Bamberger Grüne stoßen Debatte neu an: Ungenutzte Tagespflege, großer Mangel bei Kurzzeitpflege, Idee für Pflegeübungszentrum

„Mehr Unterstützung für Pflege zuhause“

Die häusliche Pflege durch Angehörige muss massiv unterstützt werden. Das ist das Kernanliegen von mehreren Anträgen, mit denen GAL-Stadtrat Wolfgang Grader die Pflegedebatte weiter in Gang bringen möchte.

Konkret fragt er etwa nach den Tagespflegeplätzen, welche die Sozialstiftung anbietet. „Diese scheinen nicht voll ausgelastet zu sein, was verwunderlich ist, denn eine Betreuung pflegebedürftiger Senior*innen untertags ist oft die einzige Möglichkeit, ein Wohnen und Betreuen zuhause zu ermöglichen“, stellt er fest und fragt deshalb: „Was also ist der Grund? Was muss verbessert werden? Wo trifft das Angebot nicht den vorhandenen Bedarf?“

Bei Kurzzeitpflegeplätzen weiß der Grünen-Fraktionsvorsitzende hingegen von einer regelrechten „Notsituation“, die Pflegebedürftige und Angehörige massiv betrifft: „In Urlaub fahren geht oft nicht, weil man für die zwei oder drei Wochen keinen Kurzzeitpflegeplatz für Oma oder Opa findet. Wird ein alter Mensch nach einem Krankenhausaufenthalt entlassen und bedarf vorübergehend besonderer Pflege, findet er oft nur in weiter Entfernung einen Platz für die Übergangspflege. Sogar von Kurzzeitpflegeplätzen in Tschechien habe ich schon gehört, die Bamberger*innen nutzen mussten, weil sie hier in der Gegend nichts fanden.“

Um Abhilfe zu schaffen schwebt Grader eine spezielle Einrichtung vor, die ausschließlich Kurzzeitpflege anbietet und unter einem Dach von allen in Bamberg tätigen Wohlfahrtsverbänden getragen wird. Außerdem schlägt er vor, dass die Sozialstiftung für aus ihrem Haus entlassene Patient*innen Überleitungspflegeplätze vorhält, wo sie betreut werden, bis sie wieder in den normalen Alltag und ihre Wohnung zurückkehren können.

Auch eine neue Idee möchte Wolfgang Grader in die Diskussion bringen: ein Pflegeübungszentrum (PÜZ). Ein solches wurde vor kurzem von der Caritas im unterfränkischen Mellrichstadt eröffnet. Es bietet pflegenden Angehörigen an, sich gemeinsam mit dem zu Pflegenden für mehrere Wochen im PÜZ aufzuhalten, um gemeinsam unter fachlicher Anleitung das Pflegen und das Gepflegtwerden zu lernen. Auch darüber hinaus ist das PÜZ Ansprech- und Beratungsstelle in Alltags- und pflegerischen Fragen.

„Wenn wir dem demographischen Wandel ohne Beschönigung ins Auge blicken, erkennen wir, dass unsere Gesellschaft in Zukunft nicht weniger, sondern eher mehr auf die Pflege zuhause angewiesen sein wird“, so Graders Einschätzung. Und für ihn folgt daraus: „Neben mehr stationären Pflegeplätzen und mehr Pflegepersonal mit besseren Arbeitsbedingungen und besserer Bezahlung müssen wir also auch mehr Unterstützungsleistungen für pflegende Angehörige organisieren. Denn das, was sie leisten, ist von unschätzbarem Wert.“