Michelin-Schließung: Grüne fordern Gewerbezweckverband für Stadt und Landkreis und weniger Abhängigkeit von der Automobilbranche

Zukunft und Wende der Autoindustrie aktiv gestalten

„Das ist wie ein Paukenschlag, der die Region aufweckt“, so kommentieren Ursula Sowa (MdL) und Lisa Badum (MdB) von Bündnis 90/Die Grünen die Nachricht, dass das Michelin-Werk in Hallstadt bereits zum Januar 2021 schließen wird.

„Unsere Automobilbranche in ganz Deutschland steckt in der Krise und das spüren wir nun auch bei uns in der Region“, sagt Lisa Badum, klimapolitische Sprecherin der grünen Bundestagsfraktion. „Während wir hier die Verkehrswende hin zu alternativen und CO2-armen Verkehrsmitteln immer noch verschlafen, haben sich die Zeiger des Weltmarktes längst auf die Elektromobilität eingestellt. Wenn wir auch in Zukunft Deutschland und auch Bamberg als Standort für Automobilzulieferer erhalten wollen, dann müssen wir uns jetzt diesen Entwicklungen anpassen und die Verkehrswende angehen.“

Ursula Sowa fordert gerade in der Region Bamberg, wo 20.000 Arbeitsplätze direkt oder indirekt von der Automobilindustrie abhängen, endlich eine Neuorientierung. „Wir dürfen auch nicht davon ausgehen, dass wir die gleichen Autoteile jetzt für andere Autos mit Elektroantrieb oder Brennstoffzelle produzieren. Das wird so nicht funktionieren, wie gerade das Beispiel Michelin zeigt. Die Automobilbranche wird und muss sich grundlegend umstellen, wir müssen künftig auch auf andere Formen der Mobilität setzen.“

Konkret für Bamberg will die Landtagsabgeordnete Sowa nun die Versprechen einfordern, die der bayerische Wirtschaftsminister Aiwanger jüngst schriftlich gegenüber Oberbürgermeister Starke und Landrat Kalb gab. „Ich will genau wissen, mit welchen konkreten Projekten und Förderprogrammen der Freistaat der Bamberger Wirtschaft unter die Arme greifen und den betroffenen Beschäftigten neue Perspektiven geben will.“ Sowa fragt gezielt nach dem „Pakt zur Zukunft der Fahrzeugindustrie in Bayern“, der im Juni 2018 von der bayerischen Staatsregierung mit der Wirtschaft geschlossen wurde: „Was hat die Region Bamberg davon?“

Aber auch auf kommunalpolitischer Ebene könne sofort gehandelt werden. Sowa und Badum begrüßen die von OB Starke und Landrat Kalb angekündigte „Task force“. Diese solle individuelle Perspektiven für die betroffenen 858 Michelin-Beschäftigten schaffen und dabei auch den französischen Reifenhersteller in die Pflicht nehmen. Sowa und Badum bieten an, sich persönlich bei der „Task force“ zu engagieren. „Parteiübergreifende Solidarität ist hier angesagt.“

Aber die beiden Grünen-Politikerinnen wollen noch mehr: „Wir brauchen dringend einen Zweckverband für Gewerbesteuer und Gewerbeflächen, damit sich Stadt und Landkreis nicht mehr gegenseitig Konkurrenz machen und im Weg stehen, sondern wirklich Hand in Hand Wirtschaftspolitik betreiben, die deutlich weniger abhängig von der Automobilbranche werden muss.“ Klimaschutz, Verkehrswende, Energiewende, Digitalisierung – all das schaffe neue Chancen, neue Berufsfelder und viele neue Jobs, „die wir aktiv und mit vereinten Kräften in die Region holen müssen.“