Sonntagsgedanken: Scheinbar so naiv, aber!
An der Hamburger Zentrale der BILD soll sich ein Schild befinden mit der Aufschrift „Seid nett zueinander!“ Als ich dieses Gerücht zum ersten Male hörte, dachte ich: „So eine Allerweltsfloskel ist doch typisch für die Zeitung mit den großen Buchstaben.“ Doch zu Überheblichkeit besteht kein Anlass. Untersuchungen zeigen, dass immer mehr Menschen wegen Mobbing am Arbeitsplatz psychisch krank, ja arbeitsunfähig werden. Im Internet wird aufs Gröbste gegen Flüchtlingshelfer und Menschenrechtsaktivisten gehetzt, und selbst in meinem kleinen fränkischen Dorf kam es vor ein paar Jahren zu einem Mord.
Die Bibel gibt unterschiedliche Antworten auf die Frage nach dem Woher des Bösen, ein Thema, das gerade religiöse Menschen bewegt. Oft kommen mehr Faktoren zusammen: das Versagen der Eltern, der Einfluss schlechter Freunde, die günstige Gelegenheit oder die Verrohung der Menschen im Krieg. Mir wäre es auch zu billig, die eigene Schuld dem Satan aufzuhalsen. Vielleicht braucht man auch ein gewisses Maß an Aggression, um seinen Platz im Leben zu finden, zu verteidigen, und auch ein Christ muss sich nicht alles gefallen lassen.
Den Weltfrieden können Sie und ich nicht schaffen, doch sollten wir uns im Kleinen, im alltäglichen Umgang, um ein wenig Rücksichtnahme, um einen freundlichen Ton bemühen. Bischof Wilhelm Stählin redete seiner Gemeinde bereits vor über 50 Jahren ins Gewissen, man möge doch zumindest Danke sagen, wenn die Kellnerin im Gasthaus die bestellten Speisen auf den Tisch stellt. Wenn die alltäglichen Beziehungen besser werden, wenn wir einfach ein wenig netter zueinander werden, dann wird auch die hohe Politik humaner werden. Dafür wollen wir jeden Tag beten.
Weitere Sonntagsgedanken
Pfarrer Dr. Christian Fuchs, www.neustadt-aisch-evangelisch.de
Infos zu Christian Karl Fuchs:
- geb. 04.01.66 in Neustadt/Aisch
- Studium der evang. Theologie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
- Vikariat in Schornweissach-Vestenbergsgreuth 1993 – 1996
- Promotion zum Dr. theol. 1995
- Ordination zum ev. Pfarrer 1996
- Dienst in Nürnberg/St. Johannis 1996 – 1999
- seither in Neustadt/Aisch
- blind
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