Bayreuther Biologie-Didaktiker Prof. Dr. Franz X. Bogner wird Gastprofessor in Havanna (Kuba)

Symbolbild Bildung
Prof. F.X. Bogner (li.) und  Prof. J.L. Cuevas vom Kubanischen Kultusministerium beim Empfang der Deutschen Botschaft im Rahmen des diesjährigen DAAD-Symposiums in Havanna. Foto: R.H. Herrera

Prof. F.X. Bogner (li.) und Prof. J.L. Cuevas vom Kubanischen Kultusministerium beim Empfang der Deutschen Botschaft im Rahmen des diesjährigen DAAD-Symposiums in Havanna. Foto: R.H. Herrera

Der Bayreuther Biologie-Didaktiker Prof. Dr. Franz X. Bogner ist nun auch Gastprofessor in Havanna (Kuba), eine seltene und große Ehre: Im Fachgebiet der Biologiedidaktik geschieht das in ganz Deutschland erstmals. Prof. Bogner wird besonders die empirische Unterrichts­forschung am Alexander Humboldt-Zentrum der Pädagogischen Universität Enrique José Varona unter­stüt­zen. Bei der Zentrums-Gründung vor einem Jahr hatte das Bayreuther Zentrum zur Förderung des mathematisch-naturwissenschaftlichen Unterrichts (Z-MNU) als Schirmherr firmiert.

Als Gastprofessor wird sich Prof. Bogner in Havanna vor allem um quantitative empirische Forschung innerhalb des Alexander Humboldt-Zentrums kümmern, das an der Pädagogischen Universität Enrique José Varona angesiedelt ist und im Februar 2019 gegründet worden war. Bei der Gründung fungierte das Bayreuther Z-MNU als Pate. Prof. Bogner leitet den Bayreuther Lehrstuhl Didaktik der Biologie und ist gleichzeitig Direktor des Z-MNU. In dieser Funktion hat er mehrfach Erfahrung in der Leitungskoordi­na­tion meist komplexer EU-Projekte im MINT-Unterricht und eLearning-Bereich sammeln können.

Bei allen wirtschaftlichen Problemen habe Bildung in Kuba einen enorm hohen Stellenwert, so Prof. Bogner, nirgendwo auf der Welt werde prozentual pro Einwohner mehr Geld für diesen Budgetbe­reich bereitgestellt (13% des BIP!). „Dennoch wird der Rat der Universität Bayreuth mit ihrer langjährigen Expertise ganzheitlicher Lehrer­bildung gefragt sein“, erläutert Prof. Bogner in seiner neue Rolle als Gast­professor, „da gerade die MINT-Lehrerbildung in Bayreuth seit über 15 Jahren wegweisend innovative Wege beschreitet.“ Damit verweist Bogner auf den MINT-Lehramt-Modell­studiengang für das Lehramt-Gymnasium, dessen Besonder­heit der konsequente BA- und MA-Abschluss, die Polyvalenz, die verstärkte Schulpraxis-Einbindung oder eine solide verpflichtende Multimedia-Ausbildung ist, aber auch die funktionierende Ver­schrän­kung der Masterarbeit mit der zweiten Phase, dem Studien­referendariat. „Ein weiterer Leuchtturm der Universität Bayreuth ist der deutschlandweit einmalige MINT-Studiengang ELITE-Lehramt PLUS, der hochbe­gabten Lehramtsstudierenden einen Abschluss als Master of Science bietet“, erklärt Prof. Bogner. „Naturwissenschaften haben in Kuba traditionell einen enormen Stellenwert, dennoch ist man stets an weiteren Verbesserungen interessiert.“ Weiter sagt Prof. Bogner: „In meiner Antrittsvorlesung im nächsten Semester werden mit Blick auf das Bayreuther Vorbild die enormen und vielfältigen Chancen eines „El Centro de Matemática y Ciencias de la Educación“ heraus­gestellt werden.“

Nach mehrjährigen Vorgesprächen waren beim Bayreuther Delegationsbesuch in Havanna im Februar 2019 Universitätspräsident Prof. Dr. Stefan Leible und Biologie-Didaktiker Prof. Dr. Franz X. Bogner die Gründungs-Schirmherren des neuen Alexander-Humboldt-Zentrums. Wie an der Universität Bayreuth auch bietet dieses Zentrum in Havanna eine konsequente interdisziplinäre Plattform für Forschung und Lehre in den Fachdidaktiken und in der Lehrerbildung und trägt so substantiell zur Förderung der Didaktik in den Naturwissenschaften bei. Das kubanische Zentrum wurde nach Alexander von Humboldt benannt, der in ganz Kuba noch heute hoch verehrt wird – Bekanntheit und Wertschätzung des deutschen Privatgelehrten hat sich aus seiner mehrjährigen Südamerika-Expedition vor über zwei Jahrhunderten bis zum heutigen Tag erhalten.

In der Lehrerbildung kann das kubanische Alexander-Humboldt-Zentrum bereits auf eine erfreulich breite Palette von innovativen Modulen zurückgreifen, schließlich ist die Pädagogische Hochschule in Havanna seit ihrer Gründung auf Lehrerbildung spezialisiert. Das Zentrum soll darüber hinaus die interdisziplinäre Zusammenarbeit weiter fördern, um angehende Lehrerinnen und Lehrer noch besser auf ihren Beruf vorzubereiten. „In der Forschung“, erläutert Bogner, “hapert es derzeit vor allem noch am Geld, jedoch bieten sowohl die EU als auch deutsche Stellen zunehmend Forschungsgeld gerade für solche Kooperationen an. Ein eigenes Zentrum erleichtert die Antragsstellung enorm.“ Das Bayreuther Z-MNU, so Prof. Bogner, konnte unter diesem innovativen „Regen­schirm“ in den letzten 15 Jahren von verschiedenen Projektträgern weit über 50 Forschungs­projekte einwerben (z.B. EU, DFG, BMBF). „Stellvertretend war denn auch zur Zentrumsgründung in Havanna ein EU-Projekt der ‚Horizon-2020‘-Linie vorgestellt worden, das vom Bayreuther Biologie-Didaktik-Lehrstuhl entworfen und koordiniert 15 Partner aus Europa, den USA, Australien und Japan zusammenarbeiten ließ.“ Durch die zunehmende Öffnung von EU-Ausschreibungen für latein­amerikanische Partner könnte das Alexander Humboldt-Zentrum in Havanna hier innovativ ins Spiel kommen, auch wenn Kuba derzeit ein besonderes Schwerpunktland deutscher Förderung zum Beispiel über den DAAD (Deutscher Akademischer Auslands-Dienst) sowie das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in Berlin ist. Kuba hat aber nicht umsonst eine deutsche Botschafterin und einen europäischen Botschafter. Von deutscher Seite will man eine lange und fruchtbare akademische Tradition weiterleben lassen, da nicht wenige Professoren des MINT-Bereichs in Deutschland promoviert hatten und ausnahmslos mit leuchtenden Augen von dieser akademischen Anfangszeit schwärmen.