Podiumsdiskussion in Hallstadt: „Leben und Wohnen im Alter“
Solange wie möglich in den vertrauten vier Wänden wohnen – so lautet der Wunsch vieler Menschen mit Blick auf ihre persönliche Wohnsituation im Alter. „Wie man das schaffen kann, ist leider eine Frage, die man sich zu oft, zu spät stellt“, berichtet Verena Bentele. Trotz jungen Alters weiß die zwölffache Paralympics-Siegerin im Biathlon, wovon sie spricht. Die ehemalige Behindertenbeauftragte der Bundesregierung steht seit 2018 als Präsidentin an der Spitze des größten Sozialverbandes Deutschlands VdK. Bentele war Ehrengast auf einer Podiumsdiskussion des Bamberger Bundestagsabgeordneten Andreas Schwarz im Kulturboden in Hallstadt.
Nur fünf Prozent aller Wohnungen in Deutschland gelten als altersgerecht. Im Schnitt kostet der Umbau rund 16 000 Euro. Aber auch die Barrierefreiheit im öffentlichen Raum ist laut Erika Jäger, Kreisvorsitzende des VdK Bamberg, mehr als ausbaufähig. „Das gilt auch für unsere Kommunen im Landkreis“, so Jäger. Regelmäßig führe der VdK in den Gemeinden Ortsbegehungen durch, um auf Hindernisse im Alltag hinzuweisen.
Wohnen im Alter sei nicht nur eine Frage der Barrierefreiheit. Es gehe auch um die Nahversorgung, kurze Wege, die Bezahlbarkeit von Wohnraum, die Pflegesituation und nicht zuletzt um die Teilhabe der Menschen am öffentlichen Leben. „Gemischte Wohnformen für alle Altersgruppen stärken den sozialen Zusammenhalt in unserer Gesellschaft. Im besten Fall leben unterschiedlichste Generationen unter einem Dach“, erklärt Verena Bentele in ihrem Impulsvortrag.
„Wir benötigen ein Bewusstsein in den Kommunen, wie man mit dem Thema umgeht. Kurze Wege bei der Nahversorgung sind wichtig. Die hohe Nachfrage treibt Grundstückspreise nach oben, worauf man reagieren muss. Leerstände in den Ortskernen bieten beispielsweise die Chance, geeignete Wohnquartiere zu entwickeln. Wenn weniger Raum zur Verfügung steht, muss man den vorhandenen Platz effektiver nutzen“, erläutert Architekt Ulrich Manz.
Als Bundespolitiker wirbt Schwarz für einen massiven Einstieg der Kommunen in den sozialen Wohnungsbau. „Der Leerstand in den Ortsmitten kann genutzt werden. Ich sehe unsere Städte und Gemeinden künftig als zentrale Akteure auf dem Wohnungsmarkt. Die Kommunen können das Angebot privater Investoren optimal ergänzen. Bund und Länder unterstützen Städte und Gemeinden, damit altersgerechtes Wohnen auch bezahlbar bleibt. Eine durchdachte Bauleitplanung kann den Einkauf, den Arztbesuch sowie die Teilhabe am öffentlichen Leben bis ins hohe Alter ermöglichen.“
„Das würde auch die ehrenamtliche Beratungsarbeit unserer VdK-Lotsen unterstützen und das Bewusstsein sowie den gesellschaftlichen Zusammenhalt generationenübergreifend stärken. Der demographische Wandel verlangt noch große Anstrengungen für unseren Sozialstaat“, unterstreicht Verena Bentele abschließend.
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