Universität Bamberg: Antrittsvorlesung über einen Bestseller des Spätmittelalters

Symbolbild Bildung

Germanistin Seraina Plotke spricht über Sebastian Brants ‚Narrenschiff‘

Er war bedeutender Humanist und gilt als einer der ersten Bestseller-Autoren der Geschichte: Sebastian Brant nutzte wenige Jahrzehnte nach ihrer Erfindung die noch junge Technik des Buchdrucks, als er im Jahr 1494 sein Werk „Das Narrenschiff“ veröffentlichte. Dr. Seraina Plotke, seit April 2019 Professorin für Germanistische Mediävistik an der Universität Bamberg, erforscht die Anfänge des Buchdrucks und den damit verbundenen Medienwandel. Am Dienstag, 5. November 2019, beschreibt sie in ihrer öffentlichen Antrittsvorlesung am Beispiel des ‚Narrenschiffs‘, wie sich das Zusammenspiel von Format, Inhalt, Herstellung und Wirkung von Texten im Übergang vom Spätmittelalter in die Frühe Neuzeit entwickelte. Die Vorlesung trägt den Titel „Format und Reproduktion. Sebastian Brant und die dreidimensionale Buchseite“.

„Brants ‚Narrenschiff‘, eine Moralsatire, ist eines der ersten deutschsprachigen Werke, das gänzlich für den Buchdruck geschaffen wurde“, erklärt Seraina Plotke. „Brant wollte die technische Innovation ideal nutzen und machte sie zum Maßstab für Fragen des Formats und des Inhalts.“ Texte und Bilder in großen Auflagen kombinieren zu können, bot ihm beispielsweise nicht nur Möglichkeiten, um humanistische Ideen zu vermitteln, sondern verhalf auch zu neuen Ausdrucksformen mittelalterlicher Traditionen und Religiosität: Fromme Meditation und individuelle religiöse Versenkung – in etwa mithilfe von Heiligenbildern – wurden so einer breiteren Leserschaft zugänglich. In ihrem Vortrag zeichnet Seraina Plotke die verschiedenen Dimensionen nach, die die Technik des Buchdrucks für die Gestaltung des Narrenschiffs eröffnete, und erklärt, wie sie sich letztlich zu einer ‚dreidimensionalen‘ Buchseite zusammensetzen.

Die Veranstaltung beginnt bei freiem Eintritt um 18 Uhr im Raum U2/00.25, An der Universität 2, Bamberg. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Weitere Informationen zur Forschung Seraina Plotkes unter: www.uni-bamberg.de/news/artikel/seraina-plotke-interview-2019