Sonntagsgedanken: Und dann?
Die Krimis enden immer, wenn es am spannendsten wird. Man sieht zwar die Verhaftung des Täters. Aber wie geht es dann weiter? Wir erfahren nicht, ob die Person irgendwann ihre Tat bereut oder ob sie durch die Zeit im Gefängnis noch mehr verroht. Interessant wäre es auch zu wissen, wie die Angehörigen mit der Tatsache weiterleben, die Ehefrau, das Kind eines Mörders zu sein. Da gibt es das Getuschel der Nachbarn, den Rückzug der Freunde, den Spott der Mitschüler, vielleicht auch das Gefühl, irgendwie mitschuld an der Tat zu sein. Wenn der Ernährer der Familie im Gefängnis sitzt, stürzen die Seinen auch ins finanzielle Elend, können die Miete nicht mehr zahlen, müssen Sozialhilfe beantragen, eine Demütigung. Ebenso ergeht es den Angehörigen des Opfers. Sie haben immerhin noch das öffentliche Mitleid. Doch die Ohnmacht, die Wut bleiben. Kirchen und andere Organisationen versuchen, im Rahmen ihrer Möglichkeiten zu helfen, versuchen, Täter und Opfer ins Gespräch zu bringen. Wir sollten den hier Engagierten danken und für sie beten. Wir sollten auch aufmerksam hinschauen, wo Jugendliche auf die schiefe Bahn zu geraten drohen, denn niemand wird als Verbrecher geboren. Es hat nichts mit Denunziantentum zu tun, wenn man bei der Polizei oder dem Jugendamt anruft, die dann aber auch genug ausgebildetes Personal haben müssen, um ihre so wichtige Arbeit zu tun. So mancher wäre nicht abgeglitten, wenn sich jemand frühzeitig um ihn gekümmert hätte, wenn er rechtzeitig einen Warnschuss bekommen hätte.
Weitere Sonntagsgedanken
Pfarrer Dr. Christian Fuchs, www.neustadt-aisch-evangelisch.de
Infos zu Christian Karl Fuchs:
- geb. 04.01.66 in Neustadt/Aisch
- Studium der evang. Theologie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
- Vikariat in Schornweissach-Vestenbergsgreuth 1993 – 1996
- Promotion zum Dr. theol. 1995
- Ordination zum ev. Pfarrer 1996
- Dienst in Nürnberg/St. Johannis 1996 – 1999
- seither in Neustadt/Aisch
- blind
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