Landkreis Bamberg und das Landesamt für Denkmalpflege stellen das Buch „Vielfalt in der Einheit – Zisterziensische Klosterlandschaften in Mitteleuropa“ vor
Waren die Mönche Landschaftsgestalter?
Vor der feierlichen Kulisse der bedeutenden Stiftsbibliothek der Abtei Waldsassen wird heute in Anwesenheit von Äbtissin Laetitia und Vertretern der Projektpartner aus Bayern, Frankreich, Österreich und Tschechien das Buch „Vielfalt in der Einheit – Zisterziensische Klosterlandschaften in Mitteleuropa“ vorgestellt. Der zweisprachige Band erscheint in der Schriftenreihe des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege und stellt den aktuellen Forschungsstand zum Thema Klosterlandschaft als historische Kulturlandschaft dar. Er ist das Ergebnis einer internationalen Fachtagung im Rahmen des vom Landkreis Bamberg geleiteten Zisterzienser-Projekts zum Europäischen Kulturerbejahr 2018.
„Ich bin stolz, dass unser Landkreis Bamberg mit den Steigerwaldlandkreisen und dem Landkreis Tirschenreuth durch das Projekt und das nun erschienene Buch so viele Menschen in Europa verbindet und für unser gemeinsames kulturelles Erbe begeistert“, freut sich Landrat Johann Kalb, der auch einen europäischen Zisterzienserweg und die Bewerbung um ein transnationales Europäisches Kulturerbe-Siegel vorantreibt.
Zisterziensische Klosterlandschaften bilden die von den Zisterziensern in Mitteleuropa seit rund 900 Jahren gelebten Traditionen, Siedlungsformen und Landnutzungen ab. „Sie sind Zeugen der Vielfalt und Einheit, die Europa gleichermaßen ausmachen“, betont Generalkonservator Prof. Dipl.-Ing. Architekt Mathias Pfeil, Leiter des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, das wissenschaftlicher Projektpartner ist.
Das gemeinsame Buch setzt sich in Fachbeiträgen namhafter Experten mit den wichtigsten Erkennungszeichen der Klosterlandschaften in Mitteleuropa auseinander und beleuchtet die historischen Grundlagen für die Landschaftsprägung anhand von sechs ausgewählten Abteien: Ebrach im Landkreis Bamberg und Waldsassen im Landkreis Tirschenreuth werden im Kontext ihrer Mutterabtei Morimond (Haute-Marne, Frankreich), sowie der Klosterlandschaften Plasy (Westböhmen/Tschechien), Zwettl (Waldviertel/Niederösterreich) und Stift Rein (Steiermark/Österreich) beleuchtet.
Der Fokus der Beiträge liegt auf der Herausarbeitung der gemeinsamen kulturlandschaftlichen Identität der genannten Klosterlandschaften, ihrer lokalen Unterschiede und ihrem verbindenden Element, dem zisterziensischen Ideal der Gründung in Einsamkeit und Wildnis. Diesem Ideal folgend, mussten die Zisterzienser unwirtliches Land urbar machen, eine Eigenwirtschaft und Siedlungsstrukturen entwickeln. Noch heute sind ihre Spuren erkennbar: Abgelegene Flusslandschaften mit Klöstern, Wirtschaftshöfen, Teichwirtschaft, Streuobstwiesen, Weinbergen, historische Waldbauformen sowie prächtige barocke Stadt- und Amtshöfe.
Im Rahmen des Europäischen Kulturerbejahres 2018 leistete das Projekt unter Federführung des Landkreises Bamberg einen wesentlichen Beitrag zur Bewusstseinsbildung und Vermittlung der zisterziensischen Klosterlandschaft als verbindendes und identitätsstiftendes kulturelles Erbe Europas. Die Ergebnisse der internationalen Forschung und Vernetzung bilden die Grundlage für das laufende Bewerbungsprojekt „Cisterscapes – Cistercian landscapes connecting Europe“, das ein transnationales Europäisches Kulturerbe-Siegel für 18 Klosterlandschaften in sechs europäischen Ländern anstrebt. Die Prädikatisierung stellt ein wichtiges Etappenziel im Rahmen der Welterbebestrebungen der Klosterlandschaft Waldsassen sowie des Steigerwalds dar. Informationen zum Projekt unter www.cisterscapes.eu
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