Friedfertige Völker umschwirren das Polizeipräsidium Bayreuth
„Achtung!“ steht auf einem gelb-schwarzen Hinweisschild auf dem Gelände des oberfränkischen Polizeipräsidiums. Gewarnt wird in diesem Fall nicht etwa vor schnell startenden Einsatzfahrzeugen. Sondern vor der mit etwa 60.000 Mitgliedern größten hier stationierten Truppe: Zwei Bienenvölkern, die fleißig ihren Dienst tun.
Im April stellte Matthias Lindner, Polizist und Hobbyimker, zwei Bienenstöcke auf eine Wiese des Polizeigeländes an der Ludwig-Thoma-Straße. Für die erste Honigernte rechnet er mit insgesamt etwa zwölf Kilogramm. „Nächstes Jahr dürfte der Ertrag deutlich höher liegen, bei etwa 40 Kilogramm“, schätzt Lindner, der die Bienen in seiner Freizeit betreut. Den Honig verkauft er an das Präsidium, darüber wurde ein Vertrag abgeschlossen.
Die Bienen produzieren „Polizeigold“. So lautet das Etikett der Honiggläser, die vorwiegend als repräsentative und sinnvolle Geschenke des Präsidiums an Gäste genutzt werden. „Wenn ich beispielsweise einer Delegation der sächsischen oder tschechischen Polizei Honig überreichen kann, finde ich das origineller als etwa einen Kugelschreiber zu verschenken“, sagt der oberfränkische Polizeipräsident Alfons Schieder.
„Den Kollegen war vor allem wichtig, nicht gestochen zu werden“, berichtet Schieder über den Weg von der Idee zur Umsetzung. Liegenschaftsverwalter, Personalrat und Sicherheitsbeauftragte mussten zustimmen. Lange Diskussionen habe es nicht gegeben: „Wir sind ja auch nicht die ersten, die auf polizeilichen Liegenschaften Bienen halten. Auch bei einigen anderen Polizeipräsidien gibt es das schon. Und Herr Lindner hat versprochen, uns besonders friedfertige Völker zu besorgen.“
Ihre Friedfertigkeit stellen die Polizeibienen prompt unter Beweis, als Lindner Wabe für Wabe herausnimmt und die darauf sitzenden Bienen umsichtig zurück in den Stock fegt. Die Kiste trägt Lindner zur Honigschleuder. Sie ist in einem Raum aufgebaut, in dem in der Regel polizeiliches Einsatztraining stattfindet. Heute kommt hier die Kurbel zum Einsatz, bis frisch geschleuderter Honig aus der Schleuder rinnt.
„Die Bienen beschränken sich natürlich nicht auf unsere Wiese“, sagt Lindner. „Ihr Einsatzgebiet dürfte von den nahegelegenen Linden über den Röhrensee bis hin zum Studentenwald reichen“, vermutet der Imker. Sein Plan ist, in den kommenden Jahren auf sechs Polizeibienenvölker aufzustocken. „Ich gehe davon aus, dass die Arbeitsbedingungen für die Bienen hier genauso gut sind wie für uns im Präsidium“, sagt Schieder.
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