Aufstellungsversammlung – Frauen-Power in Eckersdorf
Ortsverband der GRÜNEN mit 62% Frauenanteil auf ihrer Kommunalliste
Am Mittwochabend trafen sich die Grünen des Ortsverbandes Eckersdorf-Verwaltungsgemeinschaft Mistelbach zur Listenaufstellung für die Kommunalwahl im Schlosscafé Fantasie. Mit dabei waren auch Bürger*innen aus dem Gemeindegebiet, die parteilos sind, aber mit den Zielen der grünen Politik sympathisieren. Anwesend waren auch Grüne Mitglieder aus benachbarten Ortsverbänden, aus dem Kreisvorstand und Landratskandidat Andreas von Heßberg. Nach einem kurzen politischen Aufschlag durch den Ortsvorsitzenden Andreas Endl und der zweiten Vorsitzenden Lisa Wellisch mit den zukünftigen grünen Arbeitsthemen im Gemeindegebiet, wurde als Wahlleiterin die Kreis- und Bezirksvorsitzende Susanne Bauer gewählt. Sie erklärte routiniert in kurzer Weise die notwenigen und einzuhaltenden Formalia bei einer solchen Listenwahl. Die Kandidat*innen stellten sich und ihre politischen Leitthemen und Visionen für die Gemeinde Eckersdorf in zweiminütigen Reden vor. Lisa Wellisch mahnte den dringenden ökologischen Aufbau eines öffentlichen Nahverkehrssystems hin zu einem postfossilen und kundenfreundlichen Transportsystem an. „Es könne nicht sein, dass früh und nachmittags tausende Pkws durch oder von Eckersdorf nach Bayreuth fahren und fast überall sitzt nur eine Person drin. Jedes Fahrzeug, was nicht in die Stadt fährt, ist eine Bereicherung für die Menschen, die Umwelt und den Geldbeutel.“ Andreas Endl betonte, dass dringend ein modernes Mobilitätskonzept eingerichtet werden muss.
„Wir fordern das 365-Euro-Jahresticket, kleinere und flexiblere Elektro-Busse mit einem sehr schnellen Takt und neue Bushaltestellen in den Siedlungsgebieten. Von der Haustür bis zur Haltestelle dürfen nicht mehr als 10 Minuten Gehzeit liegen. Außerdem müssen die Busse die Mitnahme von Fahrrädern, Rollstühlen und Kinderwägen möglich machen.“ Die Studentin Clara Grüne, mit 18 Jahren sicherlich eine der jüngsten zukünftigen Kommunalpolitikerinnen im Landkreis, sprach davon, dass die Gemeinde Eckersdorf dringend den Vorbildern Creußen und Pegnitz folgen müsse, und ebenfalls eine Fair Trade-Gemeinde werden muss. „Fair Trade hat etwas mit Verantwortung und Rücksichtnahme auf ökologische Standards, Menschenrechte und faire Teilhabe am Wirtschaftskreislauf zu tun. Der ökologische Umbau der Gemeindeverwaltung hin zu einer nachhaltigen, klimaneutralen und fairen Wirtschaftsweise ist dringend geboten!“
Uwe Koch ist seit 1982 in Eckersdorf wohnhaft und beobachtet die Kommunalpolitik schon sehr lange. „Ich habe verschiedene Bürgermeister in dieser Zeit kommen und gehen sehen. Aber in Sachen Transparenz und Bürgernähe, beispielsweise bei Beschaffung und Neubauprojekten hat sich nie etwas Grundsätzliches geändert. Ich befürchte, dass mit der geplanten Mehrzweckhalle gleiches geschieht und die voraussehbare Kostensteigerung die Liquidität der Gemeinde über sehr viele Jahre kaputt machen wird. Dabei könne das Geld viel besser in das nötige Mobilitätskonzept gesteckt werden. Susanne Höhl sprach die ökologische Aufwertung des gesamten Gemeindegebietes an. „Wir brauchen dringend wieder die blütenreichen Wiesen und Streuobstflächen, die es einst um Eckersdorf gab. Straßenrandstreifen, für die die Gemeinde zuständig ist, müssen von reinen Grasflächen mit hohem Pflegeaufwand zu Blüh- und Insektenschutzstreifen umgewandelt werden. Außerdem brauchen wir wieder viele Obstbäume an den Rändern der einzelnen Ortsteile – am besten mit alten fränkischen Kultursorten.“
Der Kandidat Hans Erhard Keller ist im Gemeindegebiet schon gut bekannt. Er saß bereits früher für die CSU im Gemeinderat und ist seit 25 Jahren überzeugter Bio-Bauer. „Selbst der Bauernverband hat inzwischen kapiert, dass die Bio-Bauern gleichberechtigte Mitglieder im Verband sind und dass die Zukunft immer stärker der Bio-Landwirtschaft gehören wird. Ich finde die Ideen der Grünen zum ökologischen Umbau unserer Gesellschaft nicht nur weitestgehend gut, sondern der Klimawandel wird uns alle in die Pflicht nehmen, diese grünen Ideen immer rascher umzusetzen.“ Ulrike Wagner lehrt an der Grundschule in Mistelgau-Glashütten und ist davon überzeugt, dass sich der ökologische Umbau unserer Gesellschaft und Wirtschaft besonders auf der kommunalen Ebene festigen muss. „Die einzige Alternative zur unsäglichen Globalisierung ist die Regionalisierung. Nur wenn wir es schaffen, die regionalen Stoff- und Konsumkreisläufe stark aufzuwerten, kann die Wertschöpfung auch weitestgehend in unserer Region bleiben. Dazu gehören faire Preise für die landwirtschaftlichen Produkte und die Anerkennung der Kulturlandschaftspflege durch die Landwirte. Deshalb engagiere ich mich auch in der Regionalwert-AG.“ Daniela Endl kam nochmals auf die Verkehrspolitik zu sprechen. „Viele Pkws und Lkws fahren durch Eckersdorf mit rücksichtslos hohen Geschwindigkeiten. Man kann da nicht erst warten, bis etwas Schreckliches passiert. Wir fordern permanente Geschwindigkeitskontrollen und mehr Fußüberwege mit Ampeln, als bisher. Ebenso muss das gesamte Radwegenetz zu den Ortsteilen und nach Bayreuth attraktiver ausgebaut werden. Dazu muss dringend auch die Fahrbahnoberfläche der Straße am Schlosspark vorbei runter nach Geigenreuth fahrradtauglich ausgebessert werden. Momentan ist die Strecke eher für Mountainbikes geeignet. In die Stadt und zurück wäre das eine ideale Radstrecke mit nur geringer Steigung. Allerdings brauchen wir dann auch eine Bedarfsampel am Übergang zum Radweg nach Bayreuth.“
Und so sieht die Eckersdorfer Wahlliste von Bündnis90/DIE GRÜNEN und Unabhängigen aus: Platz 1-3 Lisa Wellisch (33) Konzertpianistin; Platz 4-6 Andreas Endl (40) Unternehmensberater, Dipl.Kaufmann (Univ.); Platz 7-9 Carla Grüne (18) Studentin Umwelt- und Ressourcentechnologie; Platz 10-12 Uwe Koch (63) Renter, Versicherungskaufmann; Platz 13-14 Susanne Höhl (53) Heilpraktikerin, Maschinenbauingenieurin; Platz 15-16 Hans Erhard Keller (63) Landwirtschaftsmeister, Bio-Bauer, Großhandelskaufmann; Platz 17-18 Ulrike Wagner (61) Grundschullehrerin; Platz 19-20 Daniela Endl (36) Grundschullehrerin.
Im Anschluss an die Wahlen berichtete Landratskandidat Dr. Andreas von Heßberg über das novellierte Bayerische Naturschutzgesetz, welches seit dem 1.8. in Kraft getreten ist. In mehreren Themenblöcken stellte er dar, welche Neuerungen speziell für die Kommunen von Relevanz sind und wo wir alle als Bürger*innen auch mitmachen müssen. So geht es auch darum, die kommunalen Verwaltungen bis 2030 klimaneutral umzubauen und auf den kommunalen Liegenschaften die neuen Vorgaben umzusetzen. Das reicht vom Einsatz von synthetischen Pflanzenschutzmitteln über die Fassadenbegrünungen von öffentlichen Gebäuden bis zur ökologischen Aufwertung von Grünflächen, für die der kommunale Bauhof zuständig ist.
Von Heßberg betonte auch, welche Auflagen in Zukunft bei der Bewirtschaftung von Dauergrünlandflächen zu beachten sind und wie die Vorgaben zu insektenfreundlichen Beleuchtungsanlagen aussehen. Auf die Frage, ob die Bienen durch das neue Gesetz jetzt gerettet seien, antwortete Andreas von Heßberg: „Bei der in den letzten Jahrzehnten nachweislich ständig nach unten führenden Situation der Artenvielfalt und deren Populationsdichten würde ich behaupten, das Volksbegehren und das neue Naturschutzgesetz verhelfen den gefährdeten Arten in Bayern zumindest zu einer Verschnaufpause. Manche Arten werden sich rasch wieder einfinden. Bei vielen Arten müssen wir alle aber auch tatkräftig mithelfen. Streuobstwiesen, Hecken, Feldraine, Lesesteinhäufen, Kleingewässer, all die vielen wertvollen Habitatstrukturen, die auch unsere fränkische und kleinbäuerliche Kulturlandschaft ausmachen, müssen wir dringend wieder in die Fläche zurückbringen!“
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