Sanierung des „schiefen Turm von Kulmbach“ kostete 80.000 Euro

Bedenkenlos kann heute der Geschäftsführer der Langheimer Amtshof Sanierungs- und Verwaltungsgesellschaft Rolf Peilnsteiner den wieder fest am Burgberg verankerten Treppenturm betreten, der die beiden Ebenen des historischen Gartens verbindet. Foto: Peil

Gartenterrasse und Turm des Langheimer Amtshofs sind saniert – Mauern und Turm für 80.000 Euro gerettet

Der Langheimer Amtshof ist das größte Barocke Gebäude in der Kulmbacher Altstadt und besitzt neben einem üppigen Bauschmuck auch einen versteckten Terrassengarten. Bis 1803 gehörte der Bau als Außenstelle der Zisterziensermönche zum reichen Kloster Langheim bei Lichtenfels. Östlich an den Prälatenbau des Hofs schließt sich damals wie heute der Garten an, der auf drei Seiten von hohen Mauern umgeben ist. Zugänglich war diese auf einer gemauerten Sandsteinterrasse gelegene Fläche entweder vom Rentamtsgässchen über das östliche Prunkportal oder direkt vom Amtshof aus durch ein Portal mit Engelskopf oder durch ein kleines Türchen am Roten Turm.

Nachdem im Jahr 2017 der Klostergarten des 18. Jahrhunderts im Rahmen von der Langheimer Amtshof Sanierungs- und Verwaltungsgesellschaft auf Basis von erhaltenem Planmaterial aus dem 18. Jahrhundert in Teilen wieder rekonstruiert wurde, wurden Schäden an der Stützmauer der oberen der beiden Gartenterrassen festgestellt (Wir berichteten August 2017). Dieser obere Gartenbereich wird begrenzt vom Prälatenbau des Amtshofs, dem Roten Turm und einer Gartenmauer, mit der im 18. Jahrhundert der einst katholische Hof vom protestantischen Kulmbach getrennt gehalten wurde. Die obere Gartenterrasse war bislang noch nicht saniert worden. Bei Untersuchungen wurde 2018 festgestellt, dass sich der Treppenturm, der beide Gartenteile verbindet, schief stand. Der Schub der Mauermassen unterhalb des nördlich von ihm stehenden Roten Turms hatte dazu geführt, dass er sich bereits um 12 Grad aus seiner ursprünglichen Position bewegt hat. Zudem haben Auswaschungen des Mörtels zwischen den Steinen und Pflanzenbewuchs zu einem Substanzverlust geführt. An einigen Stellen bröckelte die Mauer schon. Der Geschäftsführer der Langheimer Amtshof Sanierungs- und Verwaltungsgesellschaft Rolf Peilnsteiner sah dringenden Handlungsbedarf und lies den direkten Zugang zur Mauer und zum Turm sperren.

Die Planungen zur Sicherung und Sanierung der barocken Terrassenmauer und des Treppenturms lagen in den Händen des Landratsamts Kulmbach und der Firma Burges und Döhring Ingenieure aus der Waaggasse. Die Ausführung übernahm das ebenfalls aus Kulmbach stammende Bauunternehmen Popp. Nach dem Entfernen der Pflanzen, dem Sichern von Steinen und Fugenmaterial, wurde im oberen Bereich der Terrasse die Erde ausgehoben, um an die darunter liegende Konstruktion und die Innenseite der steinernen Brüstung zu kommen. Dabei wurden verwitterte Sandsteine ganz oder teilweise entnommen und mit einem speziellen Beton ersetzt. „Die Steine haben ihre Tragfestigkeit verloren und nur eine vollständige Sanierung der Fugen und Steine im Innen- und Außenbereich machte Sinn, denn die Maßnahmen sollen nachhaltig sein und auf Jahrzehnte Sicherheit geben“, erläuterte Peilnsteiner das Vorgehen.

Nach der Sicherung ging es an die Verfugungsarbeiten, die vom Sommer bis in den Herbst 2019 andauerten. Die streckenweise stark ausgewaschenen Fugen am Treppenturm und auf der Gartenseite des Mauerwerks wurden fachmännisch saniert. Die Absprengungen wurden mit Steinersatzmasse aufgefüllt oder mit neuen Steinen wieder aufgebaut. Schwierig war es, laut Peilnsteiner, die richtige Farbe für den Mörtel zu finden, die mit dem Sandstein harmoniert und sich nicht zu sehr von der Farbe des zuvor verwendeten Mörtels abhebt. Man wollte keine allzu krassen Farbunterschiede an der historischen Mauer entstehen lassen. Der Turm wurde mit stählernen Nadeln und Betonankern wieder stabilisiert und zurück in seine ursprüngliche Position gebracht. Das spitzkegelige Schieferdach des Turms setzte die Firma Eber Bedachungen aus Kulmbach instand. Auch die Stützmauer wurde mit Hilfe von Metallankern und Betoneinspritzungen auf ihrer ganzen Länge fest im dahinter liegenden Festungsberg verankert. Die Arbeiten schlugen mit 80.000 Euro zu Buche. Geld, das nach Angaben des Juristen sehr gut investiert ist: „Die Mauer und der Turm sind nach Angaben der Fachleute für die nächsten einhundert Jahre gesichert.“

Es galt bei den Bohrarbeiten und anderen lauten Tätigkeiten, eine enge Abstimmung mit der unmittelbar benachbarten PTA-Schule zu treffen, um den Unterricht und eventuelle Prüfungen nicht allzu sehr mit Lärm zu beeinträchtigen. Einen großen Teil der Arbeiten verlegte man daher auf die Ferienzeit. Im Sommer und Herbst 2019 waren die Außenmauer und der Turm vollständig eingerüstet, was eine gewisse Beeinträchtigung des von den Schülern als Pausenfläche genutzten Gartens ergab. Peilnsteiner war froh, dass die Zusammenarbeit zwischen Bildungseinrichtung, der Langheimer Amtshof Sanierungs- und Verwaltungsgesellschaft, dem Landratsamt und den beteiligten Firmen flott und reibungslos verlaufen ist: „Da alle sich gut miteinander abgesprochen haben und sich die Firmen ins Zeug gelegt haben, konnte die Rettungsmaßnahme für den Turm und die Gartenterrasse noch vor Einbruch der aktuellen Frostperiode abgeschlossen werden“. Vor Weihnachten waren die Arbeiten beendet. Im kommenden Jahr wird ein Rasen auf der mit Erde aufgefüllten oberen Terrasse ausgebracht.

Der ehemalige Klostergarten besteht nun wieder aus drei Teilen: Der oberen Terrasse, einem als Pausenhof genutzten Rasen mit Baumbestand und dem streng geometrischen Barockgarten mit einzelnen Broderien und Beeten voller Heil- und Nutzpflanzen auf der unteren Terrasse. „Im Langheimer Hof verwalteten die weißen Mönche jahrhundertelang ihre umfangreichen Besitzungen im Kulmbacher Umland und lagerten die Naturalabgaben der Untertanen“, erläuterte Peilnsteiner. „Allerdings waren die katholischen Brüder im seit 1528 protestantischen Kulmbach ungern gesehene Nachbarn, nicht selten herrschten Streit, Verleumdung und Misstrauen zwischen Mönchen und Bürgern“.

In alter Tradition der Zisterzienser habe sie sich ein Refugium in Form eines barocken Gartens angelegt, in dem sie sicher waren und neben Heil- und Küchenkräutern auch einen Ort für Ruhe, die Kontemplation und für die Diplomatie fanden. „Die Zisterzienser hatten den neben dem Garten stehenden Prälatenbau außen mit bester Steinmetzkunst und innen mit verschwenderischem Stuck, Schnitzereien und Gemälden ausgestattet, würdig für die hochrangigen Gäste, die hier empfangen wurden, wie etwa Grafen, Markgrafen und der spätere Kaiser Joseph I.“.