester in Bayreuth weiter studieren. Möglich mache die die Kooperation mit der Universität Bayreuth und dem Klinikum Bayreuth als Krankenhaus der Maximalversorgung. Die ersten Studenten hätten ihr Studium bereits in Erlangen aufgenommen, in zwei Jahren werden sie in Bayreuth sein. Hintergrund ist, dass es mit Schaffung der neuen Fakultät für Medizin in Augsburg lediglich in den Regierungsbezirken Niederbayern und in Oberfranken keine Medizinerausbildung gibt. Mit dem Medizincampus, der auch neue Professuren nach Bayreuth bringen wird, sei die oberfränkische Lücke zum größten Teil geschlossen.
Als weiteren wichtigen Schritt zur Verbesserung der ärztlichen Versorgung gerade auf dem flachen Land bezeichnete die Ministerin die Landarztquote. Dabei werden sechs Prozent aller Medizinstudienplätze für diejenigen reserviert, die sich verpflichten, zehn Jahre in Gebieten zu praktizieren, in denen medizinische Unterversorgung herrscht oder droht. Die Abiturnote spielt dabei keine Rolle, wohl aber ehrenamtliches Engagement, beispielsweise als Rettungssanitäter oder vergleichbare Tätigkeiten. „Mir ist sehr daran gelegen, dass wir überall in Bayern eine sehr gute Versorgung haben“, so Huml.
Der zweite große Bereich, der in den Zuständigkeitsbereich von Staatsministerin Huml fällt, ist die Pflege. „In der Pflege tut sich einiges, das ist aber auch dringend notwendig“, sagte sie und verwies auf den demographischen Wandel. Der gesamte Pflegebereich benötige vor allem mehr Wertschätzung. Um das zu erreichen, will das Gesundheitsministerium noch in diesem Jahr eine großangelegte Kampagne starten.
Auch die neue generalisierte Ausbildung, die Zusammenlegung von klassischer Pflege-, Kinderkrankenpflege- und Altenpflegeausbildung, soll zur Attraktivierung des Berufsbildes beitragen. Huml nannte es problematisch, wenn sich junge Leute schon mit 16 oder 17 Jahren festlegen sollen, in welchem Bereich der Pflege sie tätig sein wollen. Künftig soll es im Rahmen der Ausbildung deshalb auch in allen drei Berufsfeldern Praxiseinsätze geben. Von den 22 Pflegeschulen in Bayern beginnen im April bereits 19 mit der generalisierten Pflegeausbildung.
Mit der Flexibilisierung der Pflege hat sich die Ministerin auch eine wichtige Weichenstellung zur Entlastung von pflegenden Angehörigen auf die Fahnen geschrieben. So soll unter anderem die strikte Trennung zwischen ambulant und stationär aufgehoben werden. Vorstellbar wäre beispielsweise ein offener Mittagstisch, bei dem auch Angehörige zum Essen kommen können, oder gelegentliche Übernachtungen in der Tagespflege. Zwei Drittel aller Pflegebedürftigen würden zuhause versorgt. Deshalb müssten die Angehörigen auch so weit wie möglich entlastet werden. „Das hat auch mit Menschenwürde zu tun“, so Huml.
Nachholbedarf in Sachen Wertschätzung der Pflegeberufe hatte zuvor auch Markus Ruckdeschel, Sprecher des gesundheitspolitischen Arbeitskreises und Geschäftsführer des BRK-Kreisverbandes, angemahnt. Er sprach vom Pflegenotstand, benötigt würden mittlerweile nicht nur Fachkräfte sondern auch Hilfskräfte.
Zuvor hatte Bayreuths 2. Bürgermeister und OB-Kandidat Thomas Ebersberger sein Wahlprogramm vorgestellt. Bayreuth stehe gut da, sagte er. „Wir nutzen aber bei weitem nicht die Möglichkeiten, die wir eigentlich hätten“, so Ebersberger. Organisiert wurde die Veranstaltung vom CSU-Ortsverband Bayreuth-West und vom Gesundheits- u. Pflegepolitischen Arbeitskreis der CSU (GPA).
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