Speichersdorfer Falken-Ferienfreizeit am Millstättersee
„Können wir den Strand vom Millstättersee nicht mit nach Hause nehmen?“ So herzbegehrt das Anliegen war, es war wohl einer von ganz wenigen Wünschen, der für die Kinder des Falkenzeltlagers nicht in Erfüllung ging. Denn ansonsten war bei der Ferienfreizeit der Falken mit Kinder aus Speichersdorf sowie den Landkreisen Bayreuth und Neustadt an der Waldnaab und der Stadt Bayreuth auf dem Falkencamp Döbriach der Wiener Kinderfreunde im Herzen von Kärnten alles dabei, was das Herz begehrt.
In Döbriach unweit des Ostufers des Sees nördlich des Drautals, zwischen Spittal und Villach, hatten sie ihr Lager aufgeschlagen. In 588 m Seehöhe zwischen Emberger Alpen und dem Biosphärenpark Nockberge liegt er, 11,5 Kilometer lang ist er und bis zu 1,8 Kilometer breit. Nach dem Wörthersee ist er Kärntens zweitgrößter, mit 141 m tiefster und mit 1204,5 Millionen Kubikmetern wasserreichster See. Die Camper aus Speichersdorf sollten auf ein regelrechtes kleines Paradies für Kinder und Familien treffen. Nicht nur für die Wasserratten, auch für kulturell Interessierte und Freunde des Wanderns war mehr geboten, was in neun Tagen auch nur annähernd zu schaffen ist. Neben 30 Grad Tagestemperatur sorgte das abenteuerreiche Programm von Campleiterin Claudia Fischer dann auch für abwechslungsreiche Tage und großartige Erlebnisse. Da störte es die Gruppe wenig, dass wegen kurzfristig auftauchender Gewittern improvisiert werden musste. Von Küchenchefin Karin Gillich gab es dazu in bester Selbstversorgermanier kulinarische Leckerbissen von Schinkennudeln bis zu Kaiserschmarrn. Kimberly Barding und Timo Busch hatten jede Menge Spiele im Gepäck, nicht nur um die wenigen verregneten Stunden zu überbrücken.
Zunächst aber war die Anfahrt alles andere als prickelnd. Zehn Stunden sollte sie witterungs- und staubedingt dauern. Am Samstagvormittag waren die Neunsitzerbusse und Privatpkws mit Anhängern am Valentin-Kuhbandner-Heim gestartet. Über Regensburg und Landshut ging es zunächst Richtung Salzburg. In Altötting einsetzender Regen sollte sich auf den 150 Kilometer zwischen Salzburg und Spittal zu sintflutartigen Wolkenbrüchen auswachsen. Erst in Seeboden, am Westufer des Millstätter Sees, wenige Kilometer vor dem Ziel, war der Spuk vorbei. In den frühen Abendstunden am Zeltlagerplatz der Roten Falken Wien in Döbriach angekommen ließ das riesige Gelände mitten in der Natur mit Bäumen und Wiesen zum Austoben die Strapazen schnell vergessen sein. Nach dem Beziehen der Zelte und dem Abendessen war dann auch gleich bei sternenklarem Himmel Lagerfeuer angesagt. Am Sonntagvormittag nach dem Frühstück ging es erstmals auf Erkundigungstour durch das Lager. Vom Beach-Volleyballplatz bis Streetsocceranlage, von Partyhalle bis Leseecke lud alles ein, was ein Zeltcamp-Erlebnis besonders ausmachen sollte. Zunächst ging es aber bei 30 Grad an den traumhaft schönen, camp-eigenen Strand, der nur den Lager-Gästen zur Verfügung stand. Schnell war klar, dass ein täglicher Strandbesuch zum Pflichtprogramm gehören würde. Hier standen nämlich von Kanus, Kajacks, Trettboot, Surfbrettern bis zu Einhorn- und Schwanschwimmreifen sowie Luftmatrazen alles zur Verfügung, was das Herz begehrt. Da wurde sich im Stand-up-paddling genauso versucht wie mit den Kanus die Küstenregion erforscht. Da wurde nach Muscheln getaucht und Wasserball gespielt, und natürlich viel Blödsinn getrieben.
Am Montag stand dann der erste Kulturtripp auf dem Programm. Im „Sagamundo, dem Haus des Erzählens“, begaben sich die Kinder für zwei Stunden auf die Spuren von über 30 Kärntner sowie regionsbezogene Sagen, Mythen und Märchen. So wusste Führerin Birgit Karasin vom Lindwurm zu Klagenfurt bis hin zum VW- Käfer des Heimatforscher Matthias Maierbrugger zu berichten und Geschichten vom „Wilder Mann Stein“ und vom Jungfernsprung zu erzählen. Im Inneren des mystischen Weltenbergs Mirnock trafen sie auf den Kobold Hermelin und die Waldfee Florauna. Mit der Millstätter See Nixe tauchten sie unter die Wasseroberfläche zu den Unterwasserwesen wie Undinen und Sirenen. „Ihr wart eine richtig brave Gruppe“, gab es am Ende ein dickes Lob von der Gastgeberin, das die Betreuer-Crew um Claudia Fischer auch für die ganze Woche nur unterstreichen konnte.
Wandern war schließlich am Dienstag angesagt. Ziel war der 2148 Meter hohe Hausberg Goldeck. Über die 14 Kilometer lange Panoramastraße ging es mit den Autos zunächst von Zlan aus hinauf zur Wieser Hütte. Von hier aus überwanden die Ausflügler 350 Höhenmeter hinauf zum Gipfelkreuz. Bei halbwegs klarer Sicht eröffnete sich ein 360 Grad Panormablick über den Milstädter See im Norden, hinüber in das Drautal im Osten bis zu den Gloßglocknermassiv im Westen. Heidelbeertopfenstrudel und Buttermilch war dann in der Panormahütte der verdiente Lohn für eine klasse Wanderleistung der Kids.
„Welcome to GRANATIUM “ hieß es dann am Mittwoch. Dem Edelstein auf der Spur ging es ins Zentrum der benachbarten alten Bergwerksstadt Radenthein mit seiner außergewöhnlichen Erlebniswelt rund um den „Stein der Liebe und der Leidenschaft“. Bis 1909 wurde hier Granat abgebaut. Was hier aus den Stollen der Millstätter Alpe kam verhalf so mancher Kaiserkrone zu besonderem Glanz und galt den Reisenden als Schutzstein. Mit Führerin Sonja ging es durch die Ausstellung zur Geschichte des Edelsteins und den Mythen die sich um den „Blutstropfen der Nocke“ ranken. Für staunende und strahlende Augen sorgte dabei das Herzstück, das Granatzimmer. Hier waren nicht nur unbezahlbare rubinrote, orange und grüne 24-kantige Granate zu sehen. 80 Tonnen Granatsteine – ausschließlich in Kärnten abgebaut oder gefunden – sind hier zu Kunstwerken verarbeitet. Durch den geheimnisvollen, mystisch ausgeleuchteten Granatstollen gab es Infos rund um das Bergwerkhandwerk. Im angrenzenden Schürfgelände druften die Kinder dann selbst Granat-Edelsteine aus dem Gestein schürfen und bearbeiten. Danach ging es hinein in den „Blauen Tumpf“, dem Beginn der Granatschlucht, hinauf bis zu seinem Wasserfall.
Lagertag mit Basteln, Spielen und Disco stand am Donnerstag auf dem Programm. Beim T-Shirt-gestalten am Vormittag durften Kinder ihrer Phantasie freien Lauf lassen. Mit Textilfarben wurde an allen Ecken und Enden besprüht. Mit Stoffmalstifte und Sprühfarben entstanden kunterbunte Kleidungsstücke.
Nach Beachvolleyball, Tischtennis, Klettball, Basketball am Nachmittag wurde mit befreundeten Gruppen Abschied gefeiert. Der Speisesaal wurde kurzerhand zur Disco-Hall umfunktioniert. Zu Rap, Hipp-Hopp und R&B wurde ebenso flippig getanzt wie zu 500 PS, Klick Klick und Cherry Lady. Am Freitag ging es schließlich auf die Burg Sommeregg. Hier wartete ein liebevoll angelegter Mittelaltermarkt auf die kleinen Prinzen und Prinzessinnen. Hier konnten sie sich an verschiedenen Ständen über mittelalterlichen Handwerk schlau machen, in altertümliche Gewandung schlüpfen und anschließend mit verschiedenen Köstlichkeiten die Mägen füllen. Bevor es am Sonntag wieder Richtung Heimat ging, war am Samstag einen Tag lang nochmal so richtig Badevergnügen angesagt. Wenn wundert´s, dass bei so viel Abenteuer, Spiel und Spaß am letzten Tag die meist gestellten Frage war: „Und wo geht´s nächstes Jahr hin!?“
Wolfgang Hübner
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