Klinikum Bayreuth: PD Dr. Dolderer startet zu Hilfseinsatz in Tansania

Gemeinsam mit seinem Team wird er mehr als 120 Patienten behandeln und nachhaltige Zusammenarbeit voranbringen

Privatdozent Dr. Jürgen Dolderer

Privatdozent Dr. Jürgen Dolderer

Heute Flughafen Frankfurt, morgen Bombo Hospital Tanga in Tansania. Privatdozent Dr. Jürgen Dolderer startet zu einem weiteren Hilfseinsatz der Organisation Interplast nach Afrika. Mehr als 120 Patientinnen und Patienten wird er in den nächsten beiden Wochen behandeln und operieren. Erstmals gehören auch zwei Bauingenieure zu dem Experten-Team, das der Chefarzt der Klinik für Plastische, Rekonstruktive, Ästhetische und Handchirurgie der Klinikum Bayreuth GmbH leitet. Und das hat einen besonderen Grund.

Jedes Jahr nimmt sich Dolderer Zeit für sein Ehrenamt. Zwei Wochen seines Urlaubs nutzt der Chirurg und Chefarzt dafür, Patientinnen und Patienten mit akuten oder chronischen Verbrennungen, Weichteildefekten Tumoren, großen Verletzungen oder mit Lippen-, Kiefer und Gaumenspalten zu helfen. Seit Jahren besteht eine Kooperation zwischen Interplast und dem Bombo Hospital in Tanga. „Wir sind ein eingespieltes Team“, sagt Dolderer. „Unsere Kollegen vor Ort wählen während der Monate, in denen wir nicht unterstützen können, bereits Patienten aus.“

Für sie ist eine solche Behandlung nichts weniger als die Aussicht auf ein neues Leben. „Wer von der Norm abweicht, wer äußerlich durch Tumore, angeborenen Fehlbildungen und Verbrennungsfolgen sehr entstellt ist, wer nicht funktioniert, hat in Afrika einen sehr geringen Stellenwert und fast keine soziale Chance“, sagt Dolderer. Für Patienten sind Operationen der Interplast-Teams kostenlos.
Zwischen 120 und 140 Euro braucht es, um einem Menschen in Afrika ein neues Leben zu geben. Das sind die reinen Materialkosten für eine plastische Operation, wie sie Dolderer in den nächsten Tagen immer wieder durchführen wird. Mehr nicht, denn er und die elf anderen OP-Pflegekräfte, Anästhesisten und plastische Chirurgen, die sich jetzt auf die Reise in die tansanischen Hafenstadt Tanga machen, arbeiten unentgeltlich.

Diesmal reisen auch zwei Bauingenieure mit nach Tansania. Denn Interplast Germany und auch die Interplast-Sektion Baden Baden, die zuletzt auf Dolderers Initiative hin um den Standort Bayreuth erweitert hatte, hat ein großes Ziel. Der Cliff Block, ein stillgelegtes, vor 110 Jahren in Tanga errichtetes Krankenhaus soll wieder in Betrieb genommen werden. Um die Kapazitäten des Bombo Hospitals auszuweiten und auch um ein kulturelles Erbe zu bewahren. In diesem Haus hatte einst einst schon Robert Koch über Tropenfieber geforscht. Ersten Schätzungen nach wird die Wiederinbetriebnahme des Cliff Blocks etwa 600.000 Euro kosten. Voraussichtlich etwa 150.000 Euro braucht Interplast an Eigenmitteln, um das Projekt starten zu können.

Mehr noch tut Dolderer, um die Zusammenarbeit zwischen Interplast und dem Krankenhaus in der tansanischen Hafenstadt auf ein Fundament zu stellen, das den Patientinnen und Patienten eine noch bessere Versorgung gewährleistet. Gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen vom Bombo Hospital gründete die Interplast-Sektion Baden-Baden/Bayreuth zuletzt ein gemeinsames Institut. Dolderer hat eine permanente Gastprofessur an der Universität Tanga angenommen und gibt dort bisher neben seiner Operationstätigkeit auch Vorlesungen. Damit wird die Zusammenarbeit gestärkt, es werden in Zukunft Ärzte über tausende Kilometer hinweg auf telemedizinischem Weg nach der besten Behandlungsmethode für Patienten in Afrika suchen und den tansanischen Ärzten wird ermöglicht, sich mit den Bayreuther Experten über Behandlungsweisen austauschen zu können. Damit soll es auch möglich werden, dass Mediziner aus Afrika am Klinikum Bayreuth hospitieren. „Es ist an der Zeit, die Zusammenarbeit auf ein neues Level zu bringen.“

INFO: Die Arbeit von Interplast-Germany e.V. basiert auf freiwilligem unentgeltlichem Engagement der Mitglieder. Die entstehenden Kosten werden durch Spenden sowie den Jahresbeitrag der Mitglieder finanziert. Die Mitglieder führen unentgeltlich plastisch-chirurgische Operationen in Entwicklungsländern durch. Die behandelten Patienten leiden unter Gesichtsfehlbildungen, Lippen-, Kiefer-, Gaumenspalten, Handfehlbildungen, schweren Verbrennungsnarben, Tumoren der Haut und des Kopfes, Defekten durch Unfälle oder Kriegsfolgen und sonstigen Erkrankungen, die in das Fachgebiet der Plastischen Chirurgie fallen. Ziel ist es, die Patienten in die Lage zu versetzen, ein sozial integrierter Teil ihrer Gesellschaft zu werden. Denn leider werden angeborene Fehlbildungen oder Erkrankungen häufig als Strafe für Fehlverhalten durch göttliche Mächte verstanden und die Betroffenen sozial nicht akzeptiert. Unbehandelte Verbrennungsnarben können zu Entstellungen oder erheblichen Funktionseinbußen besonders der Arme und Beine führen. Die betroffenen Patienten sind dann oft nicht in der Lage für Ihre Lieben oder sich selbst zu sorgen.

SPENDENKONTO:
Interplast-Germany e.V. –Sektion Baden-Baden/Bayreuth
IBAN DE88 6629 0000 0030 8112 08