So werden Sie Wildbienen-Hotelier
Zum 2. Weltbienentag: Bieten Sie ein klassisches Hotel oder Wildnis-Camp an – Volksbegehren war nur erster Schritt
506 Wildbienenarten leben in Bayern, mehr als jede dritte ist laut Roter Liste gefährdet oder vom Aussterben bedroht. Zum zweiten Mal setzen die Vereinten Nationen mit dem Weltbienentag am 20. Mai ein internationales Zeichen gegen die schwindenden Insektenbestände. „Unsere Insekten werden schleichend ihrer Lebensgrundlagen beraubt. Sie verschwinden in dramatischem Tempo – und das in Bayern und auch rund um den Globus. Wenn es so weiter geht, rast die Weltgemeinschaft auf ein ökologisches Desaster zu“, sagt LBV-Landwirtschaftsreferent Matthias Luy. Ein erster Schritt für Bayern war das erfolgreiche „Volksbegehren Artenvielfalt – Rettet die Bienen!“, das neue Impulse für eine umweltfreundlichere Landwirtschaft setzt. Aber jeder kann etwas für die Vielfalt und Insektenwelt Zuhause tun und zum Beispiel Wildbienen-Hotelier werden.
Jeder Naturfreund kann eine Vielzahl an Insekten mit Nistmöglichkeiten unterstützen. Denn die Insekten finden in der freien Natur immer seltener geeignete Orte für ihre Eier. „Wildbienenhotels sind gut geeignet, um die Lebensweise der wilden Schwestern der Honigbiene kennenzulernen und sie gefahrlos zu beobachten, denn Wildbienen stechen nicht“, sagt Martina Gehret, LBV-Gartenexpertin. Ein Wildbienenhotel zum Aufhängen oder Aufstellen hilft verschiedenen Wildbienenarten, wie zum Beispiel Mauerbienen, Blattschneiderbienen oder Scherenbienen.
Doch bei weitem nicht jedes im Handel angebotene Bienenhotel macht Sie zum erfolgreichen Hotelier. Die Nisthilfen sollten aus Hartholz sein und keinesfalls aus Plastik oder Glas. Sonst wird die Brut nicht gut belüftet und stirbt ab. Die Brutröhren sollten im Durchmesser von zwei bis acht Millimetern sein, damit große und kleine Wildbienen das Hotel nutzen können. „Ein Fünf-Sterne Hotel zeichnet sich dadurch aus, dass die Bohrungen glatt sind und keine Holzsplinte in die Öffnungen stechen“, sagt Gehret. Grundsätzlich sollte die Nisthilfe an einem sonnigen Plätzchen hängen und mit einem kleinen Vordach witterungsgeschützt sein.
Allerdings legt der Großteil der über 500 bayerischen Wildbienenarten seine Eier im Boden ab. Für sie haben klassische Wildbienenhotels keinen Nutzen. Hier sind Hoteliers mit mehr Abenteuerlust gefragt, die den Insekten ein „Wildnis-Camps“ anbieten: offene, sandige Bodenstellen. Dort können im Boden nistende Wildbienen, wie beispielsweise die Graue Sandbiene, unterirdische Gänge für ihre Brut graben.
Wer ein guter Wildbienen-Hotelier werden will, der sorgt auch für das richtige kulinarische Angebot. Denn finden die Wildbienen in der Nähe kein vielfältiges Blütenbuffet, wird das errichtete Hotel wahrscheinlich leer bleiben. „Blühen heimische Wildpflanzen über das Jahr verteilt, finden die Wildbienen stets eine reich gefüllte Tafel voller Nektar und Pollen“, sagt Gehret. Im Frühjahr lieben sie Winterlinge und Blaustern, im Sommer erfreuen sie sich an Wiesenschafgarbe, Glockenblume und Wiesensalbei. Wenn zum Herbst noch Rainfarn und Wilde Möhre blühen, stehen die Chancen gut, dass sich der Garten oder Balkon rund um die Nisthilfe mit herrlichem Summen füllt.
Bienenschutz und Politik
Mit dem erfolgreichen Volksbegehren Artenvielfalt ist der erste Schritt in Richtung einer naturverträglicheren Landwirtschaft gemacht. Aber nicht nur die bayerische Umweltpolitik muss sich ändern, wenn der Insektenrückgang aufgehalten und umgekehrt werden soll. Auch auf Bundes- und EU-Ebene muss der Schutz von Insekten endlich in die Tat umgesetzt werden. „Die milliardenschweren Subventionen müssen an konkrete Leistungen der Landwirte für die Umwelt geknüpft werden und Strukturelemente wie Blühflächen wieder selbstverständlicher Bestandteil der Agrarlandschaft werden. Der Pestizideinsatz muss deutlich sinken und hochgiftige Wirkstoffe müssen endlich vom Markt“, fordert Luy.
Bürgerwissenschaftliche Mitmach-Aktion zu Bayerns Insekten
Um mehr über den Zustand von Wildbienen und anderen Insekten in Bayern und Deutschland zu erfahren, ruft der LBV und sein bundesweiter Partner NABU zum zweiten Mal zu einer bundesweiten Zählung auf. Bei der Aktion „Insektensommer“ sind vom 31. Mai bis zum 09. Juni sowie vom 02. bis zum 11. August alle Bürger aufgerufen, Insekten zu zählen und die Daten an den LBV zu melden. LBV und NABU erhoffen sich damit ein deutschlandweit genaueres Bild von der Insektenwelt in unseren Städten und ländlichen Regionen. Denn bislang liegen nur wenige bundesweite und artenübergreifende Informationen dazu vor.
Alles Weitere zur Insektenzählung von LBV und NABU vom (31.05.-09.6. und 02.-11.8.):
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