„Wenn´s knistert“ – Die FDP zu Gast bei der Firma EMCC Dr. Rasek in Unterleinleiter
Die Firma EMCC Dr. Rašek mit zwei Standorten in Moggast und Unterleinleiter mit rund 100 Arbeitsplätzen zählt zu den Weltmarktführern beim Testen, Prüfen und Zertifizieren von Geräten hinsichtlich elektromagnetischer Verträglichkeit, elektrischer Sicherheit, Funk und Umweltsimulation.
Geprüft wird eigentlich alles, was elektrisch betrieben wird oder funkt: Von der Boeing 777x bis zum Handy. Da immer mehr Geräte mit Sensoren ausgestattet sind, freut sich die kaufmännische Geschäftsführerin Nathalia A. Rašek-Abach über steigende Auftragszahlen. An einer Waschmaschine erklärt ihr Mann, technischer Geschäftsführer Dr.-Ing. Andreas Abach, die Notwendigkeit zur Prüfung, denn diese arbeitet mit Strom, Wasser, Wärme und die neueren Modelle senden eine Nachricht, dass der Waschgang beendet ist. Bei einer Waschmaschine muss ausgeschlossen werden, dass es unkontrollierte elektrische Ströme ins Stromnetz und zum Anwender gibt, dass die Maschine nicht überhitzt und dass es zu keinen Störungen durch die Nachrichtenübertragung kommt.
Elektromagnetische Strahlung senden und empfangen
Jedes elektrische Gerät sendet elektrische oder elektromagnetische Strahlung aus. Gleichzeitig wird aber auch die von anderen elektrischen Geräten ausgesendete Strahlungen empfangen. Um die Funktion und Sicherheit eines Gerätes sicherzustellen, werden Prüfungen für die elektromagnetische Sicherheit durchgeführt um damit die wechselseitige Beeinflussung und Störungen von anderen Geräten auszuschließen. Für die Durchführung dieser Prüfungen werden in Europa die EMV-Richtlinie und gerätespezifische Normen verwendet. Das am Produkt angebrachte CE- Zeichen zeigt dem Verbraucher an, dass die Konformität eines Produktes mit den europäischen Richtlinien vorhanden ist und das die sicherheitsrelevanten EMV-Prüfungen durchgeführt wurden. Wenn es knistert oder rauscht, ist irgendetwas nicht in Ordnung, so der Ingenieur Andreas Abach.
Vibration und Direktblitz
Das Kerngeschäft des Unternehmens, das 1977 von Dr. Werner Rašek gegründet wurde, bilden nach wie vor Prüfungen zur elektromagnetischen Verträglichkeit, zu Funkthemen und die reale Simulation von Umweltbelastungen (z.B. Druck, Feuchte, Temperatur, Vibration) sowie Tests mit Direktblitz, um beispielsweise Schäden durch Blitzeinschlag an der Flugzeugstruktur oder elektronischen Instrumenten auszuschließen.
Deutsche Bürokratie als Wirtschaftsbremse
Stephan Thomae, der stellvertretende Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion und Mitglied im parlamentarischen Kontrollgremium der Bundesnachrichtendienste, informierte sich mit FDP-Kommunalwahlkandidaten und Bürgerforum Ebermannstadt-Kandidaten über die Marktsituation und fragte nach der Vereinheitlichung von Standards. Dies war das Stichwort für Nathalia A. Rašek-Abach auf die Hindernisse einzugehen, die die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens einschränken. Sie kritisierte unter anderem, dass die Zuständigkeit der deutschen Behörden, die wiederum der Firma EMCC die Akkreditierungen, Anerkennungen und Zulassung erteilen bzw. bestätigen müssen, unklar sei, weil im CETA-Abkommen – die Wirtschafts- und Handelsvereinbarungen der EU mit Kanada – welches in Deutschland immer noch in dem für die Zertifizierungsstellen relevanten Teil nicht ratifiziert ist vergessen wurde, die bisher vorhandenen Vereinbarungen zwischen der EU und Kanada fortzuführen. Dies führe zu einer zeitlichen Verzögerung, welche verbunden ist mit deutlich erhöhten Kosten bei der Zurverfügungstellung der Aufrechterhaltung der Anerkennung als Zertifizierungsstelle für die Zulassung von Funkprodukten für den kanadischen Markt. Auch die neue Gebührenordnung der Deutschen Akkreditierungsstelle GmbH (DakkS) fordert nun Vorkasse für Gebühren die im Rahmen von Akkreditierungen anfallen, so dass das fränkische mittelständische Unternehmen diese nun laufend vorfinanzieren müsse. „Ein schwieriger, risikoreicher Balanceakt“, stöhnt die Tochter des Gründers.
Es sei auch fatal für EMCC mit 70 Prozent Handel außerhalb Deutschlands, dass deutsche Behörden nicht direkt englischsprachige bzw. zweisprachige Urkunden ausstellten, sondern zusätzlich zur deutschen Version kostenpflichtige Übersetzungen anbieten. „Ein echter Wettbewerbsnachteil wegen zusätzlicher Kosten und Zeitverlust“, kommentiert Nathalia A. Rašek-Abach.
Mit Blick auf den Standort in der Fränkischen Schweiz wünscht sich die Eigentümerin des 100 Prozent im Privatbesitz befindlichen Unternehmens eine höhere, zuverlässige Übertragungsrate ins Internet zu wirtschaftlichen Konditionen. So stünden der Firma im Moment symmetrisch nur 10 Mbits zur Verfügung, Gigabits scheinen unerreichbar. Der LTE Mobilfunkstandard ist im Büro in Moggast nicht praktikabel nutzbar.
Adressat ist Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier
Stephan Thomae bat Nathalia A. Rašek-Abach konkrete bürokratische Hürden, wie die ausschließlich in deutscher Sprache auszustellenden Urkunden zu benennen, um diese an Elisabeth Winkelmeier-Becker, Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Wirtschaft und Energie, heranzutragen.
Die stellvertretende Kreisvorsitzende der FDP, Franka Struve-Waasner, und Bürgermeisterkandidatin Antje Müller vom Bürgerforum Ebermannstadt dankten für die Betriebsbesichtigung und Informationen über die Firma EMCC.
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