FDP im Kreis Forchheim: Wieviel Power braucht die Wirtschaft?
Forchheim – Die FDP im Landkreis Forchheim begann den Kommunalwahlkampf 2020 mit der Frage: „Wie viel Power braucht unsere Wirtschaft?“ Schwerpunkt der Diskussion ist der Einfluss der Energieversorgung auf die Wirtschaftskraft in Forchheim und darüber hinaus. Welche Auswirkungen hat die Energiewende auf Oberfranken, als Region mit der zweithöchsten Industriedichte Europas? Welche Rolle spielen Innovation und Digitalisierung in diesem Prozess? Können Erneuerbare Energien eine notwendige Grundlast gewährleisten und wie gehen unsere Unternehmen vor Ort mit Klimawandel und Energiewende um?
Als Grundsatzreferenten stellte die stellvertretende Kreisvorsitzende Franka Struve-Waasner Dr. h.vc. Thomas Sattelberger vor, der über „Mut zu Forschung und Innovationen“ sprach. Sattelberger ist Mitglied der FDP-Fraktion im Deutschen Bundestag und Sprecher für Innovation, Bildung und Forschung. Der politische Quereinsteiger war Personalvorstand und Arbeitsdirektor der Deutschen Telekom AG und zuvor in selber Funktion beim Automobilzulieferer Continental AG. Er fördert die Initiativen MINT Zukunft, Nationales MINT Forum, Hochschulallianz für den Mittelstand, IZT-Institut für Zukunftsstudien & Technologiebewertung, Board Globally Responsible Leadership Initiative, Stiftung Next Society und Fellow International Academy of Management.
An der Podiumsdiskussion, die vom Landtagsabgeordneten Sebastian Körber moderiert wurde, nahm auch Dr. Michael Waasner teil. Der Geschäftsführer der Gebr. Waasner Elektrotechnische Fabrik GmbH in Forchheim und Vorsitzender des IHK-Gremium Forchheim und Vizepräsident der IHK für Oberfranken Bayreuth ist promovierter Physiker. Peter Dyck ist ebenfalls Physiker und freiberuflicher Unternehmensberater. Er war Projektleiter der DWK für das Brennelement Trocken- und Abfalllager Gorleben; für die KWU als Abteilungsleiter für die Brennstoffversorgung der norddeutschen Kernkraftwerke verantwortlich und auch schon für die IAEA in Wien tätig.
Forderung nach einem Spielbein
Sattelberger propagiert, dass Deutschland neben seinem wirtschaftlichen Standbein wie dem Maschinen- und Anlagenbau sowie der Automobilindustrie dringend ein Spielbein benötigt. Dieses Spielbein – im Kern die Software- und BioTech-Brande sowie Raumfahrt – fehle im nötigen Umfang in Deutschland. Die Anzahl der wissensbasierten insbesondere der HighTech-Startups sei von 2002 bis heute auf einen historischen Tiefstand gefallen, 92 Prozente der „Hidden Champions“ im Mittelstand seien über 50 Jahre alt und Deutschland befindet sich auf dem global competitive index nur auf Platz 17. Er sieht Handlungsbedarf auf vier Feldern: Gründungsförderung, qualifikationsbasiertes Einwanderungsgesetz, Unternehmensbesteuerung und Arbeitszeitgestaltung.
Planungssicherheit für Unternehmen
Zum Thema Energiewende fordert Michael Waasner Planungssicherheit, da enorme Investitionen für energieintensive Unternehmen nötig seien, um Treibhausgasemissionen zu senken. Für eine Industrie im Wandel wie die Automobilindustrie kämen weitere Investitionen in den Aufbau neuer Technologien dazu. Er schlägt vor, die CO2-Abgabe nicht den Unternehmen zu entziehen, sondern als Rückstellung für CO2-reduzierende Investitionen in den Unternehmen zu belassen. Erst wenn diese eine festgelegte Zeit davon keinen Gebrauch machten, sollte diese an den Staat abgeführt werden. Das brächte tatsächlich mehr Klimaschutz als eine die Unternehmen belastende Abgabe, die mehr Verlagerung von Wertschöpfung ins Ausland zur Folge hätte.
Förderung von Kraft-Wärme-Kopplung-Kraftwerken
Peter Dyck lobt die Forchheimer Stadtwerke, die in den letzten Jahren ca. 10 Kraft-WärmeKopplung (KWK) Kraftwerke gebaut und in Betrieb genommen haben. So erzeuge das Kraftwerk in der Wohnanlage am Stadtpark Strom und versorge mit der entstehenden Abwärme die fünf Wohnblöcke und sämtliche Reihenhäuser mit Heizung und Warmwasser.
Diese Anlage, mit einem Wirkungsgrad von über 90%, ist deutschlandweit wegen ihrer Effizienz und Umweltfreundlichkeit ausgezeichnet worden. Damit wird eine große Zahl kleiner Öl oder Gas Heizungsanlagen vermieden, die als ausschließliche Wärmeerzeuger einen sehr niedrigen Wirkungsgrad haben. Je besser der Wirkungsgrad umso weniger Primärenergie (Gas oder Erdöl) wird pro Kilowattstunde bzw. Wärmeeinheit verbraucht. Er fordert die politischen Entscheider der Stadt auf die Stadtwerke dazu anhalten und darin unterstützen auch in Zukunft, wo immer möglich, solche KWK Kraftwerke zu errichten zumal diese grundlastfähig seien.
Windräder als Lösung?
Der erste Vorsitzende des Tourismusvereins „Rund um’s Walberla Ehrenbürg e.V.“ Helmut Pfefferle wirft ein, dass Windräder nicht die Lösung sein können, da darunter der Tourismus leiden würde.
Werner Oppel, Vorstand der Forchheimer Kreishandwerksmeister, greift die Debatte zu kurz, wenn sich diese nur um Strom drehe. Es gebe auch andere Energieformen, wie Wärme. Durch die einseitige Subventionierung werden Energielieferanten bevorzugt, die nur bedingt umweltverträglicher seien.
Auf die Frage von Sebastian Körber, welche Schwerpunkte zukünftige Stadträte setzen sollten, bat Michael Waasner darum, wieder zu einer sachbetonten und ergebnisorientierten Arbeitsweise zurückzukehren und auch einmal unpopuläre Entscheidungen zu treffen.
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