Landkreis Bamberg: Der „Bibermönch“ leistet ganze Arbeit
Spezieller Mönch reguliert den Wasserstand hinter Biberdämmen
Das Gemeinschaftsprojekt der Fa. Röckelein und Biberberater des Landratsamtes Bamberg ist erfolgreich angelaufen
Wenn es den Bibermönch noch nicht gäbe, dann müsste er erfunden werden. Ein Bibermönch? – Tier? – Oder doch Mensch? Selbst weltumspannende Suchmaschinen straucheln ob des Begriffes. Sie werden jedoch in allernächster Zukunft melden: Der Bibermönch ist eine Sache. Er ist aus Beton und Stahl. Er wurde im Landkreis Bamberg entwickelt. Und: Er trägt den Interessen von Mensch und Tier Rechnung.
Wozu braucht man den Bibermönch? Das Tier, das der Neuentwicklung seinen Namen gab, hat die Angewohnheit, Gewässer aufzustauen, weil es sich schwimmend besser fortbewegen kann. Das Aufstauen von Bächen wiederum gefällt weder Fischereiberechtigten (Wasserlauf) noch Landwirten (Überflutung/Vernässung von Wiesen/Äckern). Deren Bemühungen, die Biber-Dämme zum Beispiel mit Drainagen durchlässiger zu machen, um einen teilweisen Abfluss des Wassers zu gewährleisten, werden vom tierischen Bewohner in der Regel schnell wieder zunichte gemacht.
Die Firma Röckelein und die Biberberater des Landkreises haben hierfür nun eine Lösung entwickelt. Mit dem Bibermönch kann das Wasser im Umgriff seiner Burg nun so reguliert werden, dass die Interessen von Mensch und Tier in Einklang gebracht werden können.
Mitte bis Ende letzten Jahres, als der Startschuss für das Pilotprojekt am Lohndorfer (Gemeinde Litzendorf) Biberhabitat gegeben wurde, waren die damaligen Vertreter von Behörden und Verbänden noch skeptisch. Denn an der Furt des Ellerbaches stand neben dem Flurweg und vorbeilaufendem Graben ein aus Beton gegossenes Konstrukt mit verschiedenen Öffnungen, armiert mit einer schweren Riffelstahlplatte. Christoph Röckelein und Stephan Salzbrenner (Biberberater des Landratsamtes Bamberg) haben gemeinsam mit Jürgen Vollmer (ebenfalls Biberberater) Behördenvertretern, Landrat Johann Kalb und Bürgermeister Wolfgang Möhrlein das Vorhaben präsentiert und erläutert.
Der Ort wurde nicht zufällig gewählt. Gerade hier, zwischen Lohndorf und Tiefenellern, hat sich der Biber seit geraumer Zeit eingefunden. Er hat einen Teil des Ellerbaches angestaut, um von seiner Biberburg aus, bevorzugt schwimmend, seinen Lebensraum und Territorium zu erschließen. Die Artenvielfalt in diesem Bereich hat er so bedeutend aufgewertet. Neben diesem positivem Aspekt für die Natur gab es aber gleichzeitig von Anfang an auch Probleme durch das Anstauen des Wassers.
Der angrenzende Flurweg wurde immer wieder überschwemmt und die gegenüberliegende landwirtschaftliche Fläche überflutet, so dass an eine Bewirtschaftung selbiger nicht mehr zu denken war. Der Aufwand für den Landwirt und die unterhaltspflichtige Gemeinde Litzendorf war immens. Elektrozaun, Dammdrainagen und das immerwährende Entfernen des Dammes (genehmigt durch die Untere Naturschutzbehörde) aus Verkehrssicherungsgründen waren enorm. Zuletzt mussten die Gemeindearbeiter mehrmals wöchentlich das Geflecht aus Gehölz, Pflanzen und lehmigem Boden entfernen.
Das sollte nun ein Ende haben, dachten sich Christoph Röckelein, Juniorchef der Kaspar Röckelein KG und Stephan Salzbrenner. Beide haben daran getüftelt wie man eine dauerhafte Regulierung des Wasserstandes erreichen könne, die es dem Biber erlaubt in seinem Revier bei für ihn optimalem Wasserstand zu leben, und die gleichzeitig eine Überflutung des Flurwegs und landwirtschaftlichen Flächen verhindert. Da kam beiden das Prinzip eines sog. Mönches in den Sinn, der den Wasserstand bei Fischweihern und Karpfenteichen reguliert. Nach einigen Überlegungen, Skizzen und Planzeichnungen konnte dann durch die Firma Röckelein ein erster Prototyp erstellt werden. Dieser wurde im Herbst letzten Jahres unter Hilfe der Gemeinde Litzendorf installiert und ist seitdem in Betrieb. Von dem ein oder anderen Landwirt, Spaziergänger oder Naturschützer argwöhnisch und fragend beäugt, konnte mittlerweile festgestellt werden, dass der Bibermönch seinen Zweck vollends erfüllt. Der Biber ist zufrieden mit der Wasserstandshöhe in seinem Habitat. Der Flurweg ist frei passierbar und die landwirtschaftliche Fläche kann wieder uneingeschränkt genutzt werden. Durch die Regulierung des Wasserstandes hat sich im Biberbiotop dauerhaft eine Flora und Fauna etabliert, die andernorts seinesgleichen sucht. Der personelle Aufwand für die Gemeinde Litzendorf geht seitdem gegen Null, so dass sich die bezahlten Stunden der Gemeindearbeiter, jedenfalls an dieser Stelle, enorm reduziert haben. Auch die Starkregenfälle im Frühjahr hat das Bauwerk bravourös gemeistert. Ein weiterer positiver Effekt ist der Hochwasserschutz. Das durch den Bibermönch regulierte Biberhabitat schafft Retentionsraum und Regenrückhalt für gewaltige Wassermassen. Davon können die unterliegenden Ortschaften erheblich profitieren.
Die Firma Röckelein will die gesammelten Erfahrungen nutzen und das Projekt nun auch anderen Kommunen und Betroffenen zur Verfügung stellen. Bei ihr können, je nach Bedarf, die Bibermönchmodule individuell bestellt werden. Interessierte können einen Termin am Anschauungsobjekt mit der Firma Röckelein und den Biberberatern vereinbaren.
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