Forchheim: Mäc Härder gehört noch lange nicht zum alten Eisen
Forchheim (ha) – Mit seinem aktuellen Kabarett-Programm „Wir haben nicht gegoogelt, wir haben überlegt“ war der Bamberger Kabarettist Mäc Härder am vergangenen Freitagabend im Jungen Theater zu Gast und bot seinem Publikum eine Zeitreise in die eigene Vergangenheit. Das Theater war einmal mehr ausverkauft.
Mäc Härder ist ein „Altmeister“ des Kabaretts, deswegen auch kein Wunder, dass er sein Publikum im Jungen Theater gleich von Anfang an voll im Griff hatte. „Wir haben nicht gegoogelt, wir haben überlegt“, der Titel des Programms suggeriere dem Besucher, dass früher alles viel besser gewesen sei, so Härder. Er wolle mit seinem Programm den Besucher ein bisschen auf die „Sprünge“ helfen. „Sie alle erinnern sich noch an die Telefonhäuschen?“, stellte Härder fragend in den Raum. Falls 15- oder 20jährige im Raum sind, denen sei gesagt, dass man damals ganze Häuser zum Telefonieren gehabt habe, scherzt Härder. Die habe es damals in jedem Dorf gegeben, meist immer eine Schlange davor, weil sich darin einer verquatscht habe. Die Telefonhäuschen seien damals nicht „magenta-rot“, sondern eher „pissgelb“ gewesen und genauso habe es darin gerochen, ruft Härder bei seinem Publikum Erinnerungen hervor. Wie sei der Geruch in einer Telefonzelle gewesen? Wie wenn jemand in einen vollen Aschenbecher gepinkelt hätte.
Von VW Käfern und Besuchszeiten im Krankenhaus
Oftmals sei es dann so gewesen, dass man nie die richtigen Geldmünzen, die man gebraucht hätte dabeigehabt habe. Dann sei man aber vor dem nächsten Problem gestanden, denn genau die Seite des Telefonbuchs, die man gebraucht habe, sei herausgerissen gewesen, so der Kabarettist. „Hat jemand damals einen VW Käfer besessen?“, will der Bamberger von seinem Publikum wissen und gleich schnellen tatsächlich einige Hände im Publikum hoch. Aber nur für den Frühling und für den Herbst. Im Winter habe beim VW Käfer die Heizung nämlich nie funktioniert. Dafür sei im Sommer die Heizung dann nie ausgegangen und man habe geschwitzt ohne Ende. „Wer von euch kann sich noch an die Besuchszeiten in Deutschen Krankenhäusern in den 70er Jahren erinnern?“, will Härder wissen. Es geht ein Raunen durch die Menge. „Klar da war doch was“. 14 bis 16 Uhr, kommt es vielfach aus den Besucherreihen und „zwar nur mittwochs und sonntags“, ergänzt der Bamberger. Pünktlich um 16 Uhr habe dann die Oberschwester jeden Besucher gnadenlos rausgeworfen. Auf der anderen Seite nicht schlecht, denn wenn man eine alte unbeliebte Tante im Krankenhaus besuchen musste, dann sei man automatisch erst zehn vor 16 Uhr ins Krankenhaus gegangen, weil man wusste, dass man gleich eh wieder herausgeworfen wurde. Auf die Oberschwester sei in diesem Fällen damals Verlass gewesen.
Früher war manches besser, obwohl es eigentlich schlechter war
In seiner Kindheit habe er Sprüche gehasst, die es zur damaligen Zeit oft gegeben habe. „Vor dem Essen, nach dem Essen, Hände waschen nicht vergessen“. Immer wieder wird es an diesem Abend auch derb, derb in der Wortwahl und derb auch vom Inhalt. Dies ist aber auch ein Markenzeichen des Bamberger Kabarettisten, denn auch wenn er sich ab und an mal den Mund verbrennt, er bringt die Dinge auf den Punkt und spricht oftmals das aus was viele Menschen denken aber nicht zu sagen trauen. Auch wenn nicht jede Pointe von Mäc Härder die von ihm gewünschte Reaktion auslöst, in den meisten Fällen klappt es aber, denn dafür steht der Altmeister schon lange genug auf der Bühne. Bleibt der erhoffte Applaus an der einen oder anderen Stelle dann doch mal aus, diese Stellen gab es aber nur vereinzelt an diesem Abend, fordert Härder sein Publikum zum Applaus auf. „Sie können gerne klatschen, das macht mir nichts aus“, so der Kabarettist der eigentlich aus der Rhön stammt und den es nach Bamberg verschlagen hat.
Mäc Härder und die Fränkische Sprache
Dann erinnerte er an die ersten Computer, die Anfang der 90er Jahre auf den Markt gekommen sind. „Die waren so langsam bis die hochgefahren sind, da konntest nebenbei eine Kanne Kaffee kochen“. Dann streift der Wortakrobat auch wieder ein Lieblingsthema von ihm die Fränkische Sprache. „Die Steigerung von am Schönsten wirke im Fränkischen schon wieder fast beleidigen, so Härder. Denn man sage ja: „Des is ja der Allerschönste“. Wer Mäc Härder kennt, der weiß auch, dass in seinen Programmen die Jonglage immer einen festen Platz einnimmt. Beim Jonglieren macht Mäc Härder schon schnell niemand was vor. Auch hier ist er ein Meister seines Faches. Gleich nach der Pause kommt der Bamberger Kabarettist dann in einem kunterbunten Anzug auf die Bühne und bekommt gleich, besonders vom weiblichen Publikum eine entsprechende Rückmeldung, obgleich dieses außergewöhnlichen Kleidergeschmacks. Zu seinem letzten Geburtstag hat Härder ein Buch mit dem Titel „Die schönsten Begrüßungsrituale weltweit“ bekommen. Diese arbeitete er gemeinsam mit seinem Publikum ab.
In der zweiten Programmhälfte rief Härder dann weitere Erinnerungen bei seinem Publikum hervor. Zum Abschluss seines Programms gab es dann noch einen Ausflug in die Welt längst vergangener, aber wohl immer in Erinnerung bleibender Werbesprüche die das Leben der Menschen geprägt haben. Wie war das damals mit der berühmten Kondenzmilch von Bärenmarke? „Nichts geht über Bärenmarke, Bärenmarke zum Kaffee“. Das Publikum konnte Härder sofort folgen und kramte die Sprüche aus seinem Gedächtnis den einen oder anderen prägnanten Werbespruch heraus. „Wenn einem soviel Gutes wiederfährt ist das schon einen Asbach Uralt wert“. Das Publikum an diesem Abend enttäuscht den Kabarettisten nicht und bringt Werbespruch für Werbespruch den Härder anfängt auch zu Ende.
Dann war auch Schluss, nach einer Zugabe und dem Hinweis, dass es ab Herbst ein neues Programm von ihm geben würde, verabschiedete sich Mäc Härder von seinem Publikum. Auf diesem Programm darf man wirklich gespannt und voller Vorfreude sein, denn wer Mäc Härder kennt, der weiß, dass er auch noch nach so vielen Jahren des Tingelns von Bühne zu Bühne noch lange nicht müde geworden ist. Er hat für sich den Anspruch sein Publikum bestens zu unterhalten und das gelingt ihm auch nach so langer Zeit eindrucksvoll. Alexander Hitschfel
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