Sandsteinhaus in Mistelgau wird erster Partner-Schützling von Kulturerbe Bayern
Gemeinschaftlich geschichtsträchtige Häuser erhalten: „Kulturerbe Bayern“ und der Verein „Rettet die Fachwerk- und Sandsteinhäuser!“ vereinbaren eine Projektpartnerschaft
In Anwesenheit von Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz haben der Verein „Kulturerbe Bayern“ und der Verein „Rettet die Fachwerk- und Sandsteinhäuser!“ am letzten Samstag ein Partnerschaftsabkommen vereinbart. Als ersten Projektpartner unterstützt die bayernweit aktive, bürgerschaftliche Initiative Kulturerbe Bayern den Verein Rettet die Fachwerk- und Sandsteinhäuser! dabei, ein Sandsteinhaus mit schmucken Verzierungen, sogenannten Fensterschürzen, in Mistelgau im Landkreis Bayreuth (Bahnhofstraße 5) instand zu setzen und wieder bewohnbar zu machen. Das für die Region typische und doch besondere Haus ist der erste Partner-Schützling von Kulturerbe Bayern.
„Mit unseren Mitgliedern, freiwilligen Helfern, Spendern und Stiftern kümmern wir uns um die Orte, die Bayern einzigartig machen. Diese Gemeinschaftsleistung teilen wir gerne mit lokalen Initiativen, die sich aktiv dafür einsetzen, gebautes und gewachsenes Erbe zu erhalten. Wir freuen uns darauf, das für die Region typische Sandsteinhaus in Mistelgau als ersten Partner-Schützling von Kulturerbe Bayern in Obhut zu nehmen“, erklärt Dr. Johannes Haslauer, Erster Vorsitzender des Vereins Kulturerbe Bayern. Kulturerbe Bayern präsentiert das Haus als ersten Partner-Schützling auf der Website www.kulturerbebayern.de/musikerhaus.html.
„Dass Kulturerbe Bayern uns bei der Rettung des Hauses hilft, sehen wir als besondere Würdigung unseres Vorhabens an. Wir wollen daher alle ermuntern, das Projekt ebenfalls zu unterstützen. Gemeinsam wollen wir ein Haus wieder mit Leben füllen, das typisch für den Ort und die Region ist“, sagt Brigitte Trausch, Erste Vorsitzende des Vereins Rettet die Fachwerk- und Sandsteinhäuser! e.V., zur Zusammenarbeit mit Kulturerbe Bayern.
Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz begrüßt die Kooperation der beiden Initiativen: „Die Denkmalpflege in Bayern hat eine große und gute Tradition. Der Staatshaushalt enthält hohe Beträge für ihre Förderung, und auch Kommunen und viele öffentliche Stellen unterstützen Denkmaleigentümer nach Kräften. Doch es braucht auch Bürgerinnen und Bürger, die sich begeistern lassen von den Geschichten, die in alten Mauern stecken. Es braucht Engagierte, die ein Bewusstsein für den Wert alter Bausubstanz wecken, die uns aufzeigen, wie bedeutsam historische Bauten für ein Ortsbild und letztlich für die Identität eines Ortes und einer ganzen Region sind. Kulturerbe Bayern setzt auf ein Netzwerk mit örtlichen oder regionalen Initiativen. Und eine solche Initiative ist der Verein Rettet die Fachwerk- und Sandsteinhäuser!, der die vielen kleinen, schmucken, aussagekräftigen Häuser des Bayreuther Landes als Schatz erhalten will. Es wird nun darauf ankommen, eine tragfähige Nutzung für dieses Gebäude zu finden. Dem heute geschlossenen Bündnis zwischen dem bayernweit tätigen Verein und dem regionalen Verein wünsche ich eine fruchtbare Zukunft – zum Wohl unserer Denkmallandschaft.“
Für die Rettung des Sandsteinhauses in Mistelgau möchte Kulturerbe Bayern helfen, ein nachhaltiges Nutzungskonzept zu erarbeiten. Auch beim Einwerben der finanziellen Mittel und bei der Instandsetzung wird sich Kulturerbe Bayern für den Partner-Schützling engagieren. Im Rahmen der Projektpartnerschaft ist der Verein Rettet die Fachwerk- und Sandsteinhäuser! Mitglied bei Kulturerbe Bayern geworden. Umgekehrt heißt der oberfränkische Verein die bayernweite Initiative Kulturerbe Bayern als 250. Mitglied willkommen.
2018 hatte der Verein Rettet die Fachwerk- und Sandsteinhäuser! e.V. das denkmal-geschützte Haus erworben. Vier unterschiedliche Fensterschürzen schmücken dessen Fassade, darunter ein absolutes Unikat: Eine etwa ein Quadratmeter große Fensterschürze unter dem Giebelfenster zeigt eine Geige mit Bogen umgeben von Klarinette und Flöte. Die handgemeißelten Musikinstrumente erinnern daran, dass der einstige Bauherr Konrad Knörl, der das Haus 1837 nach einem Dorfbrand errichtet hatte, als Musiker diese Instrumente auch spielen konnte.
Fensterschürzen sind eine einzigartige und einmalige Kunstform an den meist zur Straße hin ausgerichteten Giebeln bei Bauernhäusern aus Sandstein in der früheren Markgrafschaft Bayreuth-Kulmbach. Mit den kunstvollen Verzierungen wollten die Bauern ihren Wohlstand demonstrieren.
Über Kulturerbe Bayern
Der 2015 gegründete Verein Kulturerbe Bayern fördert das Engagement der Menschen für die Kulturschätze Bayerns, indem er sie zur Mitwirkung gewinnt – sei es als Mitglieder, Volunteers, Spender oder als Stifter. Am 5. November 2018 wurde als zweites Standbein der Initiative die Stiftung Kulturerbe Bayern gegründet. Als „bayerischer National Trust“ übernimmt Kulturerbe Bayern wertvolle historische Gebäude und Kulturlandschaftsteile in Bayern in sein Eigentum, um sie mit geeigneten Maßnahmen zu erhalten und mit lebendigen und tragfähigen Nutzungskonzepten dauerhaft zu sichern. Kulturerbe Bayern unterstützt aber auch lokale Initiativen, die aktiv gebautes und gewachsenes Erbe erhalten.
Aktuell bilden mehr als 800 Mitglieder das Fundament für die Aktivitäten der Initiative. Zudem haben über 190 Volunteers – Ehrenamtliche, die sich bereit erklärt haben, ihre Fähigkeiten für Kulturerbe Bayern einzubringen – ihre Unterstützung zugesagt. Aktuell zeigt Kulturerbe Bayern mit seinem ersten Schützling – das spätmittelalterliche Wohnhaus Judengasse 10 in Rothenburg ob der Tauber -, wie das Konzept der Initiative künftig in Bayern wirken soll.
Über „Rettet die Fachwerk- und Sandsteinhäuser e.V.!“
Der 2011 gegründete Verein hat sich die Erhaltung regionaltypischer oder bedeutsamer Bauwerke in Oberfranken zum Ziel gesetzt. Er will auf die Schönheit und die baulichen Besonderheiten dieser Gebäude aufmerksam machen. Dadurch will er die Menschen motivieren, diese bauhistorisch und kunsthandwerklich bedeutsamen sowie Ortsbild prägenden Kulturgüter zu pflegen und zu erhalten.
Die Mitglieder wollen außerdem dazu beitragen, dass sanierungsbedürftige Objekte vor Ort erhalten bleiben, saniert und einer sinnvollen Nutzung zugeführt werden. Zu diesem Zweck hat der Verein im vergangenen Jahr das denkmalgeschützte Fensterschürzenhaus Bahnhofstraße 5 in Mistelgau erworben.
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