Leserbrief: „Roßtäuscher am Werk“
Sehr geehrte Damen und Herren!
Wie ernst es Bambergs führenden Politikern mit zukunftsfähiger, Mensch, Umwelt und Ressourcen schonender Stadtentwicklung tatsächlich ist, zeigt der Roßtäuschertrick mit der geplanten Ringbuslinie, eng um die Innenstadt gezogen. Denn eine Entlastung vom Autoverkehr kann sie schwerlich bewirken.
Zweck der Linie ist, mit dem Auto Kommende zentrumsnah auf die Parkhäuser zu verteilen und sie lediglich über die letzten Meter zu chauffieren. Das soll vielleicht gar nicht einmal eine Fahrkarte erfordern. Doch alle angefahrenen Ziele sind bereits heute vom Stadtbus erschlossen. Es werden also Mittel, die für die Stärkung des öffentlichen Nahverkehrs gedacht und deklariert sind, eingesetzt, um die Entscheidung, mit dem eigenen Kfz weit in die Stadt zu fahren, zu erleichtern.
Bamberg hätte Verbesserungen in der Buserschließung dringend nötig – aber solche, die wirklich den Umweltverbund stärken: Beseitigung zahlreicher räumlicher und zeitlicher Erschließungslücken, miteinander verträgliche Fahrplantakte, attraktive Verbindungen in den Landkreis, Verknüpfung mit dem Partner Fahrrad (verbesserte Mitnahmemöglichkeiten, aber vor allem nutzergerechte Stellplätze an wichtigen Haltestellen), Querverbindungen abseits der Stadtmitte, so daß nicht immer über den ZOB gefahren werden muß, Durchmesserlinien, die nicht am ZOB gebrochen werden und dadurch vermeidbare Umsteigezwänge verursachen, und vieles mehr.
All diese Maßnahmen werden seit Jahren eingefordert, sind der Politik somit längst bekannt. Doch sie gefährden die bisherige, offensichtlich lobbygesteuerte Autovorrangpolitik. So bemüht man eben den Etikettenschwindel, zu dem auch die kostenlosen Samstagsfahrten (erhalten Zeitkarteninhaber hierfür irgendeinen Ausgleich?) zählen. Sie sollen lediglich die extremen Spitzen des Autoverkehrs abfangen, nicht aber das System in Frage stellen. Denn ohne spürbare Angebotsverbesserungen wird keine nennenswerte und dauerhafte Verhaltensänderung erfolgen können.
Mit freundlichen Grüßen
Wolfgang Bönig
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