Bilderschau von Weltrang in der Gräfenberger Manfred-Meier-Scheune
Nicht nur ein Comic aus dem Mittelalter
Auf dem Lehm-gestampften Boden der Gräfenberger Manfred-Meier-Scheune feierten zahlreiche Gäste ein 600 Jahre altes kulturelles Erbe von internationalem Rang. Unter dem Titel „Ein Comic aus dem Mittelalter“ wurde dort eine Ausstellung mit 28 farbigen Federzeichnungen aus der ehem. Donaueschinger Wigalois-Handschrift von 1420 eröffnet.
Die lange verschollene Handschrift konnte erst vor wenigen Monaten für einen Millionenbetrag von der Badischen Landesbibliothek erworben werden. Die zur Präsentation der wertvollen Neuerwerbung nach Karlsruhe eingeladenen Mitglieder des Kulturvereins Wirnt von Gräfenberg hatten mit der Direktion der Landesbibliothek die derzeitige Ausstellung im Rahmen des Gräfenberger Bürgerfestes vereinbart. Der mittelhochdeutsche Artusroman ist bereits vor 800 Jahren unzweifelhaft in dem Ritter-Wirnt-Städtchen entstanden. „Die herausragende kunst- und kulturhistorische Bedeutung der Handschrift gründet auf ihrer lebhaften Illustration, die den Text höchst erzählfreudig visualisiert und…die Geschichte schwungvoll und vergnügt in Szene setzt“, beschreibt die BLB ihre sensationelle Neuerwerbung.
Rainer Hammerich benannte in seiner Einführung zahlreiche Beispiele aus der 200jährigen weltweiten Forschung zu Ritter Wirnt und seinem Versepos, die ein weiterer Anlass für die Gräfenberger Bilderschau ist: 1819 veröffentlichte der Göttinger Hofrat und Jakob-Grimm-Freund Georg Friederich Benecke die erste wissenschaftlich-kritische Ausgabe des mittelhochdeutschen Textes. Dessen abenteuerlich-verschlungene Handlungsstränge zeichnete Otto Müller pointiert und augenzwinkernd nach. Dazu sang Wolfgang Junga als moderner Minnesänger mittelalterliche Weisen rund um den Artusroman. Regine Bleckmann, die Vorsitzende des Kulturvereins, bewirtete mit selbst gebackenem Kuchen die Ausstellungsbesucher, unter ihnen auch Dr. Achim Jaeger, der am Vortag im Gräfenberger Rathaus einen umfassenden Einblick in die außergewöhnliche Wirkungsgeschichte des 800 Jahre alten Heldenepos gegeben hatte. (M.S.)
Die Ausstellung ist noch beim Gräfenberger Bürgerfest am kommenden Wochenende von Freitag bis Sonntag jeweils von 15 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.
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